© Amnesty International
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Eren Keskin, Türkei Im Visier der Justiz, weil sie die Regierung kritisiert hat

29. November 2016
Die Menschen- und Frauenrechtsaktivistin Eren Keskin sieht sich verschiedenen Anklagen ausgesetzt. Ihr droht eine lange Haftstrafe, weil sie die Regierung kritisiert hat.

Eren Keskin gehört seit vielen Jahren zu den profiliertesten Menschenrechtsverteidigerinnen und Frauenrechtsaktivistinnen der Türkei. Der Regierung ist insbesondere der Einsatz Eren Keskins für die Rechte der kurdischen Minderheit ein Dorn im Auge: So musste sie bis heute unter Vorwürfen wie die Beleidigung des türkischen Staates oder ihres Präsidenten über 100mal vor Gericht erscheinen, und sie verbrachte 6 Monate in Haft allein deshalb, weil sie einmal das Wort «Kurdistan» verwendet hatte. Aufgrund ihres menschenrechtlichen Engagements wurde sie auch mehrmals Opfer von tätlichen Angriffen und Todesdrohungen. 

Gegenwärtig sieht sie sich mit wieder diversen Anklagen konfrontiert, die sie für viele Jahre ins Gefängnis bringen könnten. Sie kann jederzeit verhaftet werden. Eines der laufenden Verfahren gegen sie geht auf eine Aussage vor 11 Jahren zurück, die sie in Zusammenhang mit Militäroperationen in den Kurdengebieten machte. Sie klagte den türkischen Staat der Ermordung eines 12-jährigen Uğur Kaymaz 2004 an, forderte, dass der Staat dafür die Verantwortung übernehmen müsse und sprach von dunklen Flecken in der Geschichte der Türkei. Dies führte zur Eröffnung eines Verfahrens wegen «Beleidigung des Türkentums», welches seit Jahren wie ein Damoklesschwert über Eren Keskin schwebt. Nach dem blutigen Putschversuch im Juni 2016 geriet Eren Keskin wiederum ins Visier der Justiz, diesmal in Zusammenhang mit der Schliessung der kurdischen Zeitung «Özgür Gündem». Seither laufen auch Verfahren wegen «Verbreitung terroristischer Propaganda» und «Gefährdung der Einheit des türkischen Staates» - Anklagen, die eine lebenslange Haft zur Folge haben könnten. 

Im November 2016 gab Eren Keskin für das Magazin von Amnesty UK ein Interview über ihren Kampf für die Menschenrechte und zu ihrer jetzigen Situation (englisch).

Amnesty fordert vom türkischen Justizminister, die Anklagen gegen Eren Keskin fallen zu lassen und die Gesetze, welche das Recht auf freie Meinungsäusserung einschränken, aufzuheben.