Iranische AktivistInnen gegen Steinigung: Mahboubeh Abbasgholizadeh, Filmemacherin, Javid Houtan Kiyan, Anwalt, und Shadi Sadr, Anwältin und Journalistin. © www.kosoof.com, DR, Jorn van Eck / AI
Iranische AktivistInnen gegen Steinigung: Mahboubeh Abbasgholizadeh, Filmemacherin, Javid Houtan Kiyan, Anwalt, und Shadi Sadr, Anwältin und Journalistin. © www.kosoof.com, DR, Jorn van Eck / AI

Iran Stoppt Steinigungen – für immer!

11. Januar 2011
Steinigung ist im Iran die gesetzlich vorgesehene Strafe für « Ehebruch von Verheirateten » . Aktuell sind mindestens zehn Gefangene von Steinigung bedroht. Amnesty International engagiert sich zusammen mit IranerInnen gegen diese besonders brutale Hinrichtungsmethode.

Die Strafe Steinigung ist laut iranischem Strafgesetz zwingend für Frauen und Männer, die Ehebruch begehen währendem sie verheiratet sind. Diese Hinrichtungsform wird für ein «Delikt» angewendet, das in den meisten anderen Staaten straffrei ist!

Steinigung ist als Hinrichtungsform besonders grausam, weil sie absichtlich das Leiden der Opfer verlängert. So schreibt das iranische Strafgesetz vor, dass die Steine gross genug sein müssen, um zu Verletzungen und schliesslich zum Tod zu führen, aber nicht so gross sein sollen, um das Opfer sofort zu töten.

Obwohl das Hängen die häufigste Hinrichtungsform im Iran ist, wird auch die Steinigung im Iran immer noch angewendet. Seit der iranischen Revolution von 1979 hat Amnesty International mindestens 77 Fälle dokumentiert, doch die wahre Zahl liegt wohl höher. Zwar haben iranische Behörden im Jahr 2002 ein Moratorium für Steinigungen angekündigt, aber seither sind mindestens fünf Männer und Frauen gesteinigt worden. Zurzeit sind mindestens zehn Gefangene von der Steinigung bedroht.

Kampagne gegen Steinigung

Der Widerstand gegen Steinigungen begann im Iran selbst, lanciert von mutigen AktivistInnen. Im Oktober 2006 starteten einige Anwälte, Journalistinnen und Menschenrechtsverteidiger im Iran die Kampagne «Stoppt Steinigungen Für Immer». Diese Forderung fand schnell Unterstützung bei Einzelpersonen auf der ganzen Welt und von Organisationen wie Amnesty International.

Seither konnten mindestens 13 Frauen und 2 Männer von der Steinigung gerettet werden; weitere Fälle sind derzeit aufgeschoben oder in Überprüfung. Besonders berühmt wurde der Fall von Sakineh Mohammad Ashtiani: Sie wurde 2006 für Ehebruch zum Tod durch Steinigung verurteilt, doch 2010 wurde die Steinigung nach weltweiten Protesten aufgehoben. Sakineh ist allerdings weiterhin von einer Exekution durch Hängen bedroht.

Die Kampagne gegen Steinigungen im Iran wurde von den Behörden massiv unterdrückt: Zahlreiche AktivistInnen mussten ins Ausland fliehen oder wurden verhaftet. Sowohl der Sohn wie auch der Anwalt von Sakineh Ashtiani wurden im Oktober 2010 verhaftet. Internationale Unterstützung für die Kampagne ist deshalb besonders wichtig.

Die Forderungen

Amnesty International verlangt von den iranischen Behörden das Moratorium von Steinigungen zu respektieren und keine wegen Ehebruch Verurteilten hinzurichten – auch nicht durch andere Methoden. Alle Gefangenen, die nur aufgrund von einvernehmlichen sexuellen Beziehungen inhaftiert sind, sollen freigelassen werden; Amnesty betrachtet diese als Gewissensgefangene. Die Anwälte sollen ihre Arbeit unbehindert und ohne Angst vor Verfolgung leisten können.

«Executions by Stoning»

Eine neue Dokumentation (in Englisch) von Amnesty International informiert ausführlich über Steinigungen im Iran, dokumentiert die aktuell bekannten Fälle und den Widerstand im Iran. Download