Die Künstlerin Aleksandra Skochilenko ist wegen «Verbreitung wissentlich falscher Informationen über die russischen Streitkräfte» (Paragraf 207.3 des Strafgesetzbuchs) zu sieben Jahren Haft verurteilt worden, weil sie Preisschilder in örtlichen Supermärkten durch Antikriegsinformationen ersetzt hat. Hierbei handelt es sich nicht um eine international als Straftat anerkannte Handlung. Der Straftatbestand beschneidet das Menschenrecht auf Meinungsfreiheit auf eine Weise, die sowohl den völkerrechtlichen als auch den verfassungsrechtlichen Verpflichtungen Russlands zuwiderläuft.
Aleksandra Skochilenko leidet an Zöliakie und einer Herzerkrankung. Ihren Ärzt*innen zufolge benötigt sie des-halb eine angemessene medizinische Betreuung sowie eine streng glutenfreie Diät, die im Strafvollzug nicht möglich ist. Die Künstlerin befindet sich bereits seit mehr als 19 Monaten in Haft. Ihr Gesundheitszustand hat sich im Gefängnis stark verschlechtert, und eine anhaltende Inhaftierung wird dies noch verschlimmern bzw. kann sogar ihr Leben gefährden.
Alexandra Skotschilenko ist eine gewaltlose politische Gefangene, die nur aufgrund der Wahrnehmung ihres Rechts auf freie Meinungsäusserung inhaftiert ist. Sie muss umgehend und bedingungslos freigelassen werden.
Aleksandra Skochilenko ist eine Songschreiberin und Künstlerin aus Sankt Petersburg, die am 31. März 2022 Preisschilder in örtlichen Supermärkten durch Antikriegsinformationen ersetzte, darunter Informationen über die Toten durch die Bombardierung des Theaters von Mariupol. Am 11. April 2022 wurde sie festgenommen und unter dem neu eingeführten Paragrafen 207.3(2) des Strafgesetzbuchs wegen «Verbreitung wissentlich falscher Informationen über die russischen Streitkräfte» angeklagt.
Aleksandra Skochilenko ist durch Zöliakie, eine genetische Glutenintoleranz, gesundheitlich stark beeinträchtigt. Wenn sie glutenhaltige Nahrung zu sich nimmt, kann das letztlich zu Organversagen, Krebs oder Autoimmunerkrankungen führen. Sie muss sich durchweg glutenfrei ernähren, was im Strafvollzug nicht gewährleistet ist, da keine glutenfreie Nahrung zur Verfügung gestellt wird. Aleksandra Skochilenko leidet zudem an einem Herzfehler; nach Angaben ihres*r Kardiolog*in muss sie regelmässig untersucht und in Zukunft möglicherweise sogar operiert werden.
Am 16. November 2023 wurde die Künstlerin zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. In ihrer abschliessenden Stellungnahme sagte sie: «Ich werde bei meiner Meinung und meiner Wahrheit bleiben. Meiner Ansicht nach sollte niemand gesetzlich gezwungen werden, der einen oder anderen Wahrheit zu folgen.» Es wird erwartet, dass ihre Verteidigung Rechtsmittel einlegen wird.
In den anderthalb Jahren, die Aleksandra Skochilenko bereits in Haft verbracht hat, hat sich ihr Gesundheitszustand rapide verschlechtert. Lange Gerichtsverhandlungen waren für sie schwierig: Sie fühlte sich im Gerichtssaal oft nicht gut, und einmal fiel sie in Ohnmacht und brauchte ärztliche Hilfe. Der*Die Vorsitzende Richter*in verweigerte ihr in tagelangen Anhörungen wiederholt Pausen, wenn sie etwas trinken oder ihre Medikamente einnehmen wollte.
Aleksandra Skochilenkos Fall war Teil des Briefmarathons von Amnesty International im Dezember 2022.
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Abgeschlossene Briefaktion (Frist abgelaufen)
5. August 2024 - NEWS
Russland Gefangenenaustausch mit bitterem Beigeschmack / Aleksandra Skochilenko ist frei
Am 1. August wurden acht in Nato-Ländern inhaftierte Russ*innen für 16 in Russland und Belarus inhaftierte Menschen freigelassen. Unter ihnen ist die Künstlerin und Aktivistin Aleksandra Skochilenko sowie weitere Menschenrechtsverteidiger*innen.