Die Nachricht von Narges Mohammadis Freilassung verbreitete sich über X (ehemals Twitter): Der Anwalt der iranischen Menschenrechtsverteidigerin, Mostafa Nili, teilte auf der Plattform mit, dass sie vorübergehend aus dem Gefängnis entlassen worden sei. Er schrieb, dass die iranischen Behörden die Vollstreckung ihrer [Haft-]Strafe für drei Wochen ausgesetzt habe.
«Wir sind sehr erleichtert, dass Narges Mohammadi drei Wochen Hafturlaub erhalten hat. Dieser Schritt genügt aber bei Weitem nicht: Narges Mohammadi muss endlich bedingungslos freigelassen werden», sagte Natalie Wenger, Verantwortliche für den Iran bei Amnesty Schweiz.
Schlechter Gesundheitszustand
Die vorübergehende Freilassung von Narges Mohammadi hängt nach Angaben des Anwalts mit ihrem Gesundheitszustand nach einer Operation zusammen. Demnach wurde ihr am 14. November 2024 ein gutartiger Tumor am Bein entfernt. Die Operation fand in einem Krankenhaus ausserhalb des Gefängnisses statt. Zwei Tage später, am 16. November 2024, wurde Narges Mohammadi gegen ärztlichen Rat wieder ins Gefängnis zurückgebracht. Dies geschah, bevor sie sich vollständig erholt hatte. Nach Angaben ihrer Familie litt sie immer noch unter starken Schmerzen. Die Ärzte hatten ihrer Familie mitgeteilt, dass sie mindestens drei Monate brauchen würde, um sich von der Operation zu erholen.
In einer Erklärung vom 4. Dezember 2024, die im Namen der ausserhalb des Iran lebenden unmittelbaren Familie von Narges Mohammadi veröffentlicht wurde, äusserte sich diese besorgt über den Gesundheitszustand von Narges Mohammadi: Nach ihrer Operation habe Narges Mohammadi wochenlang unter unerträglichen Schmerzen gelitten. Durch die unhygienischen und überfüllten Bedingungen im Gefängnis, wo sie weder gehen noch sitzen konnte, habe sie sich Wunden zugezogen, die ihre Schmerzen noch verschlimmert hätten.
Während der Haft gefoltert
Narges Mohammadi wird seit über zehn Jahren wiederholt inhaftiert und immer wieder zu langen Haftstrafen verurteilt. Im Evin-Gefängnis, wo sie derzeit inhaftiert ist, erleidet sie Folter und wird medizinisch unterversorgt. Trotz Inhaftierung setzt sie ihren Kampf für Menschenrechte fort, unterstützt die Frau Leben Freiheit-Proteste und dokumentiert Menschenrechtsverletzungen an inhaftierten Frauen. In Briefen berichtet sie ausserdem über systematische sexualisierte Gewalt im Gefängnis. Für ihren Einsatz erhielt sie den Friedensnobelpreis 2023.
Amnesty International fordert erneut die bedingungslose Freilassung von Narges Mohammadi, da sie eine gewaltlose politische Gefangene ist, die nur wegen ihres friedlichen Einsatzes für die Menschenrechte inhaftiert wurde. Die iranischen Behörden müssen die willkürlichen Urteile gegen sie aufheben.