Der marokkanische Journalist und Regierungskritiker Omar Radi verbüsst derzeit eine sechsjährige Gefängnisstrafe. In einem unfairen Prozess verurteilte ihn ein Gericht im Juli 2021 wegen «Gefährdung der Staatssicherheit» und «Vergewaltigung». Damals befand er sich bereits seit fast einem Jahr in Untersuchungshaft.
Der einzige Zeuge in diesem Fall, der Journalist Imad Stitou, wurde später wegen Beihilfe zur Vergewaltigung angeklagt und erhielt eine sechsmonatige Bewährungsstrafe.
Die Behörden schikanierten Omar Radi, seit Amnesty International im Juni 2020 einen Bericht veröffentlichte, der offenlegte, dass die Behörden das Telefon des Journalisten rechtswidrig abhörten. Omar Radi kritisiert offen die Menschenrechtsbilanz der Regierung und recherchiert zu behördlicher Korruption.
Seit seiner Festnahme im Juli 2020 befindet sich Omar Radi in Einzelhaft. Im Juli 2021 trat er aus Protest gegen die Ungerechtigkeit seines Verfahrens in einen Hungerstreik. Diesen musste er nach 21 Tagen wegen der gesundheitlichen Risiken abbrechen.
Omar Radi wurde kein faires Verfahren gewährt: Er konnte sein Verteidigungsteam nicht vertraulich konsultieren, sein im Ausland ansässiger Anwalt durfte nicht einreisen, um an seinem Prozess im Juni 2021 teilzunehmen, und seine Anwälte hatten während des Prozesses keinen Zugang zu den wichtigsten Elementen . Daher stellt die gegen ihn verhängte sechsjährige Haftstrafe eine klare Verletzung seines Rechts auf ein faires Verfahren und seines Rechts auf freie Meinungsäusserung dar. Eine unparteiische und unabhängige Untersuchung seines Falls muss eingeleitet und seine Einzelhaft muss unverzüglich beendet werden.
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