Nasrin Sotoudeh engagiert sich schon ihr ganzes Leben lang für die Menschenrechte, unter anderem setzt sie sich gegen die Todesstrafe ein, die im Iran noch immer regelmässig vollstreckt wird. Als Anwältin hat sie auch regelmässig Frauen vor Gericht vertreten, die sich gegen die Gesetze über das «ordnungsgemässe Tragen des Kopftuchs» gewehrt haben. Frauen und Mädchen dürfen im Iran das Haus nur verlassen, wenn sie ihr Haar mit einem Kopftuch verhüllen sowie Arme und Beine mit weiten Kleidern bedecken.
Wegen ihrer Arbeit wurde sie am 13. Juni 2018 in ihrem Haus verhaftet, nachdem sie bereits im September 2016 in einem anderen, gegenwärtig zweitinstanzlich hängigen Verfahren zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Die Anklage gegen sie nimmt direkt Bezug auf ihre anwaltliche Arbeit: Zu den Vorwürfen, die man ihr macht, gehören «Anstiftung zu Korruption und Prostitution», «Auftreten in der Öffentlichkeit ohne Kopftuch» und «Störung der öffentlichen Ordnung». Somit müsste sie – falls die beiden Urteile bestätigt werden sollten – für insgesamt 38 Jahre hinter Gitter. Die gegen sie verhängte Strafe ist die härteste, die in den letzten Jahren gegen eine Menschenrechtsaktivistin verhängt worden ist – ein Zeichen für die zunehmende Repression im Land. Nasrin wird so von ihrem Ehemann – ebenfalls ein Menschenrechtsaktivist – und ihren zwei Kindern getrennt und an der Fortsetzung ihrer wichtigen Arbeit als Menschenrechtsanwältin gehindert.
Nasrin Sotoudeh war bereits 2013 im Gefängnis, wurde dann aber auf öffentlichen Druck hin freigelassen.
Am 13. Juni 2019 hat Amnesty International den Behörden über 1 Millionen Unterschriften übergeben, die Nasrins Freilassung und Freispruch in allen Anklagen fordern. Allein in der Schweiz kamen 24'400 Unterschriften zusammen. Amnesty fordert die iranische Regierung auf, dass Nasrin Sotoudeh und andere MenschenrechtsverteidigerInnen im Iran sofort und bedingungslos freigelassen werden.