Iran Studierende und AkademikerInnen unter anhaltendem Druck

2. Mai 2014
Studentischen Aktivisten und Aktivistinnen wird an iranischen Unis das Leben schwer gemacht. Dasselbe gilt für kritische Dozierende, aber auch für Frauen und religiöse Minderheiten. Universitäre Curricula werden zudem zur Verhinderung «westlicher» Einflüsse islamisiert.

© Hanif Shoaei/Demotix

Der neue Bericht «Silenced, Expelled, Imprisoned: Repression of students and academics in Iran» von Amnesty International belegt, wie in den vergangenen drei Jahrzehnten im Iran Studierende und AkademikerInnen wegen ihrer friedlichen Aktivitäten, ihrer Ansichten oder ihres Glaubens erbarmungslos verfolgt, schikaniert und am Studieren oder Unterrichten gehindert wurden. Er zeigt weiter auf, wie Frauen und religiöse Minderheiten im höheren Bildungssystem systematisch diskriminiert werden.

«Iranische Universitäten galten lange Zeit als Brutstätte von Dissidenz», erläutert Hassiba Hadj Sahraoui, stellvertretende Leiterin des Nahost- und Nordafrika-Programms von Amnesty International. «Entsprechend hart griffen die iranischen Behörden durch - mit einer Politik der Nulltoleranz gegen jegliche als abweichend wahrgenommene Stimme unter Studierenden oder Dozierenden. Es reichte schon, sich kritisch zu äussern oder oppositionelle Politiker zu unterstützen, um umgehend entlassen, verhaftet, gefoltert oder eingesperrt zu werden»

Die Geheimpolizei auf dem Campus

Die Behörden hielten akademische Einrichtungen mit eisernem Griff unter Kontrolle. Selbst die Staatssicherheit und die Geheimdienste wurden eingeschaltet, um Disziplinarverfahren an Unis zu überprüfen. Das akademische Leben wurde regelrecht abgewürgt. Für Gedanken- und Meinungsäusserungsfreiheit blieb an Irans Universitäten nicht mehr viel Platz.

Insbesondere nach der Wahl von Mahmoud Ahmedinejad im Jahr 2005 wurden akademische Curricula zunehmend «islamisiert. Massnahmen wurden eingeführt, um die Zahl der Frauen an Universitäten zu reduzieren – im Jahr 2002 waren mehr als die Hälfte der Studierenden an höheren Bildungseinrichtungen weiblich. Studierende, die den staatlich verordneten gesellschaftlichen und sozialen Sichtweisen nicht entsprachen, wurden vorübergehend oder endgültig vom Studium ausgeschlossen.

Präsident Rohani gefordert

Unter dem neuen Präsidenten Hassan Rohani wurden zwar einige dieser Massnahmen gelockert und manche der ausgesperrten Studierenden wieder zugelassen. Doch noch immer ist die akademische Freiheit mit vielen Einschränkungen belegt. Wiederkehrende «Islamisierungswellen» halten weiterhin viele Frauen vom Studium ab, und auch religiöse Minderheiten wie die Baha’i werden am Studieren gehindert.

Amnesty International fordert die iranische Regierung dringend auf, das Recht auf Bildung ohne Diskriminierung einzuhalten und Chancengleichheit für alle zu gewähren.

«Für die iranische Regierung unter Präsident Rohani ist das ein wichtiger Test», so Sahraoui. «Universitäten müssen endlich wieder die Freiheiten erhalten, damit sie den Nährboden für unabhängiges Denken und für die Meinungsäusserungsfreiheit bereitstellen können.»

Medienmitteilung veröffentlicht: Bern, 2.6.2014
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