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Iran Menschenrechtlerin durch Covid-19 in Lebensgefahr

4. August 2020
Die inhaftierte Menschenrechtsverteidigerin Narges Mohammadi zeigt Symptome einer Covid-19-Erkrankung zusätzlich zu mehreren Vorerkrankungen. Die Behörden bringen ihre Gesundheit und ihr Leben in Gefahr, weil sie ihr die Gesundheitsversorgung verweigern.

Die seit Mai 2015 zu Unrecht inhaftierte und kranke Menschenrechtsverteidigerin Narges Mohammadi leidet seit dem 29. Juni 2020 unter Covid-19-Symptomen, darunter Husten, Kurzatmigkeit, Muskel- und Gelenkschmerzen und dem Verlust des Geruchssinns. Obwohl sich ihr Zustands verschlechtert, verweigern ihr die Behörden die notwendige medizinische Versorgung. Sie gaben ihr ausserdem bisher keine Informationen zu den Ergebnissen eines am 8. Juli durchgeführten Tests. Narges Mohammadis Gesundheit und ihr Leben sind in Gefahr, insbesondere da sie eine Lungenvorerkrankung und ein geschwächtes Immunsystem infolge von Operationen hat, denen sie sich 2018 und 2019 unterziehen musste.

Seit ihrer gewaltsamen Verlegung vom Teheraner Evin-Gefängnis in das Gefängnis von Zanjan am 24. Dezember 2019 wird Narges Mohammadi willentlich die Gesundheitsversorgung verweigert. Dies könnte der Folter oder anderer Misshandlung gleichkommen. Das Gefängnis und die Strafverfolgungsbehörden weigern sich, sie in eine Fachklinik ausserhalb des Gefängnisses zu bringen. Ihre Rezepte zum Schutz vor Blutgerinnseln in der Lunge sind seit ihrer Verlegung aus dem Evin-Gefängnis nicht erneuert worden. Sie wird zusammen mit Frauen festgehalten, die wegen schwerer Verbrechen einsitzen und soll Morddrohungen von einer Mitgefangenen erhalten haben.

Hintergrund

Narges Mohammadi ist wegen ihres mutigen Einsatzes für die Menschenrechte zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Die Journalistin war Geschäftsführerin des Zentrums für MenschenrechtsverteidigerInnen («Centre for Human Rights Defenders», CHRD) in Teheran, das von den iranischen Behörden 2008 geschlossen wurde. Mehrere Mitglieder des Zentrums wurden festgenommen und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. 2009 wurde Narges Mohammadis Pass beschlagnahmt. Im Juni 2010 wurde Narges Mohammadi inhaftiert, jedoch nach wenigen Wochen aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes gegen Kaution entlassen.

Im Mai 2016 verurteilte sie ein Revulutionsgericht in Teheran zu insgesamt 16 Jahren Haft  wegen «Gründung einer illegalen Organisation» und wegen ihrer Teilnahme an einer iranischen Kampagne gegen die Todesstrafe. Sie wurde zudem zu fünf Jahren Haft verurteilt wegen «Versammlung und Unterstützung von Vergehen zur Gefährdung der nationalen Sicherheit» und zu einem Jahr Haft wegen «Propaganda gegen das System».