Ägypten Militär muss endlich Folter stoppen

Die Methoden: Tritte, Peitschenhiebe, Elektroschocks. Die Täter: Soldaten und andere Angehörige der ägyptischen Armee. Die Opfer: friedliche Demonstranten. «Der Militärrat muss dafür sorgen, dass Folter und Misshandlungen endlich ein Ende haben.» Das fordert Amnesty International nach einer Ermittlungsreise in Kairo und Umgebung. Amnesty-Mitarbeiter haben Aussagen von Häftlingen und ihrer Angehörigen dokumentiert, nach denen in den Tagen vor dem Rücktritt von Präsident Hosni Mubarak Militärangehörige Gefangene folterten.

«Niemand darf gefoltert oder misshandelt werden – daran wird der Reformwille des ägyptischen Militärs zu messen sein», sagte Patrick Walder, Experte für Folter und Todesstrafe bei Amnesty International Schweiz.

«Das Militär muss sofort unmissverständliche Anweisungen an alle Armeeangehörigen geben. Alle Folter-Vorwürfe müssen schnell und unabhängig untersucht, die Täter und Verantwortlichen zur Verantwortung gezogen werden», forderte Walder. Ausserdem müssten die Behörden sofort Namen und Aufenthaltsort aller Gefangen veröffentlichen. «Wer nicht wegen kriminellen Vergehen angeklagt wird, ist sofort freizulassen.»

Ein 29-Jähriger berichtete Amnesty International, er sei am 3. Februar 2011 von Soldaten in einem Anbau des ägyptischen Museums in Kairo gefoltert worden: «Sie nannten mich einen Verräter und ausländischen Agenten. Ich musste mich bis auf die Unterwäsche ausziehen und mich mit dem Kopf nach unten auf den Boden legen. Die Soldaten schlugen mich mit einer Peitsche und drückten ihre Stiefel auf meinen Rücken und auf meine Hände. Sie gaben mir Fusstritte. Auch viele andere Gefangene wurden ausgepeitscht.»

Der Mann, dessen Namen Amnesty aus Sicherheitsgründen nicht veröffentlich, wurde seinen Aussagen zufolge am folgenden Tag an einen anderen Ort gebracht. Dort wurde er wieder geschlagen und mit Elektroschocks traktiert.

Ein 18-Jähriger sagte aus, an einem unbekannten Ort gefoltert worden zu sein. Soldaten hatten ihn am 3. Februar 2011 in der Nähe des Tahrir-Platzes in Kairo verhaftet: «Sie legten eine Kette oder etwas ähnliches um meine Füsse und zogen mich hoch, so dass ich kopfüber hing. Immer wieder tauchten sie mich in ein Fass mit Wasser. Sie sagten, ich solle gestehen, von Israel oder dem Iran ausgebildet zu sei. Sie misshandelten mich auch mit Elektroschocks, bis ich in Ohnmacht fiel.»

Medienmitteilung veröffentlicht: 17. Februar 2011
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