«In den letzten 24 Stunden wurden wir Zeugen eines weiteren Justizskandals in der Türkei. Zunächst wurde Taner Kılıç die Freiheit versprochen, dann stiess das Gericht seinen eigenen Entscheid wieder um, nachdem die Staatsanwaltschaft damit nicht einverstanden war. Das ist verheerend für Taner, seine Familie und alle, die sich für Gerechtigkeit in der Türkei einsetzen», sagte Salil Shetty, Generalsekretär von Amnesty International.
«Diese jüngste Episode seiner böswilligen Inhaftierung hat die Hoffnungen von Taner, seiner Frau und seinen Töchtern – die den ganzen Tag bis in die Nacht an den Gefängnistoren warteten, um ihn in ihren Armen zu empfangen – zunichte gemacht.»
Das 35. Istanbuler Strafgericht stiess seinen eigenen Entscheid um, Taner Kılıç unter Auflagen frei zu lassen. Der Staatsanwalt hatte Berufung gegen die am Mittwoch verfügte Freilassung eingelegt. Die Berufung wurde zunächst abgelehnt, dann aber von einem zweiten Gericht in Istanbul akzeptiert. Daraufhin revidierte das 35. Istanbuler Strafgericht seinen ursprünglichen Entscheid – eine bizarre Justizposse.
Taner Kılıç verbleibt damit im Gefängnis in Izmir. Seine Untersuchungshaft dauert bereits 241 Tage, trotz überwältigender Beweise für seine Unschuld.
«Der Fall Taner Kılıç offenbart die tiefe Krise, in der das türkische Justizsystem steckt. Das Recht auf einen fairen Prozess ist komplett ausgehöhlt, das Leben zahlreicher Menschen ruiniert», sagte Salil Shetty. «Doch diese Ungerechtigkeit bestärkt uns nur in unserer Entschlossenheit, für Taner zu kämpfen. Mehr als eine Million Menschen haben bereits seine Freilassung gefordert. Er hätte nie verhaftet werden dürfen, und wir werden nicht ruhen, bis er frei ist», sagte Salil Shetty.
Die nächste Gerichtsverhandlung ist auf den 21. Juni 2018 angesetzt.