Diese Satellitenbilder zeigten bereits im März die erheblichen Schäden und Zerstörungen durch den russischen Angriff auf die Stadt Isium. © 2022 Planet Labs Inc.
Diese Satellitenbilder zeigten bereits im März die erheblichen Schäden und Zerstörungen durch den russischen Angriff auf die Stadt Isium. © 2022 Planet Labs Inc.

Ukraine Massengräber in Isjum – Aufklärung unterstützen

19. September 2022
In der Umgebung von Isjum wurden Massengräber mit Leichen von Zivilpersonen und Militärangehörigen entdeckt. Bei der Aufklärung der Hintergründe und mutmasslicher Kriegsverbrechen muss die Ukraine unterstützt werden, fordert Amnesty International.

Nachdem die ukrainischen Behörden die Kontrolle über Isjum in der Region Charkiw zurückerobert hatten, gaben sie bekannt, dass sie in einem nahe gelegenen Wald ein Massengrab entdeckt hatten. In mehreren Gräbern wurden die Leichen ukrainischer Zivilpersonen und Militärangehöriger entdeckt, die vor kurzem begraben worden sind.

«Bereits im März schlug Amnesty International Alarm wegen des Schicksals der Zivilpersonen in Isjum, das seit dem vierten Tag der russischen Invasion in der Ukraine unerbittlich von den russischen Streitkräften angegriffen wurde», sagt Marie Struthers, die Direktorin für Osteuropa und Zentralasien bei Amnesty International. «Der Fund dieses Massengrabs bestätigt nun unsere schlimmsten Befürchtungen. Die Menschen in der Ukraine und die Welt verdienen es, zu erfahren, wie genau die in dem Wald bei Isjum begrabenen Menschen gestorben sind. Für jede rechtswidrige Tötung und jedes weitere Kriegsverbrechen muss es Gerechtigkeit und Entschädigungen für die Opfer und ihre Familien sowie einen fairen Prozess und die Rechenschaftspflicht für die mutmasslich Verantwortlichen geben.»

Amnesty International fordert die internationale Gemeinschaft erneut auf, die Ukraine bei der Sicherung von Beweisen und der Durchführung der notwendigen Untersuchungen mit finanziellen Mitteln und anderen Ressourcen zu unterstützen, damit geklärt werden kann, wie diese Menschen zu Tode gekommen sind und wer dafür verantwortlich ist. «Diejenigen, die Völkerrechtsverbrechen begehen oder anordnen, sollten daran denken, dass es keine Verjährung gibt und dass die Gerechtigkeit sie einholen wird. Um Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für die Opfer zu gewährleisten, müssen die Prozesse gegen die mutmasslichen Kriegsverbrecher*innen internationalen Standards für faire Verfahren entsprechen», so Marie Struthers.

Hintergrund

Nach Angaben von Oleh Kotenko, dem ukrainischen Beauftragten für Vermisste, wurden die Grabstätten in aller Eile ausgehoben, um die zahlreichen Toten zu begraben, die unter anderem bei dem schweren Beschuss der Stadt durch die russischen Streitkräfte im Februar und März 2022 ums Leben gekommen waren. Fotos und Zeugenaussagen von Journalist*innen aus dem Gebiet stimmen mit diesem Bericht überein.

Die Journalist*innen berichteten, dass einige Holzkreuze auf den Gräbern die Namen derjenigen tragen, die vermutlich darunter begraben sind, während auf den meisten nur Nummern stehen, darunter auch auf einem Kreuz, auf dem angegeben ist, dass dort 17 ukrainische Soldat*innen begraben sind.

Seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar 2022 hat Amnesty International zahlreiche schwere Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht durch russische Streitkräfte dokumentiert, darunter Angriffe auf Zivilpersonen, Wohnhäuser und zivile Infrastruktur, rechtswidrige Tötungen und andere Kriegsverbrechen.