Idil Eser (Mitte) und die anderen neun inhaftierten MenschenrechtsverteidgerInnen © Rebecca Hendin
Idil Eser (Mitte) und die anderen neun inhaftierten MenschenrechtsverteidgerInnen © Rebecca Hendin

Türkei 100 Tage in türkischer Haft

Medienmitteilung 12. Oktober 2017, London/Bern Medienkontakt
Vor 100 Tagen wurden in der Türkei 10 bekannte Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten verhaftet. Amnesty International fordert mit einer globalen Solidaritätsaktion ihre sofortige und bedingungslose Freilassung.

Die zehn Aktivistinnen und Aktivisten, darunter die Direktorin der türkischen Amnesty-Sektion, İdil Eser, wurden am 5. Juli in der Nähe von Istanbul unter absurden «Terror»-Vorwürfen festgenommen. Einen Monat zuvor war bereits der Präsident von Amnesty-Türkei, Taner Kiliç, verhaftet worden. Am 4. Oktober reichte ein Staatsanwalt die Anklage ein: Den 11 Menschenrechtsverteidigern drohen jeweils bis zu 15 Jahre Gefängnis.

Skandalöse Anklage

«Vor 100 Tagen wurden unsere Kolleginnen und Kollegen hinter Gitter gesetzt – nur weil sie die Menschenrechte verteidigt haben. Jeder weitere Tag in Haft macht deutlicher, wie schlecht es um die türkische Justiz steht und welches Ausmass die Repression nach dem gescheiterten Putschversuch erreicht hat», so John Dalhuisen, Europadirektor von Amnesty International.

«Die empörende Anklageschrift enthält absolut keine neuen Beweise, sondern wiederholt nur die absurden und widersprüchlichen Beschuldigungen gegen die prominenten Menschenrechtsverteidiger. Kein Gericht, das sich selbst ernst nimmt, kann eine solche Anklage gelten lassen».

Die Aktivistinnen und Aktivisten werden der Unterstützung von verschiedenen «bewaffneten Terrororganisationen» mit diametral entgegengesetzten Ideologien beschuldigt.

Übliche Tätigkeiten von Menschenrechtler werden ihnen zur Last gelegt: etwa sich gegen den Verkauf von Tränengas an die Türkei engagiert zu haben, sich um Fördergelder bemüht oder sich in einer Kampagne für die Freilassung von Lehrpersonen eingesetzt zu haben, die sich im Hungerstreik befanden. All dies sei im Auftrag von Terrororganisationen geschehen, wird in der Anklage ohne jegliche Beweise behauptet.

Einige der Vorwürfe gegen İdil Eser stützen sich gar auf Dokumente und öffentliche Verlautbarungen von Amnesty International, die vor ihrer Zeit bei der Menschenrechtsorganisation verfasst wurden.

#PartyWithIdil: Geburtstag hinter Gittern

Terminhinweis

Anlässlich des Geburtstags von İdil Eser diesen Samstag (14.10) veranstalten Menschen in über 25 Ländern Solidaritätsaktionen – auch in der Schweiz. In Lugano findet am Freitagabend am Rande des Menschenrechtsfilmfestivals eine Party statt (23.30 Uhr, Living Room Club, Via Trevano 89a).

Amnesty International ruft dazu auf, İdil Eser auch über soziale Medien alles Gute zu wünschen (Hashtag #PartyWithIdil) und von der türkischen Regierung die Freilassung der verhafteten Menschenrechtsverteidiger sowie des Präsidenten von Amnesty Türkei, Taner Kiliç, zu fordern.