Im Jahr 2013 verurteilte ein Militärgericht den sahrauischen Aktivisten Mohamed Lamine Haddi zu 25 Jahren Haft. Das Urteil erging nach einem unfairen Massenverfahren gegen insgesamt 20 Angeklagte in Zusammenhang mit dem Protestcamp «Gdeim Izik». Dieses war 2010 mit dem Ziel gegründet worden, gegen die soziale und wirtschaftliche Benachteiligung der Sahrauis zu protestieren. Nach der Auflösung des Camps durch die marokkanischen Behörden kam es zu gewaltsamen Zusammenstössen.
Grundlage des Urteils gegen Mohamed Lamine Haddi waren «Geständnisse» des Angeklagten, die unter Folter erzwungen worden waren. Ein ziviles Gericht bestätigte das Urteil im Jahr 2017 und berief sich dabei erneut auf die erzwungenen Aussagen.
Seit September 2017 befindet sich der Aktivist im Gefängnis Tiflet II in Rabat in einer etwa fünf Quadratmeter grossen Zelle in Einzelhaft und ohne Kontakt zu anderen Häftlingen. Er darf seine Zelle nicht verlassen. Sogar die ihm zuvor noch gewährte Gehstunde wurde gestrichen. Er verbringt somit 24 Stunden am Tag in seiner Zelle.
In der ersten Märzwoche schickte ihm seine Familie ein Paket mit Büchern und Medikamenten, aber der Gefängnisdirektor weigerte sich, Mohamed das Paket auszuhändigen. Auch sind seit März 2020 Besuche seines Anwalts und seiner Familie verboten.
Mohameds Zustand hatte sich nach dem 69-tägigen Hungerstreik, den er im Januar 2021 begonnen hatte, um ein Ende der Misshandlungen gegen ihn zu erreichen, ernsthaft verschlechtert. Trotz teilweiser Lähmung, Zittern, Gedächtnisverlust und starker Schmerzen war er während seines Hungerstreiks nicht medizinisch behandelt worden. Er wurde vom Gefängnispersonal stattdessen zwangsernährt. Sein Hungerstreik wurde damit ohne seine Zustimmung am 23. März 2021 beendet. Es besteht Anlass zu ernsthafter Sorge um seinen Gesundheitszustand im Falle eines erneuten Hungerstreiks.
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