Amnesty International fordert unverzüglich Massnahmen, um gewalttätige Siedler*innen zur Rechenschaft zu ziehen und die Zerstörung von Häusern sowie die Ausweitung der nahe gelegenen völkerrechtswidrigen Siedlungen zu stoppen.
«Die Situation der Shi'b-Al-Butum-Gemeinde ist nur ein Ausschnitt dessen, was Palästinenser*innen, insbesondere Hirt*innen- und Beduin*innengemeinschaften im grössten Teil des besetzten Westjordanlandes erleben: Israelische Siedler*innen dringen in ihr Land ein, zerstören und stehlen ihr Eigentum, schikanieren sie und greifen sie körperlich an – ohne dass sie Konsequenzen seitens der israelischen Behörden befürchten müssen. Diese Gewalt und die Straflosigkeit müssen gestoppt werden!», sagte Erika Guevara Rosas, leitende Direktorin für Recherche, Advocacy, Politik und Kampagnen bei Amnesty International.
«Die Zwangsumsiedlung palästinensischer Gemeinden ist ein schwerer Verstoss gegen die Vierte Genfer Konvention und stellt ein Kriegsverbrechen dar. Die internationale Gemeinschaft muss sich endlich wirksam dafür einsetzen, die Ausdehnung der illegalen israelischen Siedlungen zu stoppen, die völkerrechtswidrige Besatzung des Westjordanlandes durch Israel und sein System der Apartheid gegen die Palästinenser*innen zu beenden.»
Amnesty International hat dokumentiert, wie die verschärften Rahmenbedingungen für das Gebiet und die staatliche unterstützte Siedlergewalt in Masafer Yatta bereits zur Zwangsumsiedlung der Hirt*innengemeinschaft Zanuta in den südlichen Hebron-Hügeln geführt hat. Amnesty International hat im März 2024 das verlassene Gelände von Zanuta besucht, wo früher etwa 250 Menschen lebten. Die Organisation führte auch Interviews mit fünf Gemeindemitgliedern, die zuvor in Zanuta gelebt hatten. Diese haben berichtet, dass die Häufigkeit und die Gewalt der Angriffe der Siedler*innen gegen sie nach den von der Hamas angeführten Angriffen im Süden Israels am 7. Oktober 2023 zugenommen und die gesamte Gemeinde zum Verlassen gezwungen hätten.
Amnesty International hat auch eine Zunahme der israelischen Siedlergewalt gegen palästinensische Hirt*innen in den Weidegebieten um Shi'b Al-Butum dokumentiert. Die Organisation befragte sechs Personen aus der Gemeinde und verifizierte 38 Videos von den Angriffen.
Neben Shib al-Butum sind neun weitere Gemeinden in Masafer Yatta unmittelbar von der Zwangsvertreibung bedroht, da das israelische Militär ihre Dörfer zu einem Truppenübungsplatz erklärt hat.
Seit dem 7. Oktober 2023 haben ein Anstieg der staatlich unterstützten Siedlergewalt und Massnahmen der israelischen Behörden zu einer Zwangsvertreibung von Palästinenser*innen im gesamten Westjordanland geführt. Dazu gehören die Umsetzung neuer militärischer Beschlagnahmebefehle, eine erhebliche Zunahme der Zerstörung palästinensischen Eigentums sowie die Beteiligung an, die Unterstützung von oder das Versagen bei der Verhinderung und Bestrafung von Angriffen gegen Palästinenser*innen.