Vor sechs Monaten hatte die Regierung eine Reihe von Massnahmen angekündigt, um die Ausbeutung von Arbeiterinnen und Arbeitern im Vorfeld der Fussballweltmeisterschaft 2022 zu bekämpfen.
«Katar hat den Zuschlag für die Fussball-WM bereits vor vier Jahren erhalten. Bisher ist im Kampf gegen die weit verbreitete Ausbeutung von ausländischen Arbeitskräften aber erbärmlich wenig passiert», sagt Reto Rufer von Amnesty International Schweiz.
Amnesty International hatte die katarischen Behörden namentlich wiederholt aufgefordert, das umstrittene Sponsorengesetz abzuschaffen. Das Gesetz verpflichtet ausländische Arbeiter unter anderem dazu, die Genehmigung ihres Arbeitgebers einzuholen, wenn sie diesen wechseln oder Katar verlassen möchten. Das kann dazu führen, dass ausgebeutete Arbeiter in Katar festsitzen und nicht ausreisen können. Ausserdem fördert es die Zwangsarbeit.
«Im Vorfeld der Fussballweltmeisterschaften 2022 versprachen die Behörden in Katar immer wieder substantielle Veränderungen. Vor allem bei dem zentralen Thema Sponsorengesetz gehen die Reformen aber viel zu langsam voran», sagt Rufer.
Amnesty International hat in den letzten zwölf Monaten in zwei umfangreichen Berichten die ausbeuterischen Praktiken auf Grossbaustellen und beim Hauspersonal dokumentiert: Dokumentiert wurden unter anderem ausstehende Löhne, harte und gefährliche Arbeitsbedingungen, heruntergekommene Unterkünfte und schockierende Fälle von Zwangsarbeit. So müssen Haushaltsangestellte nicht nur rund um die Uhr arbeiten, sondern sind zudem immer wieder physischer und sexueller Gewalt ausgesetzt.
Nach kritischen Medienberichten und dem internationalen Druck von Amnesty International und anderen Organisationen haben die Behörden in Katar Untersuchungen eingeleitet und für Mai 2014 Änderungen des Sponsorensystems und der Ausreisebestimmungen angekündigt. «Bislang sind selbst minimale Reformen nicht umgesetzt», sagt Rufer.
Medienmitteilung veröffentlicht: London/Bern, 12. November 2014
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