Ayat Al-Qarmezi gab an, die ersten 15 Tage ihrer Gefangenschaft in Einzelhaft verbracht zu haben und mit Elektroschocks gefoltert worden zu sein. Ihre Freilassung ist an Bedingungen geknüpft, das Urteil noch nicht aufgehoben: Sie darf Bahrain nicht verlassen und darf sich nicht öffentlich zu den Umständen ihrer Haft äussern.
Die Demonstration für Reformen in Bahrain, an der die Studentin ihr Gedicht vorgelesen hatte, fand im Februar in der Hauptstadt Manama statt. Ayat Al-Qarmezi las beispielsweise folgende Verse vor: «Wir werden die Erniedrigung morden, das Elend meucheln» und «Hört ihr nicht ihre Rufe, vernehmt ihr nicht ihre Schreie?».
Die junge Frau war gezwungen, sich am 30. März den Behörden zu stellen, nachdem maskierte Sicherheitskräfte gedroht hatten, ihre Brüder zu töten, falls sie sich nicht selbst den Behörden ausliefern würde. Am 12. Juni verurteilte ein Militärgericht sie wegen Teilnahme an illegalen Protesten, Störung der öffentlichen Sicherheit und Aufwiegelung zu einem Jahr Haft.
Amnesty International geht davon aus, dass Ayat al-Qarmezi inhaftiert wurde, weil sie in der Öffentlichkeit friedlich ihre Meinung geäussert hat, und somit eine gewaltlose politische Gefangene war. Daher sollten die Anklagepunkte gegen sie fallen gelassen werden.
Hintergrund
In Zusammenhang mit den Reformkundgebungen, die Anfang Februar in Bahrain begonnen hatten, wurden mindestens 500 Personen inhaftiert. Vier der Inhaftierten sind unter ungeklärten Umständen in Haft gestorben. Dutzende Festgenommene wurden vor Militärgerichte gestellt und schuldig befunden. Die verhängten Strafen reichen von geringen Haftstrafen bis hin zu Todesurteilen, die bisher in zwei Fällen ausgesprochen wurden.