Der 12-minütige Film Captives on the Frontlines: Yezidi former child soldiers who survived ISIS zeigt die Freundschaft zwischen Vian und Barzan, zwei jungen Männern, die 2014 als Jungen vom sogenannten Islamischen Staat entführt, indoktriniert und zum Kämpfen gezwungen wurden. Beide konnten entkommen und leben heute im Nordirak, wo der Dokumentarfilm im vergangenen Jahr gedreht wurde.
«Dieser Film zeigt die Herausforderungen, mit denen ehemalige jesidische Kindersoldaten immer noch konfrontiert sind, aber auch die Freundschaften, die unter schwierigsten Umständen entstanden sind», sagte Nicolette Waldman, von Amnestys Crisis-Team. «Ehemalige Kindersoldaten des sogenannten Islamischen Staates werden stigmatisiert, weshalb ihre erschütternden Erfahrungen häufig im Verborgenen bleiben. Indem Vian und Barzan mutig und offen ihre eigene Geschichte erzählten, beleuchteten sie die Schwierigkeiten, denen sie und andere ehemalige jesidische Kindersoldaten noch heute ausgesetzt sind. Viele dieser jungen Männer sind traumatisiert und leiden unter schweren körperlichen und psychischen Erkrankungen.»
Viele jesidische Kinder, die nach ihrer Gefangenschaft durch den sogenannten IS zu ihren Familien zurückkehrten, sind physisch und psychisch stark beeinträchtigt.
Ein im Juli 2020 veröffentlichter Bericht «Legacy of Terror: The Plight of Yezidi Child Survivors of ISIS» kommt zum Schluss, dass viele jesidische Kinder, die nach ihrer Gefangenschaft durch den sogenannten IS zu ihren Familien zurückkehrten, physisch und psychisch stark beeinträchtigt sind. Der Bericht beleuchtet auch die Situation der jesidischen Frauen, die von ihren Kindern getrennt wurden, die sie als Folge der sexualisierten Gewalt geboren hatten.
Bis heute haben viele jesidische Überlebende noch immer keine angemessene Unterstützung, Gesundheitsversorgung oder Bildung erhalten, die ihnen eine Reintegration in die Gesellschaft ermöglichen würden. Im November 2021 verabschiedete das irakische Parlament ein Gesetz zur Unterstützung von jesidischen Überlebenden. Amnesty International begrüsst dieses Gesetz und weist gleichzeitig darauf hin, dass mehr getan werden muss, um die Überlebenden der vom IS begangenen Gräueltaten umfassend zu unterstützen.
«Die irakischen Behörden, ihre internationalen Partner*innen und die Vereinten Nationen müssen sicherstellen, dass die ehemaligen jesidischen Kindersoldat vollen Zugang zu Wiedergutmachung und der Unterstützung haben, auf die sie nach dem Gesetz für jesidische Überlebende von 2021 Anspruch haben», sagte Nicolette Waldman. «Es braucht nun einen nationalen Aktionsplan, damit alle ehemaligen Kindersoldaten im Irak, einschliesslich der jesidischen Jungen und jungen Männer, die nötige Unterstützung erhalten, damit sie sich wieder in die Gesellschaft integrieren können.»