Mit zehn bis zwölf Millionen Menschen zählen die Roma zu den grössten Minderheiten in Europa. In zahlreichen Ländern Europas werden sie jedoch systematisch diskriminiert, ausgegrenzt, vertrieben, an der sozialen Integration gehindert und im Zugang zu Schulen, Arbeit, Sozialdiensten, gesundheitlicher Versorgung und Infrastruktur benachteiligt. Zudem sind die Roma in Europa regelmässig Ziel von Zwangsräumungen.
«Stereotype und eine einseitig negative Wahrnehmung von Roma in manchen Medien und in Teilen der öffentlichen Meinung in Europa nähren die Diskriminierung, der diese Bevölkerungsgruppe in allen Lebensbereichen ausgesetzt ist», sagt Jezerca Tigani, stellvertretende Leiterin des Europa- und Zentralasien-Programms von Amnesty International, anlässlich des Internationalen Roma-Tages am 8. April. «Es wäre Aufgabe der europäischen Regierungen, mit dem guten Beispiel voranzugehen, soziale Vorurteile zu bekämpfen und die Gleichstellung der Roma fördern. Leider jedoch machen sie oft das Gegenteil.»
Im April 2011 hat Amnesty International einen Bericht zur Situation der Roma in Serbien veröffentlicht. In Belgrad wurden und werden die Siedlungen von Hunderten von Roma-Familien immer wieder rechtswidrig geräumt. Die Betroffenen finden im besten Fall Zuflucht bei Verwandten, manche müssen in einem Metallcontainer hausen, im schlimmsten Fall droht ihnen ein Leben auf der Strasse.
Amnesty International fordert einen sofortigen Stopp solch rechtswidriger Zwangsräumungen. Die Behörden müssen gewährleisten, dass, wer sein Zuhause verliert oder es verlassen soll, in das gesamte Räumungsverfahren mit einbezogen wird und eine rechtliche Vertretung, Entschädigung sowie eine alternative, menschenwürdige Unterkunft erhält.
Amnesty dokumentiert seit Jahren, wie europäische Regierungen daran scheitern, die Roma vor gesellschaftlicher und gesetzlicher Diskriminierung zu schützen. Neben Serbien verweigern auch Rumänien, Slowenien, Italien und Mazedonien den Roma das Recht auf ein Leben in Sicherheit und Würde. Tschechien, Kroatien und die Slowakei tun nicht genug, um Romakinder in den regulären Schulunterricht zu integrieren. In ihren Asylverfahren berücksichtigen europäische Staaten die Menschenrechtssituation von Roma in ihren Herkunftsländern unzureichend.
Es ist an der Zeit, dass Europas Regierungen ihren Verpflichtungen nachkommen und der menschenrechtsverletzenden Diskriminierung von Roma in Politik und Praxis ein Ende setzen. Nur die Menschenrechte und die Würde von Roma wirksam geschützt werden, können sie dem Teufelskreis von Armut und Ausgrenzung entkommen.