Luftaufnahme von Gräbern aus dem syrisch-jordanischen Grenzgebiet © CNES 2016, Distribution AIRBUS DS
Luftaufnahme von Gräbern aus dem syrisch-jordanischen Grenzgebiet © CNES 2016, Distribution AIRBUS DS

Syrisch-jordanische Grenze 75'000 sitzen im Niemandsland unter katastrophalen Bedingungen in der Falle

Medienmitteilung 15. September 2016, London/Bern – Medienkontakt fr
Videoaufnahmen und Satellitenbilder von behelfsmässigen Friedhöfen und Grabhügeln geben einen seltenen Einblick in das Niemandsland an der syrisch-jordanischen Grenze, in dem zehntausende Flüchtlinge in der Falle sitzen. Seit zwei Monaten sind sie zudem von jeglicher humanitären Hilfe abgeschnitten.

Augenzeugen aus der Gegend, die auch als «The Berm» bekannt geworden ist, haben Amnesty International von grossem menschlichem Leid berichtet. Sie weisen auf die tragischen Konsequenzen des Versagens der internationalen Gemeinschaft hin, der es bislang nicht gelungen ist, die Verantwortung für Flüchtlinge zu teilen und gemeinsam zu schultern.

 

«Die Situation in 'The Berm' gibt einen traurigen Einblick in die Folgen, die das beklagenswerte Versagen der Staatengemeinschaft hat: Dieses führte dazu, dass zahlreiche Nachbarschaften Syriens mittlerweile die Grenzen schliessen», sagt Tirana Hussein, Krisenexpertin von Amnesty International.

Verzweifelte Lage

Die Nachbarstaaten Syriens nehmen die grosse Mehrheit syrischer Flüchtlinge auf – so Jordanien, wo bereits 650‘000 Flüchtlinge leben. Das führt zu einer grossen Belastung des Landes. So stecken nun 75'000 Flüchtlinge in der Wüste im Niemandsland fest, unter erbärmlichen Lebensbedingungen. Sie sind seit einem tödlichen Attentat am Grenzübergang von humanitärer Hilfe ausgeschlossen, leiden unter Hunger und Krankheiten. Die jordanischen Behörden verbieten es humanitären Organisationen, in dieses Gebiet einzudringen, so dass diesen nichts anderes übrigbleibt, als mit Kränen Nahrungsmittel über die Sandwälle zu werfen.

«Flüchtlinge leiden und sterben sogar an leicht vermeidbaren Krankheiten an der Grenze zu Jordanien, weil die jordanischen Behörden sie nicht ins Land lassen», so Tirana Hassan. «Die Menschen, die im Grenzgebiet feststecken, sind in einer verzweifelten Situation.  Es fehlt an Lebensmitteln und Gesundheitsversorgung.

Abu Mohamed, der seit fünf Monaten im provisorischen Lager Rukban lebt, beschreibt, dass sich die Situation seit dem Attentat Ende Juni massiv verschlechtert hat: «Die humanitäre Lage ist katastrophal – vor allem für Kinder. Es ist schrecklich.» Viele Menschen seien gestorben. «Man hat uns nur Reis und Linsen sowie ein Kilo trockener Datteln gegeben; das ist alles, was wir seit Monaten essen.»

Fehlende medizinische Versorgung

Die fehlende medizinische Versorgung, die Lebensbedingungen und die schlechte Hygiene aufgrund von prekären sanitären Anlagen führen zu einem tödlichen Cocktail. So kam es bereits zu Hepatitis-Ausbrüchen, die die häufigste Todesursache bei Kindern in Rukban ausmachen. Genaue Zahlen sind nicht erhältlich, doch sprechen humanitäre Quellen von 10 Hepatitis-Toten seit Juni 2016 und vielen Gelbsuchterkrankungen.

Amnesty International ruft die Staats- und Regierungschefs im Vorfeld des New Yorker Flüchtlingsgipfels in der kommenden Woche dazu auf, endlich zu handeln und eine globale Lösung zu finden.