Flüchtlingslager bei Dhehiba an der tunesisch-libyschen Grenze ©AI
Flüchtlingslager bei Dhehiba an der tunesisch-libyschen Grenze ©AI

Libyen Vertreibungen in der Nafusa-Region

31. Mai 2011
In der Nafusa-Region im Westen Libyen spielt(e) sich - weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit - ein weiteres Drama ab: Zahlreiche Angehörige der dortigen Minderheit der Amazigh sind nach Tunesien geflohen und berichteten einer Delegation von Amnesty über zahlreiche Verschwundene und Raketenbeschuss auf Städte und Dörfer.

Anlässlich des Besuchs von Flüchtlingslagern in Tunesien konnte eine Amnesty-Delegation auch mit Angehörigen der Amzigh-Minderheit aus der westlibyschen Nafusa-Region sprechen. Diese solidarisierte sich mit der Oppositionsbewegung und sieht sich deshalb einem eigentlichen Rachefeldzug ausgesetzt. Die Ergebnisse der Gespräche hat Amnesty nun im Bericht «Libya: Disappearances in the besieged Nafusa Mountain as thousands seek safety in Tunisia» veröffentlicht.

Nach Tripolis verschleppt

Einige der Flüchtlinge berichteten Amnesty International, dass Verwandte von ihnen durch Gaddafi-Truppen verschleppt worden sind. Mehrere sind danach offenbar im libyschen Fernsehen aufgetreten, wo sie erzwungene Geständnisse vorbringen mussten. Die Angehörigen wissen nichts über ihren Verbleib, vermuten aber, dass sie in Gefängnissen in Tripolis festgehalten werden, wo ihnen Folter und Misshandlung droht.

Belagerung von Städten und Dörfern

Im Februar hatten verschiedene Orte in der Region ihre Befreiung vom Regime Gaddafis erklärt. Im Zuge der Gegenoffensive beschossen Gaddafi-Truppen die drei Städte Nalut, Zintan und Yefren sowie umliegende Dörfer gemäss Aussagen der Geflohenen mit Raketen und Artillerie. Seit März stehen die Orte unter Belagerung, wodurch sich auch die humanitäre Situation (Nahrungsmittel-, Wasser- und medizinische Versorgung) dramatisch verschlechtert hat.

Amnesty International fordert die zu Oberst Gaddafi loyalen Kräfte dringend auf, die Zufuhr von Nahrungsmitteln, Medikamenten und Treibstoffen nicht länger zu unterbinden und die Angriffe auf die Zivilbevölkerung einzustellen.

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