Am 22. September 2019 nahmen Sicherheitskräfte in Zivil die bekannte Menschenrechtsanwältin Mahienour el-Masry fest, als sie sich bei der Staatsanwaltschaft der Staatssicherheit (SSSP) über den Stand der Ermittlungen gegen AktivistInnen erkundigen wollte, die kurz zuvor bei Protesten festgenommen worden waren. Ihr wird «Zusammenarbeit mit einer Terrorvereinigung zur Erlangung ihrer Ziele» sowie die Verbreitung von «Falschmeldungen» vorgeworfen.
Am 29. September wurde der Aktivist Alaa Abdel Fattah auf der Polizeiwache des Kairoer Stadtbezirks Doqqi festgenommen. Die Polizei sagte seiner Mutter, dass er zur SSSP gebracht worden sei. Später am selben Tag erschien Mohamed el-Baqer, einer der Rechtsbeistände von Alaa Abdel Fattah, bei der SSSP, woraufhin man ihn ebenfalls festnahm. Ihnen wird vorgeworfen, «einer illegalen Organisation beigetreten» zu sein, «ausländische Finanzmittel erhalten» zu haben, «falsche Nachrichten verbreitet» und «die sozialen Medien missbraucht» zu haben.
Im Gefängnis wurden beide Männer wiederholt bedroht und beleidigt, Alaa Abdel Fattah wurde ausserdem geschlagen und getreten.
Die Festnahmen und Inhaftierungen stehen im Kontext der grössten Festnahmewelle seit dem Amtsantritt von Präsident Abdel Fattah al-Sisi im Jahr 2014. Am 20. und 21. September 2019 waren in mehreren ägyptischen Städten Proteste ausgebrochen, bei denen der Rücktritt des Präsidenten gefordert wurde. Daraufhin wurden mehr als 3.900 Menschen festgenommen.
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