Teodora del Carmen Vásquez ist seit bald acht Jahren im Gefängnis. 2008 wurde sie des Mordes schuldig gesprochen, nachdem sie bei der Arbeit eine Fehlgeburt erlitten hatte.
Die Mutter eines 11-jährigen Knaben erwartete ihr zweites Kind, als sie plötzlich starke Schmerzen verspürte. Sie kontaktierte die Notfalldienste, verlor aber kurz darauf Fruchtwasser. Sie ging anschliessend zur Arbeit, wurde jedoch bewusstlos, nachdem die Geburtswehen eingesetzt hatten. Als sie, stark blutend, zu sich kam, war das Neugeborene tot. Die Polizei war bereits vor Ort, verhaftete Teodora unter Mordverdacht und legte sie in Handschellen. Erst nachher wurde sie in ein Spital gebracht.
In El Salvador werden Fehlgeburten regelmässig als verbotene «Abtreibungen» ausgelegt und nicht als Folge von Komplikationen in der Schwangerschaft. Abtreibungen sind in El Salvador unter allen Umständen streng verboten, selbst im Falle von Vergewaltigungen und Inzest und auch, wenn das Leben der Frau auf dem Spiel steht. Dies führt dazu, dass sich Frauen bei Schwangerschaftskomplikationen fürchten, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Der zum Urteil gegen Teodora führende Gerichtsprozess genügte den Standards für faire Prozessführung nicht. Sie wurde von Anfang an als schuldig angesehen. Aus einer armen Familie stammend konnte sie sich keine wirksame anwaltliche Verteidigung leisten. Sie wurde verhaftet, als ihr Sohn 3-jährig war. Seither lebt dieser bei seinen Grosseltern. Besuche im Gefängnis sind aufgrund der finanziellen Verhältnisse der Familie nur sehr selten möglich.
Im Rahmen des Briefmarathons fordert Amnesty International von der salvadorianischen Regierung die sofortige Freilassung von Teodora del Carmen Vásquez, die Überprüfung aller anderen Fälle von Frauen, die in Zusammenhang mit Komplikationen in der Schwangerschaft in Haft sitzen sowie die Revidierung der salvadorianischen Gesetzgebung, die Abtreibungen in jedem Fall untersagt und zur Kriminalisierung von Schwangerschaftkomplikationen führen kann.