Jedes Jahr im Dezember senden Menschen aus aller Welt im Rahmen des Briefmarathons Millionen von Briefen, E-Mails, Tweets, Facebook-Nachrichten und Postkarten an Menschen, deren Rechte gefährdet sind. Damit ist der Briefmarathon die grösste Menschenrechtskampagne der Welt.
Der Briefmarathon hat seit seinem Start 2001 das Leben von mehr als 100 Menschen verändert und dazu beigetragen, sie aus Folter, Schikane oder rechtswidriger Haft zu befreien.
Unterstützen Sie mit einem Klick auch dieses Jahr Menschenrechtsaktivist*innen, die sich für Freiheit, Gerechtigkeit und die Menschenrechte engagieren.
Fokus auf Menschenrechtsverteidiger*innen aus allen Teilen der Welt
Dieses Jahr setzt sich Amnesty Schweiz für sechs Menschenrechtsverteidiger*innen aus Ägypten, Angola, Argentinien, Belarus und Südkoreal.
Klicken Sie auf den Link bei den Menschenrechtsverteidiger*innen und unterstützten Sie sie mit Ihrem Namen.
Greifen Sie lieber zu Papier und Stift? Hier können Sie ein PDF runterladen und sämtliche Briefe ausdrucken, die Sie nur noch zu unterschreiben und abzuschicken brauchen.
Joel Paredes, Argentinien: Erblindet, weil er an einer Demonstration beschossen wurde
Der 29-jährige Joel Paredes, ist auf dem rechten Auge blind, weil die Polizei mit Gummigeschossen auf Demonstrierende in Humahuaca in Argentinien geschossen hatte. Am Abend des 30. Juni 2023 hatte sich Joel Paredes einer Demonstration gegen Reformen der lokalen Verfassung angeschlossen, die einen verstärkten Export von Lithium ermöglichen sollen. Mit den Reformen kann das Recht auf friedliche Versammlung eingeschränkt werden und es werden Massnahmen ermöglicht, die die Umwelt schädigen. Die betroffene lokale Bevölkerung wurde nicht konsultiert, womit die Landrechte der indigenen Völker verletzt werden.
Joel Paredes spielte mit seiner Band vor Hunderten friedlichen Demonstrierenden, als die Polizei begann, rücksichtslos mit Gummigeschossen in die Menge zu feuern. Ein Geschoss traf Joel ins rechte Auge. Seither ist Joel auf dem rechten Auge dauerhaft blind und leidet unter lähmenden Nervenschmerzen.
Niemand ist bislang für die Verletzung von Joel Paredes und für die Übergriffe auf die Demonstrierenden zur Rechenschaft gezogen worden.
Kyung Seok Park, Südkorea : Verklagt, weil es sich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen einsetzte
Nach einem Gleitschirmflugunfall war Kyung Seok Park querschnittsgelähmt und musste erfahren, wie schwierig und sogar gefährlich der Alltag jetzt für ihn wurde. Er begann sich für die Rechte von Menschen mit Behinderungen einzusetzen. Als Vertreter von Solidarity Against Disability Discrimination (SADD), einer Bewegung für die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Südkorea, konzentriert Kyung Seok Park sein Engagement auf den öffentlichen Nahverkehr. Hindernisse und Barrieren versperren Menschen mit Behinderungen den Zugang zu Verkehrsmitteln und erschweren ihnen somit die Teilhabe am öffentlichen Leben. In Seoul sind zahlreiche Rollstuhlfahrer*innen bei der Benutzung unsicherer Rollstuhllifte an Bahnhöfen und U-Bahn-Stationen verletzt oder sogar getötet worden.
Kyung Seok Park und weitere Aktivist*innen forderten 2021 in einer friedlichen Protestaktion mehr öffentliche Mittel für die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Ihr Protest wurde jedoch unterdrückt und die Aktivist*innen gewaltsam von der Polizei aus den Bahnhöfen gezerrt. Politiker*innen führten Verleumdungskampagnen und stellten die Aktivist*innen als öffentliches Ärgernis dar. Die Stadtverwaltung von Seoul reichte aufgrund mehrere Klagen gegen die friedlichen Demonstrant*innen ein.
Maryia Kalesnikava, Belarus: 11 Jahre Haft, weil sie politische Veränderungen forderte
Die politische Aktivistin Maryia Kalesnikava unterstützte 2020 zusammen mit Veronika Tsapkala den Wahlkampf der unabhängigen Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja. Als nach der mutmasslich gefälschten Wahl von Alexander Lukaschenko landesweite Proteste ausbrachen, demonstrierte auch das Frauentrio auf der Strasse – sehr zum Missfallen der Behörden. Diese zwangen Maryias Mitstreiterinnen ins Exil. Der Versuch der Behörden, auch Maryia Kalesnikava ins Exil zu drängen, scheiterte. Daraufhin wurde sie im September 2020 unter anderem wegen «Untergrabung der nationalen Sicherheit» und «Extremismus» zu elf Jahren Gefängnis verurteilt.
Maryia Kalesnikavasitzt unter unmenschlichen Bedingungen in Isolationshaft und hat nur begrenzten Zugang zu dringend benötigter medizinischer Versorgung. Ihr wird jeglicher Kontakt zu ihrer Familie verwehrt. Ihre Familie hat seit mehr als einem Jahr nichts mehr von ihr gehört.
Update: Maryia Kalesnikavas Vater konnte endlich seine Tochter besuchen, das heisst, ihr Aufenthaltsort ist mittlerweile bekannt. Sie befindet sich in einer medizinischen Abteilung. Bitte engagieren Sie sich weiterhin für ihre Freilassung.
Oqba Hashad, Ägypten: Inhaftiert und gefoltert – wegen des Aktivismus seines Bruders
Oqba Hashad wurde im Mai 2019 während einer Razzia in einem Student*innen-Wohnheim der Universität in Sadat City in Ägypten verhaftet. Während die anderen Student*innen nach ein paar Tagen wieder freigelassen wurden, blieb Oqba Hashad in Haft. Die Behörden hatten herausgefunden, dass Oqba der Bruder von Amr Hashad ist, einem Menschenrechtsaktivisten, der Anfang 2019 aus Ägypten geflohen war und aus dem Exil weiterhin die Menschenrechtsverletzungen in seinem Land kritisierte. Seither sitzt Oqba Hashad in Untersuchungshaft.
77 Tage lang wusste Oqbas Familie nicht, wo er sich aufhielt. Während dieser Zeit wurde Oqba gefoltert, und ihm wurde auch seine Protese verwehrt, die er wegen eines amputierten Beines nach einem Unfall benötigt.
Nach ägyptischem Recht darf eine Untersuchungshaft eigentlich nicht länger als zwei Jahre dauern. Doch nachdem ein Richter im Februar 2024 Oqbas Freilassung angeordnet hatte, eröffnete die Staatsanwaltschaft ein weiteres Scheinverfahren gegen ihn, um seine Inhaftierung zu rechtfertigen.
Setzen Sie sich für die Freilassung von Oqba Hashad ein und unterschreiben Sie die Petition!
Neth Nahara, Angola : Verhaftet, weil sie auf TikTok den Präsidenten kritisierte
update!: Neth Nahara wurde an Neujahr freigelassen! Wir freuen uns sehr für sie.
Ana da Silva Miguel, alias Neth Nahara, ist eine einflussreiche TikTokerin, die sich für mehr Frauenrechte und eine bessere Gesundheitsversorgung in Angola einsetzte. Die Mutter von zwei kleinen Kindern ermutigte Frauen, sich zu bilden und unabhängig zu werden. Ausserdem sprach sie offen über ihre HIV-Infektion, teilte Gesundheitstipps und machte anderen HIV-Infizierten Mut. Im August 2023 kritisierte Neth Nahara den Präsidenten João Lourenço auf ihrem TikTok-Kanal. Schon am nächsten Tag wurde sie festgenommen. Ein Gericht verurteilte sie daraufhin zu zwei Jahren Haft. Erst auf wiederholtes Bitten ihrer Anwälte erhielt sie die notwendigen Medikamente, um ihre HIV-Infektion zu behandeln.
Ein umstrittenes Gesetz, das die «Beleidigung» des Präsidenten unter Strafe stellt, wurde gegen die Menschenrechtsaktivistin angewandt. Die angolanischen Behörden nutzen dieses Gesetz gerne, um kritische Stimmen wie die von Neth Namara zum Schweigen zu bringen.
Neth Nahara ist frei, die anderen vier Personen des Briefmarathons benötigen aber weiterhin unsere Hilfe.