Hoffnung auf Freiheit und Gerechtigkeit in einem neuen Ägypten. © Maggie Osama
Hoffnung auf Freiheit und Gerechtigkeit in einem neuen Ägypten. © Maggie Osama

Ägypten 1 Monat vor den Wahlen: Kritischer Blogger von Militärgericht verurteilt

1. November 2011
Einen Monat vor den geplanten Parlamentswahlen in Ägypten regiert das Militär weiter mit Hilfe repressiver  Ausnahmegesetze. Zivilpersonen werden von Militärgerichten abgeurteilt - zuletzt ein kritischer Blogger.  Grundlegende Reformen lassen auf sich warten, Frauen bleiben aussen vor. Mit einem aus 10 Punkten bestehenden Manifest erinnert Amnesty International alle Kandidierenden an die revolutionären Versprechungen.

Auch Monate nach dem Sturz Mubaraks regiert der herrschende Militärrat nach alten Mustern: Jüngstes Beispiel ist die Verhaftung des bekannten Aktivisten und Bloggers Alaa Abdel Fattah. Er kritisierte die Rolle des Militärs bei der Niederschlagung von Protesten der koptischen Minderheit, bei der am 9. Oktober 27 Personen getötet worden sind, und wurde dafür - zusammen mit anderen KritikerInnen - vor Militärgerichten angeklagt.  Bezeichnenderweise führt das Militär die Untersuchung über die Vorfälle vom 9. Oktober 2011 selbst und hält auch weiterhin am Ausnahmezustand fest.

Zur internationalen Pressemitteilung

10-Punkte-Manifest von Amnesty an die Parlamentskandidaten

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Repression haben Ägypterinnen und Ägypter nur wenig Vertrauen darin, dass der Staat für Gerechtigkeit, Würde und funktionierende Institutionen sorgt. Im Hinblick auf die in einem Monat anstehenden Wahlen versendet Amnesty International ein «Manifest für den Wandel» an alle politischen Parteien und sämtliche Kandidierenden mit dem Aufruf, sich auf 10 menschenrechtliche Kernforderungen zu verpflichten. Diese Forderungen sind:

  1. Aufhebung des Ausnahmezustands und Reform des Sicherheitsapparats
  2. Für ein Ende von Folter und incommunicado-Haft
  3. Faire Prozesse und Reform des Justizwesens
  4. Gewährleistung der Versammlungs- und Meinungsfreiheit
  5. Untersuchung vergangener Menschenrechtsverletzungen
  6. Gewährleistung wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Rechte
  7. Schutz der Rechte von SlumbewohnerInnen
  8. Kampf gegen Diskriminierungen
  9. Kampf der Gewalt gegen Frauen
  10. Abschaffung der Todesstrafe

Zum Manifest (englisch)