Saman Naseem gehört zur kurdischen Minderheit im Iran. Mit 17 Jahren kam er in Haft und entging mehrere Male nur knapp einer Hinrichtung wegen Blasphemie unter dem Vorwurf der «Feindschaft zu Gott». Sein Rechtsanwalt bestätigte, dass Saman Naseem von dem Vorwurf der «Feindschaft zu Gott» freigesprochen wurde. Stattdessen ist er nun zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden wegen der «Mitgliedschaft in einer Gruppe, deren Ziel die Gefährdung der nationalen Sicherheit ist».
Damit bezieht sich die Anklage auf die «Partei für ein Freies Leben in Kurdistan» (PJAK). Saman Naseem erhielt am 25. Januar 2018 im Oroumieh-Gefängnis im Nordwesten des Irans die formelle Bestätigung für das neue Strafmass. Sein Anwalt geht davon aus, dass Saman Naseem bald entlassen werden müsste, da er sich schon seit 2011 in Haft befindet.
Todesstrafe gegenüber Jugendlichen
In den vergangenen Jahren haben sich Hunderttausende Menschen auf der ganzen Welt gegen die Anwendung der Todesstrafe gegenüber jugendlichen Straftäterinnen und Straftätern gewendet: Denn es ist eine Praxis, die das Völkerrecht unter allen Umständen untersagt.
Solche fortdauernden Aktionen und der Einsatz der Bewegung machen es für die iranischen Behörden erheblich schwieriger, zur Tatzeit Minderjährige hinzurichten. Aber erst wenn das iranische Strafgesetzbuch überarbeitet wird, wäre sichergestellt, dass nie wieder eine zum Tatzeitpunkt minderjährige Person hingerichtet wird.
Der Einsatz von Amnesty International für Saman Naseem
Der Einsatz der Unterstützerinnen und Unterstützer von Amnesty International für Saman Naseem begann im September 2014: Sein Todesurteil wurde an das Büro für die Umsetzung von Strafen geschickt. Amnesty International startet daraufhin eine Urgent Action für Saman Naseem.
In den Tagen vor seiner für den 19. Februar 2015 angesetzten Hinrichtung steigerte sich der weltweite Einsatz für Saman Naseem. Amnesty-Mitglieder auf der ganzen Welt mobilisierten und forderten die iranischen Behörden auf, Saman Naseem nicht hinzurichten. Salil Shetty, internationaler Generalsekretär von Amnesty International, richtete in einer Videobotschaft den Appell an die iranischen Behörden, Saman Naseem am Leben zu lassen.
Fortdauernder Druck auf iranische Behörden
Einen Tag vor dem angesetzten Hinrichtungstermin brachten die Behörden Saman Naseem an einen unbekannten Ort. Fünf Monate lang liessen die Behörden nichts über seinen Verbleib und sein Wohlergehen verlauten. Viele Menschen befürchteten, dass er heimlich hingerichtet worden sein könnte. Während dieser Zeit hielt Amnesty International den Druck aufrecht und forderte die iranischen Behörden immer wieder auf, das Schicksal und den Verbleib von Saman Naseem bekanntzugeben.
Nach fast fünf Monaten bestätigten die Behörden schliesslich, dass Saman Naseem am Leben war. Sein Anwalt wurde informiert, dass die Oberste Justizautorität die Hinrichtung gestoppt hatte. Zudem hatte der Oberste Gerichtshof das Todesurteil aufgehoben und den Fall zur Aufnahme eines neuen Verfahrens zurück an ein Gericht erster Instanz verwiesen.
Ermutigt durch diese Entwicklung verstärkte Amnesty International die Bemühungen, um im Wiederaufnahmeverfahren auf die strikte Beachtung internationaler Menschenrechtsnormen und Menschenrechtsstandards für das Jugendstrafrecht, wie etwa den Ausschluss der Todesstrafe, zu bestehen und darauf zu drängen, dass unter Folter oder anderer Misshandlung erpresste «Geständnisse» vor Gericht nicht als Schuldbekenntnis verwendet werden dürfen.
Hunderttausende Menschen weltweit aktiv
Die Aktionen erreichten ihren Höhepunkt, als Saman Naseem Teil des Briefmarathons 2015 wurde. Mindestens 213.266 Menschen setzten sich im Rahmen dieser weltweiten Aktion 2015 für ihn ein. Tausende Aktivistinnen und Aktivisten schickten Solidaritätsnachrichten an Saman Naseem und seine Familie. Sie drückten ihre Hoffnung auf ein faires neues Verfahren aus und versicherten ihm, dass er nicht allein sei. Aktivistinnen und Aktivisten aus mindestens 26 Amnesty-Sektionen und -Strukturen setzten sich während des Briefmarathons für Saman Naseem ein. Menschen aus Europa, Togo, Burkina Faso, Nauru, den Seychellen, der Mongolei, Paraguay, Hongkong, Neuseeland, Tunesien, Venezuela und Nepal forderten, dass er nicht hingerichtet wird.