Mindestens 41 Frauen konnten nach Sri Lanka heimkehren, einige gemeinsam mit ihren Kindern. Sie waren als Hausangestellte nach Saudi-Arabien gekommen und verbrachten schliesslich zwischen 8 und 18 Monate in Abschiebehaft in Riad. Mindestens drei von ihnen haben kleine Kinder, die mit ihnen inhaftiert waren, und eine Frau benötigte dringend medizinische Versorgung und Behandlung, die sie nicht erhielt. Keine der Frauen wurde über die gegen sie erhobenen Anklagen informiert, noch erhielten sie Rechtsbeistand oder konsularische Unterstützung.
Warum sie in Haft waren, war nie wirklich klar, weil die saudi-arabischen Behörden die Rechtsgrundlage für die Inhaftierung der Frauen nicht bekannt gegeben haben. Es deutet jedoch alles darauf hin, dass sich viele von ihnen aufgrund ihres Migrationsstatus unter dem berüchtigten Kafala-System in Haft befanden. Unter diesem System können Arbeitsmigrant*innen inhaftiert werden, wenn ihre Arbeitsgenehmigung ausläuft und ihre Arbeitgeber*innen ihnen keine Ausreiseerlaubnis ausstellen oder wenn sie vor Misshandlung von ihrem Arbeitsplatz fliehen.
Nachdem Amnesty International einen Pressemitteilung veröffentlicht und eine Urgent Action gestartet hatte, berichteten zahlreiche Medien in Sri Lanka über den Fall. Vermutlich veranlasste die nationale und internationale Aufmerksamkeit die sri-lankische Regierung dazu, auf diesen Fall zu reagieren und sich zu verpflichten, die Arbeitsmigrantinnen umgehend nach Sri Lanka zurückzuführen. Eine der Frauen, die nach Sri Lanka zurückgekehrt waren, sagte: «Die Zeit in Haft war sehr schwer für uns. Wir waren fern von unseren Familien und Kindern und wir hatten keine Aussicht auf Hoffnung. Wir sind Amnesty dankbar, diesen Fall an die internationale Öffentlichkeit gebracht zu haben. Dadurch wurde die Regierung auf unseren Fall aufmerksam.»
«Wir sind Amnesty dankbar, diesen Fall an die internationale Öffentlichkeit gebracht zu haben. Dadurch wurde die Regierung auf unseren Fall aufmerksam.» Eine der betroffenen Frauen
Hintergrund
Zugewanderte Hausangestellte in Saudi-Arabien leiden routinemässig unter Missbrauch, der sich aus dem Kafala-System ergibt. Viele der betroffenen Frauen stammen oft aus Südasien und arbeiten in Privathaushalten, wo sie kochen, putzen und Kinder betreuen. Nach Zeug*innen-Aussagen, die Amnesty International erhalten hat, sind sie oft mit miserablen Arbeitsbedingungen konfrontiert und arbeiten lange Stunden ohne Pausen oder freie Tage. Viele der Arbeitsmigrant*innen werden nur unregelmässig bezahlt oder müssen um die Zahlung ihrer vereinbarten Löhne kämpfen. Sie sind ausserdem verbalen und körperlichen Misshandlungen ausgesetzt und ihre Pässe werden oft unrechtmässig von den Arbeitgeber*innen konfisziert. Arbeitsmigrant*innen ist es nicht erlaubt, das Land ohne die Erlaubnis ihrer Arbeitgeber*innen zu verlassen, was sie extrem abhängig macht und ihre Anfälligkeit für Rechtsverletzungen, einschliesslich Zwangsarbeit und körperlicher und sexueller Übergriffe, erhöht.
Im März 2021 führte Saudi-Arabien Reformen seines Kafala-Systems ein, doch diese Reformen schlossen Hausangestellte aus, die 30 Prozent der 10 Millionen Arbeitsmigrant*innen des Landes ausmachen.