Diese überaus brutalen Akte sind die Wiederholung einer traurigen Geschichte. In der Nacht des 13. Juli 2001 griffen mehrere Hundert Männer allein lebende Frauen in Hassi Messaoud an. Fast alle haben danach von sexuellen Belästigungen berichtet, mehrere von Vergewaltigungen, und drei Frauen sind Opfer einer Gruppenvergewaltigung geworden. Die Gesichter vieler Frauen wiesen Schnittspuren oder Verbrennungen auf. Ihre Zimmer wurden verwüstet. Die ursprünglich aus verschiedenen Gegenden Algeriens stammenden Frauen zogen nach Hassi Messaoud, um dort als Köchinnen oder Reinigungskräfte im Dienste ausländischer Ölfirmen für sich und ihre Familien ein bescheidenes Auskommen zu finden.
Diese Frauen haben nichts getan – sie wurden schutzlos Opfer unvergleichlicher Brutalität. Mitauslösendes Element dürfte die Predigt eines Imams gewesen sein, der sie als Prostituierte bezeichnet hatte. Die tiefere Ursache liegt aber wohl in der Abwesenheit von Wahrheit und Gerechtigkeit sowie in der Stellung der Frau in Algerien.
Einige Frauen haben sich nicht in ihr Schicksal gefügt und Klage eingereicht. Sie wurden jedoch nur Teil einer Justizparodie, die sich über mehrere Jahre hingezogen hat. Gemäss Informationen von Amnesty International wurde ein einziger der Verantwortlichen wegen Vergewaltigung zu einer Gefängnisstrafe von 8 Jahren verurteilt. Für all die anderen Gewaltakte wurde niemand zur Rechenschaft gezogen.
Ende April haben verschiedene Vereinigungen und NGOs in Algerien das „Kollektiv für die Verteidigung und die Sicherheit der Frauen von Hassi Messaoub“ (Collectif de défense et de sécurité des femmes de Hassi Messaoud) gegründet.
Über die Geschichte der Frauen von Hassi Messaoub gibt es ein eindrückliches Buch: «Laissées pour mortes. Le lynchage des femmes de Hassi Messaoud, Editions Max Milo.Die algerische Komikerin Nadia Kaci hat darin die Aussagen von zwei der Opfer der Übergriffe von 2001, Rahmouna Salah et Fatiha Maamoura, zusammen getragen.
Wenden auch Sie sich an den algerischen Justizminister und fordern Sie die Aufklärung der Gewaltakte und die Bestrafung der Verantwortlichen!