Ein Polizist in einer Tränengaswolke. Tunis, 18. Januar 2011. © Demotix / Hamideddine Bouali
Ein Polizist in einer Tränengaswolke. Tunis, 18. Januar 2011. © Demotix / Hamideddine Bouali

Tunesien Auf die Gewalt muss endlich Aufklärung folgen

1. März 2011
Wie brutal Polizisten und Sicherheitskräfte bei den Protesten in Tunesien gegen Demonstrierende vorgingen, zeigt ein neuer Bericht von Amnesty International. Er stützt sich auf eine Ermittlungsreise der Organisation im Januar 2011 nach Tunis, Hammamet und in andere tunesische Städte.

«Nichts wird meinen Sohn zurückbringen. Aber es muss untersucht werden, wer ihn erschossen hat und wer den Befehl gab, ihn zu erschiessen», fordert Mansour al-`Iari, Vater des 21-jährigen Thabet, der am 13. Januar bei einer Demonstration in Tunis erschossen wurde.

Diese und ähnliche Aussagen haben Mitarbeiter von Amnesty International auf ihrer Ermittlungsreise nach Tunesien im Januar dokumentiert. Den Bericht «Tunisia in Revolt: State Violence during Anti Government Protests» haben die Amnesty-Researcher am 1. März 2011 in Tunis vorgestellt.

«Die Folter- und Tötungsvorwürfe müssen so schnell wie möglich unabhängig untersucht werden. Die Täter und Verantwortlichen gehören vor Gericht», fordert Malcolm Smart, der Leiter des Nahost- und Nordafrika-Programms von Amnesty International. «Mehr als 20 Jahre haben in Tunesien Willkür und Gewalt geherrscht. Die neue Regierung muss jetzt beweisen, dass sie den Wandel ernst meint.»

Demonstrierende, Angehörige, AnwältInnen, MenschenrechtsverteidigerInnen und medizinisches Personal berichteten Amnesty, wie brutal Polizisten und Sicherheitskräfte bei den Protesten gegen die Regierung Ben Ali gegen Demonstrierende vorgingen. So sollen Einzelne teilweise von hinten erschossen oder regelrecht hingerichtet worden sein. Auf Polizeiwachen und in Gefängnissen sollen Inhaftierte systematisch geschlagen und misshandelt worden sein.