Eine fest verwurzelte Anti-Roma-Haltung innerhalb des slowakischen Bildungssystems hat dazu geführt, dass viele Romakinder buchstäblich in gesonderten Klassenzimmern und Schulen eingesperrt sind. Damit soll der Kontakt mit Nicht-Romakindern verhindert werden.
In vielen Distrikten der Slowakei sind bis zu 100 Prozent der SchülerInnen in den Sonderschulen oder -klassen für geistig behinderte oder lernschwache Kinder oder in ethnisch getrennten Klassen Roma.
Diese Praxis verletzt nicht nur ihr Recht auf Bildung frei von Diskriminierung, sondern langfristig auch eine Reihe von anderen Menschenrechten, wie das Recht auf Gesundheit, Arbeit und Meinungsfreiheit. Die systematische Verletzung des Rechts auf Bildung verunmöglicht den Roma in der Slowakei eine vollwertige Teilnahme an der Gesellschaft und führt sie in einen Teufelskreis der Armut und Marginalisierung.
Teilerfolg: neues Schulgesetz
Amnesty International setzt sich seit 2007 mit einigen Teilerfolgen für einen gleichberechtigten Zugang der Romakinder zur Schulbildung und gegen ihre Ausgrenzung ein. Die slowakische Regierung hat in der Folge im Mai 2008 ein neues Schulgesetz verabschiedet, das ein Diskriminierungsverbot, insbesondere durch Ausgrenzung von Minderheiten, beinhaltet. Das Gesetz definiert jedoch Ausgrenzung nicht genau. Bis anhin wurden auch noch keine konkreten Massnahmen und Richtlinien ausgearbeitet, um das Verbot von Diskriminierung und Ausgrenzung auf der Grundlage ethnischer Merkmale in der Praxis umzusetzen.
Amnesty International nutzt den Zeitpunkt des Regierungswechsels in der Slowakei, um der für die Anliegen der Roma wohlgesinnteren neuen Regierung konkrete Forderungen zu stellen, damit der Diskriminierung und der Ausgrenzung der Romakinder aus dem Bildungssystem ein Ende bereitet wird.