Dem Erdboden gleichgemacht: Das Dorf Maktab Khaled in der Nähe von Kirkuk. © AI
Dem Erdboden gleichgemacht: Das Dorf Maktab Khaled in der Nähe von Kirkuk. © AI

Irak Kurdische Behörden zerstören Häuser und bestrafen die sunnitische Bevölkerung in Kirkuk

Medienmitteilung 7. November 2016, London/Bern – Medienkontakt
Offensichtlich aus Rache für einen Angriff des sogenannten Islamischen Staats (IS) sind die kurdischen Behörden gewaltsam gegen die sunnitische Bevölkerung in Kirkuk vorgegangen. Hunderte von Menschen wurden von kurdischen Kämpfern vertrieben und ihre Häuser zerstört.

Der Bericht «‘Where are we supposed to go?’: Destruction and forced displacement in Kirkuk» («‘Wohin sollen wir jetzt gehen’: Zerstörung und Vertreibung in Kirkuk») zeigt auf, wie Hunderte von sunnitischen BewohnerInnen aus Kirkuk vertrieben wurden; darunter zahlreiche Menschen, die zuvor bereits von den Kämpfen und der Gewalt aus umliegenden Bezirken in die Region geflohen waren. Vielen von ihnen wurde befohlen, sich zurück in ihre Heimatorte zu begeben oder sie wurden wegen des Verdachts, sie hätten Mitglieder des IS bei der Planung des blutigen Angriffs unterstützt, in Lager eingesperrt.

Der sogenannte Islamische Staat hatte am 21. Oktober überraschend acht Ortschaften im Gouvernement Kirkuk angegriffen. In Folge wurden den BewohnerInnen befohlen, das Gebiet zu verlassen und ihre Identitätsausweise wurden eingezogen. Unter den Betroffenen sind rund 250 Familien, die zuvor bereits aus anderen irakischen Bezirken geflohen waren und in Kirkuk Schutz gesucht hatten.  Mindestens 190 Familien wurden von Peschmerga- und Asayish-KämpferInnen aus den Dörfern Qotan und Qoshkaya im Dibis-Distrikt von Kirkuk vertrieben.

Amnesty International hat bereits Mitte Oktober brutale Vergeltungsaktionen gegen die sunnitische Bevölkerung durch Regierungstruppen und vornehmlich schiitische Milizen in vom IS befreiten Gebieten aufgedeckt. Vertreibungen und die Zerstörung von Häusern und Dörfern sunnitischer AraberInnen durch Peschmergatruppen im Nordirak wurden in einem Bericht von Anfang Jahr ausführlich dokumentiert.

Nachdem der IS grosse Gebiete unter seine Kontrolle gebracht hatte, zog sich die irakische Armee im Juni 2014 aus Nordirak zurück. Kirkuk ist seither de facto unter Kontrolle der kurdischen Regionalverwaltung.