Der Arbeitsrechtsaktivist Wang Jianbing wurde am 18. März nach Verbüssen seiner Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen. Er war wegen «Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt» zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Nach seiner Haftentlassung durfte er nicht an seinen vorherigen Wohnort Guangzhou zurückkehren, sondern wurde von der Polizei per Zug zum fast 2’000 Kilometer entfernten Haus seiner Familie in der abgelegenen Provinz Gansu im Westen Chinas eskortiert. Wang Jianbing ist sehr dankbar für die Unterstützung aller, die ihm sehr wichtig ist. Er wird sich jetzt darauf konzentrieren, seine geistige und körperliche Gesundheit wiederherzustellen.
Vor seiner Inhaftierung hat Wang Jianbing Menschen mit Behinderungen und Arbeitnehmer*innen mit Berufskrankheiten rechtlichen Beistand geleistet. Er ist auch ein prominenter Unterstützer der #MeToo-Bewegung in China. Seine Freundin, die Journalistin und #MeToo-Aktivistin Sophia Huang Xueqin, wurde zusammen mit ihm festgenommen.
Sophia Huang verbüsst weiterhin ihre fünfjährige Haftstrafe wegen derselben Anklage.
Sophia Huang Xueqin und Wang Jianbing wurden ab dem 19. September 2021 in Guangzhou festgenommen und mehr als fünf Monate ohne Kontakt zur Aussenwelt in Haft gehalten. In den Wochen nach ihrer Festnahme wurden Dutzende ihrer Freund*innen von der Polizei vorgeladen, ihre Wohnungen durchsucht und elektronische Geräte beschlagnahmt.
Das Gericht von Guangzhou verurteilte Sophia Huang Xueqin am 14. Juni 2024 wegen «Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt» zu fünf Jahren Gefängnis und Wang Jianbing zu drei Jahren und sechs Monaten Gefängnis. Zu den angeblichen Beweisen, die für ihre Verurteilung herangezogen wurden, gehörten ihre Rolle bei der Organisation wöchentlicher Treffen mit anderen Aktivist*innen sowie die Teilnahme an einem Online-Kurs über Gewaltlosigkeit und Online-Postings zu Themen, die von der chinesischen Regierung als «brisant» eingestuft werden. Zusätzlich zu der Haftstrafe wurde Wang Jianbing für weitere drei Jahre der «Entzug der politischen Rechte» auferlegt.
Wang Jianbing wurde Berichten zufolge in der Haft misshandelt, was zu einer ernsthaften Verschlechterung seines Gesundheitszustands führte. Amnesty International geht davon aus, dass sich die gesundheitlichen Probleme von Wang Jianbing, die sich während seiner Zeit in Haft ohne Kontakt zur Aussenwelt entwickelt hatten und durch die Erschöpfung bei den Verhören noch verschlimmert wurden, vor seiner Haftentlassung verschärft haben. Die Leitung der Haftanstalt unternahm jedoch nichts, um seinen Zustand zu behandeln, und verweigerte Wang Jianbing den Zugang zu Medikamenten, die ihm seine Familie und Freund*innen geschickt hatten. Ausserdem hat er während seiner Zeit im Gefängnis erheblich an Gewicht verloren.
Amnesty International veröffentlichte 2024 eine Pressemitteilung als Reaktion auf die Verurteilung von Sophia Huang Xueqin und Wang Jianbing sowie im September 2023 eine gemeinsame Erklärung mit anderen Organisationen zum zweiten Jahrestag ihrer Inhaftierung. Die UN-Arbeitsgruppe für willkürliche Inhaftierungen stellte im Jahr 2022 fest, dass Wang Jianbing willkürlich inhaftiert wurde, und hat China wiederholt aufgefordert, den Straftatbestand der «Anstiftung zur Subversion» aufzuheben oder mit internationalen Standards in Einklang zu bringen.
Amnesty International wird die Situation von Wang Jianbing weiter beobachten und weiterhin die sofortige und bedingungslose Freilassung von Sophia Huang Xueqin fordern.
02.10.2024 - Dankesbotschaften für die Unterstützung von Huang und Wang:
Nachricht von Sophia Huang: «Ich bin Ihnen allen wirklich dankbar. Unter dem Druck einer so mächtigen Staatsmaschinerie bin ich dank eurer Liebe und Unterstützung nicht zerbrochen. Sie hat ein unsichtbares Schutzschild um mich gebildet und meinem inneren Licht ermöglicht, zu bestehen. Auch mit schwerem Herzen hoffe ich weiterhin, dass wir leichter und authentischer leben können. Diese Erfahrung hat mich gelehrt, dass alles Leid, alle Qualen und Rückschläge mir helfen, meinen Werten treu zu bleiben: Liebe, Vernunft, Güte und Gerechtigkeit. (...) Ich erinnere mich oft an eine Zeile aus Die Verurteilten: "Lehnen Sie eine Gefängnismentalität ab, lehnen Sie Gefühllosigkeit ab." Ich bemühe mich, den Mut zu bewahren, Gehorsam und Disziplin zu widerstehen. Ich werde meinen Kopf hochhalten, fest stehen und Stärke und Liebe verkörpern, mit Licht in meinen Augen, das Gewand der Freiheit tragend.»
Auch Wang drückt seine tiefempfundene Dankbarkeit für die Unterstützung aus, die er aus dem In- und Ausland erhalten hat. Die Anteilnahme, von der er indirekt erfährt, bewegt ihn, und er betont seine Wertschätzung für diejenigen, die ihm Fürsorge und Unterstützung angeboten haben.
Update vom 02.10.2024: Beide wollen gegen das Urteil Berufung einlegen und alle verfügbaren Rechtsmittel nutzen. Wang Jianbings Kommunikationsrechte sind weiterhin eingeschränkt. Obwohl die Vorschriften es Inhaftierten erlauben, monatlich mit ihren Familien zu telefonieren, ist ihm dies aufgrund einer 'Sonderanweisung' der Staatssicherheit nicht möglich. Sophia Huang Xueqins Berufungsanwalt Xu Kai wurde gezwungen, seine Vertretung in nachfolgenden Berufungsverfahren zurückzuziehen. In den letzten drei Jahren ihrer Haft wurde Huangs Recht auf Rechtsbeistand konsequent verletzt.
Update vom 13.09.2024: Das Oberste Volksgericht der Provinz Guangdong hat beschlossen, das ursprüngliche Urteil aufrechtzuerhalten. Die schriftliche Entscheidung des Gerichts wurde Huang und Wang am 12. September zugestellt. Ihre Anwälte erhielten keine Benachrichtigung und wussten nicht, dass ein schriftliches Urteil heimlich erlassen worden war, was ihnen praktisch ihr Recht auf Verteidigung entzog.
• Werden Sie aktiv
Setzen Sie sich für Sophia Huang Xueqin ein: Senden Sie Appellbriefe
– per Post und posten Sie in den sozialen Medien – an die angegebene(n) Zielperson(en) sowie eine Kopie an die Botschaft.
→ Frist zum Mitmachen: 30. Juni 2025.
→ Schreiben Sie in Englisch, Chinesisch oder in Ihrer eigenen Sprache.
Sehr geehrter Herr Staatsanwalt Zhang
Sehr geehrter Herr Direktor Zhang
Das Gericht von Guangzhou verurteilte Sophia Huang Xueqin am 14. Juni 2024 wegen «Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt» zu fünf Jahren Gefängnis und Wang Jianbing zu drei Jahren und sechs Monaten Gefängnis. Zu den angeblichen Beweisen, die für ihre Verurteilung herangezogen wurden, gehörten ihre Rolle bei der Organisation wöchentlicher Treffen mit anderen Aktivist*innen sowie die Teilnahme an einem Online-Kurs über Gewaltlosigkeit und Online-Postings zu Themen, die von der chinesischen Regierung als «brisant» eingestuft werden. Wang Jianbing wurde am 18. März nach Verbüssen seiner Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen, Sophia Huang verbüsst weiterhin ihre fünfjährige Haftstrafe.
Ich begrüsse die Freilassung von Wang Jianbing. Bitte sorgen Sie dafür, dass auch Sophia Huang Xueqin umgehend und bedingungslos freigelassen wird.
Stellen Sie sicher, dass sie bis zu ihrer Freilassung unverzüglich Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung hat, einschliesslich einer regelmässigen umfassenden Untersuchung und Behandlung durch qualifiziertes medizinisches Personal, und dass sie nicht gefoltert oder anderweitig misshandelt wird.
Beenden Sie die Schikanierungen, Festnahmen und Bedrohungen aller Menschenrechtler*innen, die lediglich friedlich ihr Recht auf Vereinigungsfreiheit sowie andere Menschenrechte wahrnehmen.
Hochachtungsvoll,
Dear Director Zhang Rui,
Chief Procurator Zhang Jian,
On June 14, 2024, the Guangzhou Court sentenced Sophia Huang Xueqin (黄雪琴) to five years in prison and Wang Jianbing (王建兵) to three years and six months in prison for «inciting subversion of state power» (煽动颠覆国家政权). The alleged evidence used to convict them included their role in organizing weekly meetings with other activists, participation in an online non-violence course, and online postings on topics deemed «sensitive» by the Chinese government. Wang Jianbing was released from prison on March 18 after completing his sentence, and Sophia Huang continues to serve her five-year sentence.
I welcome the release of Wang Jianbing. Please ensure that Sophia Huang Xueqin is also released immediately and unconditionally.
Please ensure that - until her release - she has immediate access to appropriate medical care, including regular comprehensive examinations and treatment by qualified medical personnel, and that she is not subjected to torture or other ill-treatment.
I also urge you to stop harassing, arresting, and threatening other human rights defenders who peacefully exercise their right to freedom of association and other human rights.
Yours sincerely,
TAG
- Please tag the local Chinese Embassy or other Chinese officials on X/Twitter. You can find X/Twitter handles of Ambassador to China’s embassies and China embassies at https://twitter.com/MFA_China/following
- China’s Ministry of Foreign Affairs on X (Twitter) with @MFA_China
SUGGESTED MESSAGES:
#Metoo activist #SophiaHuang were found guilty in #China for inciting subversion over private gatherings.She was sentenced to 5 years of imprisonment. The authorities must release her immediately and unconditionally. @FreeXueBing
#China authorities must ensure #Metoo activist #SophiaHuang have access to adequate medical care, including a regular full body check-up and access to medical professionals, pending her release. Participating in a peaceful friends’ gathering is not a crime. @FreeXueBing
1) Direktor/Leiter der Behörde für öffentliche Sicherheit:
Zhang Rui
Director of Guangzhou Public Security Bureau
Guangzhou Public Security Bureau
No. 200, Qiyi Road
Guangzhou, Guangdong Sheng, 510030
Volksrepublik China / People’s Republic of China
2) Leitender Volksstaatsanwalt:
Zhang Jian
Chief Procurator
Guangzhou City People’s Procuratorate
No. 66, Huangpu Dadao Xi
Guangzhou, Guangdong Sheng, 510600
Volksrepublik China / People’s Republic of China
KOPIEN AN
Botschaft der Volksrepublik China
Kalcheggweg 10
3006 Bern
Fax: 031 351 45 73
E-Mail: [email protected]
• AkTuelle Dokumente
DRUCKFERTIGE MODELLBRIEFE:
• MODELLBRIEFE DEUTSCH 044/22-2 (WORD)
• MODEL LETTERS ENGLISH 044/22-2 (WORD)
DIESE URGENT ACTION – KOMPLETT ALS WORD-DATEI:
(Seite 1 Hintergrundinformationen, Seite 2 Modellbrief)
• UA 044/22-2 – DEUTSCH
→ Versandmöglichkeiten und Zielperson(en) siehe: ADRESSEN und SOCIAL MEDIA GUIDE
→ Verwenden Sie unsere Briefvorschläge oder schreiben Sie in Ihren Worten.
→ Portokosten für Briefversand: Europa = CHF 1.90 / alle übrigen Länder = CHF 2.50
→ Weitere Informationen zum Mitmachen bei den Urgent Actions finden Sie hier
English version (click on title to open):
Labour activist Wang Jianbing was released on 18 March, after completing a three-and-a-half-year sentence for «inciting subversion of state power». Activists following the case report that he is now in good spirits, and his first priority is taking care of his physical and mental health. He continues to be subject to «deprivation of political rights» for another three years. Sophia Huang Xueqin remains in prison.
Labour activist Wang Jianbing was released on 18 March, after completing a three-and-a-half-year sentence for «inciting subversion of state power». He was not allowed to stay in his place of normal residence, Guangzhou, but was escorted by national security police, via train, to his family’s home almost 2000km away in the remote Gansu province in western China. Wang is very thankful to everyone’s support, which is very important to him, and will focus on rebuilding his mental and physical health.
Prior to his detention, Wang provided legal support and training for people with disabilities and workers with occupational diseases. He is also a prominent supporter of the #MeToo movement in China. His friend, the journalist and #MeToo advocate Sophia Huang Xueqin, was arrested alongside him.
Huang is still serving her five-year prison sentence on the same charge.
The pair were arrested in Guangzhou, in southern China, on 19 September 2021, and detained incommunicado for more than five months. In the weeks following their arrest, dozens of their friends were summoned by the police and had their homes searched and electronic devices confiscated.
The Guangzhou Intermediate Court sentenced Wang to three years and six months in prison on 14 June 2024. The so-called evidence used to convict him included his role in co-organizing weekly gatherings with fellow activists, as well as his participation in an online course on non-violence and online posts on issues deemed «sensitive» by the Chinese government. In addition to the prison sentence, Wang will be subject to «deprivation of political rights» for an additional three years.
Wang was reportedly subjected to ill-treatment in detention, leading to serious deterioration of his health. Amnesty International understands that Wang’s health issues, which developed during his early solitary confinement and were exacerbated by fatigue from interrogations, worsened prior his release. However, the detention centre took no action to help treat his condition and denied Wang access to medicine that his family and friends have sent to him. In addition, Wang’s weight dropped substantially during his time in prison.
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