Dr. Homa Hoodfar. © privat
Dr. Homa Hoodfar. © privat

Iran Homa Hoodfar freigelassen

29. September 2016
Dr. Homa Hoodfar, eine bekannte Anthropologie-Professorin, wurde am 26. September 2016 aus der Haft im Iran entlassen und in den Oman geflogen. Sie verfügt über die kanadische, iranische und irische Staatsbürgerschaft. Seit ihrer willkürlichen Festnahme am 6. Juni wurde sie im Evin-Gefängnis in Teheran in Einzelhaft gehalten.

Am 26. September wurde Dr. Homa Hoodfar aus dem Evin-Gefängnis in Teheran entlassen und noch am gleichen Tag in die omanische Hauptstadt Maskat ausgeflogen. Die 65-Jährige war eine gewaltlose politische Gefangene, für deren Freilassung sich Amnesty International seit ihrer Festnahme am 6. Juni 2016 eingesetzt hatte. Am 28. September sagte der Sprecher der Justiz, Gholamhossein Mohseni Eje'I, gegenüber JournalistInnen, dass Dr. Homa Hoodfar aus dem Gefängnis entlassen worden sei, nachdem sie eine Kaution in Höhe von fünf Milliarden Iranischen Rial (etwa 148'000 Euro) gezahlt habe. Die Nachricht über ihre Freilassung wurde am 26. September während der wöchentlichen Pressekonferenz des Sprechers des Aussenministeriums, Bahram Ghassemi, bekanntgegeben. Dieser erklärte, dass Dr. Homa Hoodfar aus «humanitären Gründen, unter anderem wegen ihrer Krankheit» freigelassen worden sei und dass sie über den Oman nach Kanada zurückkehren werde.

Bahram Ghassemi sagte ausserdem, dass der iranische Aussenminister Mohammad Javad Zarif und sein kanadischer Amtskollege Stéphane Dion sich am 21. September am Rande der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York getroffen hätten, um «die Beziehungen, regionale Themen und konsularische Angelegenheiten» zu besprechen. Er sagte, dass das Treffen Teil eines Vorhabens gewesen sei, um die angespannte Beziehung zwischen den beiden Ländern zu verbessern. 2012 schloss Kanada seine Botschaft in Teheran und unterhält seitdem keine diplomatische Vertretung im Iran. In einer Erklärung vom 26. September sagte der kanadische Premierminister Justin Trudeau, dass Kanada aufgrund der fehlenden diplomatischen Vertretung im Iran eng mit dem Oman, Italien und der Schweiz zusammengearbeitet habe, um die Freilassung von Dr. Homa Hoodfar zu erwirken. Justin Trudeau sagte weiterhin, dass er die Kooperation mit den iranischen Behörden, die die Freilassung und Rückführung von Dr. Homa Hoodfar erleichtert haben, zu schätzen wisse.

Dr. Homa Hoodfar ist bekannt für ihre akademische Arbeit zu den Themen Frauenrechte, Entwicklung und Wahlkampfpolitik. Sie war am 11. Februar 2016 in den Iran gereist, um ihre Familie zu besuchen und historische Forschungen über die Beteiligung von Frauen an den Wahlen im Iran seit 1906 durchzuführen. Nach ihrer Festnahme befand sie sich in Einzelhaft und wurde ohne Anwesenheit eines Rechtsbeistands verhört. Ihr wurde nur ein einziges Treffen mit ihrem Rechtsbeistand und nur sehr eingeschränkt Zugang zu ihrer Familie gewährt. Die Justizbehörden weigerten sich, ihrem Rechtsbeistand Einsicht in die Fallakte zu gewähren und teilten ihm lediglich mündlich die Anklagen gegen Dr. Homa Hoodfar mit. Sie wurde unter anderem wegen «Verbreitung von Propaganda gegen das System» und «Zusammenarbeit mit feindlichen Regierungen» angeklagt. Am 24. Juni erklärte der Generalstaatsanwalt von Teheran, dass die «strafrechtliche» Verfolgung von Dr. Homa Hoodfar in Verbindung mit ihrem feministischen Engagement und Straftaten gegen die nationale Sicherheit stehe. Einige Tage zuvor hatten staatliche Medienagenturen Artikel veröffentlicht, in denen angegeben wurde, dass sie «eine iranische Agentin einer Operation zum Aufbau eines feministischen Netzwerks» sei. In den Artikeln hiess es zudem, dass ihre Arbeit bei der Organisation «Women Living Under Muslim Laws» zur Förderung des Feminismus, der Gleichberechtigung der Frau in muslimischen Ländern und für stärkere Selbstbestimmung der Frau darauf abziele, «die öffentliche Ordnung zu stören» und «sozio-kulturelle Veränderungen hervorzurufen, die letztendlich den Weg für einen Umsturz bereiten könnten». Ihr Prozess fand vor der Abteilung 15 des Revolutionsgerichts in Teheran statt. Es ist unklar, ob die Anklagen gegen sie fallen gelassen wurden.

Amnesty International betrachtete Dr. Homa Hoodfar als gewaltlose politische Gefangene, die allein wegen der friedlichen Ausübung ihres Rechts auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit festgehalten wurde und forderte ihre sofortige und bedingungslose Freilassung. Zehntausende Mitglieder von Amnesty International setzten sich für Dr. Homa Hoodfar ein. Eine Petition mit über 50'000 Unterschriften, die die Forderung nach der Freilassung von Dr. Homa Hoodfar zum Inhalt hatte, wurde an die iranischen Behörden weitergeleitet.