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URGENT ACTION Burundi – Briefaktion / Abschlussinfo - Good News Willkürlich inhaftierte Journalistin freigelassen

x UA 013/23-4 I UA Abschlussinfo vom: 23.08.2024) I AI-Index: AFR 16/8449/2024
Die Journalistin Floriane Irangabiye wurde nach einer Begnadigung durch den Präsidenten am 16. August 2024 aus der Haft entlassen. Sie war im Januar 2023 unter konstruierten Vorwürfen zu einer 10-jährigen Haftstrafe verurteilt worden, weil sie im August 2022 in einer Online-Radiosendung Kritik an der Regierung Burundis geübt hatte.

Am 14. August unterzeichnete Präsident Evariste Ndayishimiye ein Dekret, mit dem Floriane Irangabiye ohne jede Auflage begnadigt wurde. Das Dekret wurde am nächsten Tag veröffentlicht und Floriane Irangabiye am 16. August aus dem Gefängnis entlassen.

Die in Ruanda lebende Journalistin war zu Besuch in Burundi, als sie am 30. August 2022 festgenommen wurde, und befand sich seither durchgängig in Haft. Zu Haftbeginn wurde sie mehr als eine Woche lang beim Geheimdienst SNR (Service national de renseignement) festgehalten, wo man sie ohne Beisein eines Rechtsbeistands verhörte. Anschliessend brachte man sie ins Mpimba-Gefängnis. Ende September 2022 wurde sie in das Muyinga-Gefängnis verlegt, wo Berichten zufolge die feuchten und durch die unmittelbar angrenzende Grossküche belasteten Luftverhältnisse ihr Asthma verschlimmerten und sich ihr Gesundheitszustand stark verschlechterte. Nach Anträgen auf eine Verlegung und internationalem Druck, darunter auch die Mobilisierung von Aktivist*innen von Amnesty International, wurde Floriane Irangabiye im Oktober 2023 in das Bubanza-Gefängnis verlegt. Dieses Gefängnis liegt näher am Wohnort ihrer Familie in Bujumbura.

Am 2. Januar 2023 verurteilte das Hohe Gericht Mukaza in Bujumbura Floriane Irangabiye wegen «Gefährdung der Integrität des Staatsgebiets» zu einer zehnjährigen Haftstrafe und einer Geldstrafe. Die Staatsanwaltschaft konnte während ihres äusserst fehlerhaften Gerichtsverfahrens keine Beweise für die Straftat vorlegen, die ihr zur Last gelegt wurde. Ihre Verurteilung basierte ausschliesslich auf Äusserungen während einer Radiosendung für Radio Igicaniro, einer von ihr 2019 im Exil mitbegründeten Online-Plattform, in der sie und andere Gäste die burundische Regierung scharf kritisierten.

Am 2. Mai 2023 bestätigte das Berufungsgericht von Mukaza ihren Schuldspruch und die zehnjährige Haftstrafe. Das Gericht stellte zwar fest, dass ihr erstes Verhör durch den burundischen Geheimdienst SNR gegen Paragraf 10 der Strafprozessordnung verstiess, da es ohne einen Rechtsbeistand und ohne Belehrung über ihr Aussageverweigerungsrecht durchgeführt wurde, bot aber keinen Rechtsbehelf an, da Verhöre durch den SNR nicht zu den Umständen gehören, unter denen das Gesetz vorsieht, dass die Nichtigkeit des Verfahrens festgestellt werden muss. Ihre Rechtsbeistände gingen in die nächste Instanz und reichten bei der Kassationskammer des Obersten Gerichtshofs ein weiteres Rechtsmittel ein. Doch auch dieses höchste Berufungsgericht bestätigte am 13. Februar 2024 den Schuldspruch gegen Floriane Irangabiye. Nach der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs vom Februar wurde bei der Justizministerin ein Antrag auf Revision eingereicht. 

Aktivist*innen von Amnesty International haben sich unermüdlich für Floriane Irangabiye eingesetzt. Unmittelbar nach ihrer Freilassung wies sie vor den Medien auf die Unterstützung von Amnesty International und anderen Organisationen hin, die sich für ihre Freilassung stark gemacht hatten.

Vielen Dank allen, die mit ihrem Einsatz zur Freilassung von Floriane Irangabiye beigetragen haben!

 


 


English version (click on title to open):

Burundian journalist Floriane Irangabiye received a presidential pardon on 14 August 2024 and was released from prison on 16 August 2024. She had been serving a 10-year sentence for «threatening the integrity of the national territory» on account of comments made on an online radio show in August 2022.

On 14 August, President Evariste Ndayishimiye signed a decree granting Floriane Irangabiye a full pardon. It was published the next day and Floriane Irangabiye was released from prison on 16 August.

Floriane Irangabiye, a journalist, had been in detention since her arrest on 30 August 2022, while on a visit home to Burundi from Rwanda. She was held for more than a week at the National Intelligence Service, where she was questioned without the presence of a lawyer, before being transferred to Mpimba Prison. In late September 2022, she was transferred to Muyinga Prison where it has been reported that the damp and smoky conditions of detention aggravated her asthma and her health deteriorated badly. After official requests for a transfer and international pressure, including mobilization by Amnesty International activists, Floriane was transferred in October 2023 to Bubanza Prison, which is closer to Bujumbura.

She was convicted by the Mukaza High Court in Bujumbura on 2 January 2023 of endangering the integrity of the national territory and sentenced to 10 years in prison, in addition to a fine. The prosecution failed to provide credible evidence during her deeply flawed trial and her conviction was based on comments made during a radio show for Radio Igicaniro, an online platform in exile that she co-founded in 2019, in which she and other guests were highly critical of the Burundian government.

On 2 May 2023, the Court of Appeal of Mukaza upheld the conviction. The court found that her initial interrogation by the SNR violated the Criminal Procedure Code because it was conducted without a lawyer present and without informing her of her right to remain silent, but it did not offer a remedy because interrogation by the SNR was not one of the circumstances in which the law explicitly provides for nullifying the procedure.  Her lawyers filed a further appeal at the Cassation Chamber of the Supreme Court, but the court ruled against her on 13 February 2024 and upheld the conviction. Following the Supreme Court’s February decision, a request for revision was lodged with the Minister of Justice.

Amnesty International activists have campaigned tirelessly on her behalf. Speaking to the media immediately after her release, Floriane Irangabiye made a special mention of Amnesty International’s support, among other organisations who had campaigned for her release.

No further action is requested. Many thanks to all who sent appeals.