Aleksei Gorinov wurde im Juli 2022 festgenommen und unter dem Paragrafen 207.3 des russischen Strafgesetzbuchs verurteilt, weil er den russischen Überfall auf die Ukraine als «Krieg» bezeichnete und darauf hinwies, dass dabei Kinder sterben.
Seine Inhaftierung nach den «Kriegszensurgesetzen» (Paragrafen 207.3 und 280.3 des Strafgesetzbuchs) zeigt einmal mehr die Unterdrückung der Meinungsfreiheit und die Kriminalisierung abweichender Meinungen in Russland.
Darüber hinaus wurde Aleksei Gorinov in seiner Haftzeit der «Rechtfertigung von Terrorismus» beschuldigt, weil er einem anderen Gefangenen seine Ansichten über den Krieg mitgeteilt hatte.
Amnesty International kritisiert, dass die blosse Äusserung seiner Meinung, die niemandem geschadet hat, zu schweren Anschuldigungen führte, die eine längere Haftstrafe nach sich ziehen und Aleksei Gorinovs Rechte weiter verletzen könnten.
Ausserdem hat sich auch der Gesundheitszustand von Aleksei Gorinov in der Haft beträchtlich verschlechtert. Er wurde wiederholt wegen geringfügiger Verstösse in eine Strafzelle verlegt. Auch wurde ihm eine angemessene medizinische Versorgung verweigert, obwohl er unter Atemproblemen leidet, die durch eine frühere Lungenoperation verschlimmert wurden.
Aleksei Gorinov war die erste Person, die wegen der Verbreitung «falscher Informationen» über die russischen Streitkräfte (Paragraf 207.3 des Strafgesetzbuchs) zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, weil er den «militärischen Sondereinsatz» in der Ukraine als «Krieg» bezeichnet und gesagt hatte, dass dabei Kinder sterben. Am 8. Juli 2022 verurteilte das Bezirksgericht Meschtschanskij den Stadtrat des Moskauer Bezirks Krasnoselskij zu sieben Jahren Gefängnis. Das Urteil gegen Alexej Gorinow beruhte auf Bemerkungen, die er bei einer Ratssitzung am 15. März 2022 über den russischen Angriff gegen die Ukraine gemacht hatte. Er sprach damals über den Tod ukrainischer Kinder aufgrund des Krieges, den die russischen Behörden nach wie vor als «militärischen Sondereinsatz» bezeichnen. Dabei übte er sein Recht auf freie Meinungsäusserung aus.
Während seiner Inhaftierung wurde Aleksei Gorinov wegen angeblicher Verstösse gegen die Gefängnisvorschriften wiederholt in eine Strafzelle verlegt, die als SHIZO bezeichnet wird. In der Haft erkrankte er auch an Atemproblemen, die dadurch verschlimmert werden, dass ihm einige Jahre vor der Inhaftierung ein Teil der Lunge entfernt wurde. Die Gefängnisbehörden verweigerten ihm dennoch eine angemessene medizinische Versorgung und zwangen ihn stattdessen, draussen Schnee zu räumen.
Am 9. Dezember 2023 richteten mehr als 240 Angehörige medizinischer Berufe einen offenen Brief an Präsident Wladimir Putin, in dem sie ihre Besorgnis über den Gesundheitszustand von Aleksei Gorinov zum Ausdruck brachten und forderten, ihm die notwendige medizinische Versorgung zukommen zu lassen. Später im Dezember wurde er in ein Gefängniskrankenhaus verlegt und dort mehr als drei Monate festgehalten.
Im April 2024, nachdem er aus dem Gefängniskrankenhaus in eine Strafkolonie in Wladimir zurückgeschickt worden war, berichtete Aleksei Gorinov, dass die Gefängnisbehörden ihn unter Selbstmord- und Selbstverletzungsüberwachung gestellt hatten. In einer Botschaft versicherte Gorinov, dass er «niemals freiwillig sein Leben beenden würde», da er «das Leben als ein Geschenk des Universums» betrachte. Er betonte ausserdem, dass er noch Pläne und wichtige Dinge zu erledigen habe, und beendete seine Botschaft mit den Worten: «Bitte merken Sie sich das, falls mir plötzlich etwas zustossen sollte». Ausserdem hat Aleksei Gorinov sich in einer Beschwerde an das Gericht darüber beklagt, dass das Gefängnispersonal ihn nachts aufweckte und versuchte, ihn unter Druck zu setzen. Nach seiner Verlegung in das Untersuchungsgefängnis in Wladimir Ende April wurde er nachts nicht mehr belästigt.
Am 13. September 2023 leiteten die russischen Behörden ein neues Ermittlungsverfahren gegen Aleksei Gorinov ein. Darin wird er der «Rechtfertigung von Terrorismus» beschuldigt, weil er über einen angeblichen ukrainischen Angriff auf eine Brücke auf der Krim und das Asow-Regiment der ukrainischen Streitkräfte – das in Russland zu einer «terroristischen Organisation» erklärt wurde – gesprochen hat. Die ersten Anhörungen zu dieser Anklage werden voraussichtlich am 19. November 2024 beginnen.
Die im März 2022 eingeführten russischen Kriegszensurgesetze kriminalisieren Kritik an dem russischen Angriff gegen die Ukraine und an mutmasslichen Kriegsverbrechen der russischen Streitkräfte als «Falschdarstellung» und «Diskreditierung» der russischen Streitkräfte (Paragrafen 207.3 und 280.3 des Strafgesetzbuchs), worauf eine Höchststrafe von 15 Jahren Haft steht. Im Oktober 2024 teilte Amnesty International den russischen Behörden mit, dass die Organisation weltweit 330'000 Unterschriften gesammelt hat, mit denen sie die russischen Behörden auffordert, ihre Kriegszensurgesetze aufzuheben und alle Personen freizulassen, die nur wegen ihrer Kritik am Krieg in der Ukraine inhaftiert sind.
Im Februar 2024 dokumentierte Amnesty International die beunruhigende Eskalation des Missbrauchs vager Anti-Terrorismus- und Anti-Extremismus-Gesetze in Russland seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine. Hunderte Personen wurden unter dem Vorwurf der «Rechtfertigung von Terrorismus» verurteilt, weil sie lediglich über bestimmte Handlungen oder Organisationen, die von den russischen Behörden willkürlich als «terroristisch» eingestuft wurden, gesprochen oder ihre Sympathie dafür bekundet hatten. Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine reichten Sympathiebekundungen für die Ukraine – wie etwa Freude über militärische Erfolge oder Unterstützung der aus russischen Freiwilligen bestehenden ukrainischen Militäreinheiten – aus, um unter diesem Vorwurf strafrechtlich verfolgt zu werden. Amnesty International fordert Russland auf, seine Anti-Terrorismus- und Anti-Extremismus-Gesetze zu überprüfen, sie mit den internationalen Menschenrechtsverpflichtungen Russlands in Einklang zu bringen und sicherzustellen, dass sie nicht dazu verwendet werden können, friedlichen Dissens zu kriminalisieren und zu verfolgen oder anderweitig die Rechte auf freie Meinungsäusserung und friedliche Versammlung sowie andere Menschenrechte zu verletzen. Ausserdem fordert Amnesty die russischen Behörden auf, alle Personen, die aufgrund unbegründeter Anklagen im Zusammenhang mit Terrorismus und Extremismus verurteilt wurden oder strafrechtlich verfolgt werden, unverzüglich freizusprechen und die Anklagen gegen sie fallen zu lassen, sofern sie nicht wegen einer international anerkannten Straftat angeklagt sind.
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Setzen Sie sich für Aleksei Gorinov ein: Senden Sie einen Appellbrief – per Post, via das Onlineformular und posten Sie in den sozialen Medien – an die angegebene(n) Zielperson(en) sowie eine Kopie an die Botschaft.
→ Frist zum Mitmachen: bis auf Weiteres (= vorerst unbefristet verlängert).
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Unterschreiben Sie zudem unsere Online-Petition für Aleksei Gorinov
... und auch diese Petition (auf Englisch): Solidarity for Russian activist Aleksei Gorinov
Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt
Aleksei Gorinov verbüsst derzeit eine siebenjährige Haftstrafe. Nun droht ihm eine weitere Anklage allein wegen der Ausübung seines Rechts auf freie Meinungsäusserung.
Aleksei Gorinov wurde im Juli 2022 festgenommen und unter dem Paragrafen 207.3 des russischen Strafgesetzbuchs verurteilt, weil er den russischen Überfall auf die Ukraine als «Krieg» bezeichnete und darauf hinwies, dass dabei Kinder sterben.
Darüber hinaus wurde Aleksei Gorinov in seiner Haftzeit der «Rechtfertigung von Terrorismus» beschuldigt, weil er einem anderen Gefangenen seine Ansichten über den Krieg mitgeteilt hatte. Ich befürchte, dass die blosse Äusserung seiner Meinung, die niemandem geschadet hat, eine längere Haftstrafe nach sich ziehen und Aleksei Gorinovs Rechte weiter verletzen könnten.
Ausserdem hat sich auch der Gesundheitszustand von Aleksei Gorinov in der Haft beträchtlich verschlechtert. Er wurde wiederholt wegen geringfügiger Verstösse in eine Strafzelle verlegt. Auch wurde ihm eine angemessene medizinische Versorgung verweigert, obwohl er unter Atemproblemen leidet, die durch eine frühere Lungenoperation verschlimmert wurden.
Ich bitte Sie deshalb, alle erforderlichen Massnahmen zu ergreifen, um die Anklagen gegen Aleksei Gorinov fallen zu lassen, seine vorherige Verurteilung aufzuheben und ihn unverzüglich und bedingungslos freizulassen.
Ausserdem fordere ich Sie auf, die Anwendung der Kriegszensurgesetze und der Anti-Terror- und Anti-Extremismus-Gesetze zu überdenken, da sie dazu verwendet werden, die Rechte auf freie Meinungsäusserung und friedliche Versammlung zu verletzen.
Russland muss unbedingt seinen internationalen Menschenrechtsverpflichtungen nachkommen und Personen freilassen, die nur deshalb inhaftiert sind, weil sie ihr Recht auf freie Meinungsäusserung wahrgenommen haben.
Hochachtungsvoll,
Dear Prosecutor General,
I am writing to express my deep concern regarding the case of Aleksei Gorinov, a former municipal councillor of the Krasnoselsky District in Moscow, who is serving seven years in prison, and is now facing an additional charge for merely exercising his right to freedom of expression.
In July 2022, Aleksei Gorinov was convicted under Article 207.3 of the Criminal Code for referring to the conflict in Ukraine as a «war» and discussing the deaths of children resulting from it. His imprisonment under the «war censorship laws» (Articles 207.3 and 280.3 of the Criminal Code) highlights the suppression of freedom of expression and the criminalization of dissent in Russia.
In addition, while serving his sentence, Aleksei Gorinov was accused of «justification of terrorism» for sharing his views about the war with another prisoner. I am concerned that merely sharing his opinion, which didn’t cause anyone’s harm, led to serious charges and may result in a longer prison sentence and further violate Aleksei Gorinov’s rights.
Furthermore, Aleksei Gorinov’s health has significantly deteriorated while in detention. He has been repeatedly placed in a penal cell for minor infractions and denied adequate medical care, despite suffering from respiratory issues exacerbated by a previous lung surgery.
I urge you to take all necessary steps in order to drop the charges against Aleksei Gorinov and overturn his previous conviction, as well as release him immediately and unconditionally. I also call on you to reconsider the application of the war censorship laws and the anti-terrorism and anti-extremism legislation, which are being used to violate the rights to freedom of expression and peaceful assembly. It is imperative that Russia upholds its international human rights obligations and releases individuals im-prisoned solely for exercising their right to freedom of expression.
Thank you for your attention to this urgent matter.
Sincerely,
#FreeGorinov
Please tag a X/Twitter account of the Russian Embassy: /RusEmbSwiss
Dear @, I join 330,000 people worldwide who call for Russia to end its repression against people who criticise its war in Ukraine. Aleksei Gorinov must be freed and all charges against him dropped. #FreeGorinov
Generalstaatsanwalt der Russischen Föderation:
Igor Viktorovich Krasnov
Prosecutor General of the Russian Federation
Office of the Prosecutor General
15a Bolshaya Dmitrovka Street
Moscow, 125993
Russian Federation
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• MODELLBRIEF DEUTSCH 023/24-1 (Word)
• MODEL LETTER ENGLISH 023/24-1 (Word)
DIESE URGENT ACTION – KOMPLETT ALS WORD-DOKUMENT
Seite 1 Hintergrundinformationen, Seite 2 Modellbrief
• UA 023/24-1 – DEUTSCH
• UA 023/24-1 – ENGLISH
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→ Portokosten für Briefversand: Europa = CHF 1.90 / alle übrigen Länder = CHF 2.50
→ Weitere Informationen zum Mitmachen bei den Urgent Actions finden Sie hier
English version (click on title to open):
Russian authorities have been keeping local opposition politician Aleksei Gorinov behind bars for ex-pressing his critical views of the actions of the Russian military in Ukraine. After two years into his arbitrary sentence under the war censorship laws, Aleksei Gorinov is facing a new trial on the accusation of « justification of terrorism», another charge that has been used to silence dissent in Russia. His health is frail. Russia should drop all charges and release Aleksei Gorinov immediately and unconditionally.
Aleksei Gorinov was the first person to receive a prison sentence for spreading « false information» about Russia’s Armed Forces (Article 207.3 of the Criminal Code) simply for calling the «special military operation» in Ukraine – «a war» and stating that children were dying in it. On 8 July 2022, the Meshchansky District Court of Moscow sentenced the municipal councillor of the Krasnoselsky District, to seven years in prison. Aleksei Gorinov was indicted for a statement he had made about Russian aggression in Ukraine during a council meeting on 15 March. He spoke about the deaths of Ukrainian children resulting from the war, which the Russian authorities continue to describe as a «special military operation». He was exercising his right to freedom of expression.
While in detention, Aleksei Gorinov has been repeatedly placed in SHIZO (penal cell) for alleged minor violations of prison rules. In detention, he fell ill due to respiratory problems, exacerbated by the fact that a part of his lung had been removed several years earlier. Prison authorities denied him adequate health care and instead forced him to clear snow outside.
On 9 December 2023, more than 240 health professionals sent an open letter to President Vladimir Putin raising concern over Aleksei Gorinov’s health and calling for him to be provided with the necessary healthcare. Later in December, he was transferred to a prison hospital where he was held for more than three months.
In April 2024, after being sent back from prison hospital to a penal colony in Vladimir, Aleksei Gorinov reported that the prison authorities had placed him under a suicide and self-harm watch. In a message, Gorinov assures that he «would never voluntarily end his life» as he perceives «life as a gift from the Universe». He further underlines that he still has plans and important matters to do. He ends his message with «Please keep this in mind in case something happens to me suddenly». He also sent a complaint to the court concerning how the prison guards used to wake him up during the night and tried to pressure him. In the end of April, after being transferred to Vladimir pretrial detention centre, he was no longer bothered during the night.
On 13 September 2023, the Russian authorities opened a new investigation against Aleksei Gorinov accusing him of «justification of terrorism» for discussing an alleged Ukrainian attack on a bridge in Crimea, and the Azov Regiment of the Ukrainian Armed Forces (which has been designated as a «terrorist organization» in Russia). The preliminary hearings under this charge are expected to start on 19 November 2024.
Articles 207.3 and 280.3 of the Criminal Code of the Russian Federation are also known as the «war censorship laws». Introduced in March 2022, they criminalize criticism of Russia’s aggression against Ukraine, and of war crimes committed by Russian forces, as «fakes» and «discreditation» of the Russian Armed Forces and carry a maximum sentence of 15 years’ imprisonment. In October 2024, Amnesty International shared with the Russian authorities, that it collected 330,000 signatures worldwide demanding that the Russian authorities repeal its war censorship laws, and releases everyone imprisoned solely for criticising the war in Ukraine.
In February 2024 Amnesty International documented the disturbing escalation in the abuse of vague anti-terrorism and anti-extremism legislation in Russia since the beginning of Russia’s full-scale invasion of Ukraine. Hundreds of individuals were convicted under «justification of terrorism» charges for merely discussing or expressing sympathy towards specific actions or entities arbitrarily designated as «terrorist» by the Russian authorities. Following the full-scale invasion of Ukraine by Russia, expressions of sympathy for Ukraine – such as displaying contentment about its military successes or support for the Ukrainian military units consisting of Russian volunteers – became enough for such persecutions. Amnesty International is calling for Russia to review its anti-terrorism and anti-extremism legislation and to bring it in line with Russia’s international human rights obligations and to ensure that it cannot be used to criminalize and prosecute peaceful dissent or otherwise violate the rights to freedom of expression, peaceful assembly and other human rights. Amnesty is also calling for the Russian authorities to immediately acquit, or drop, unfounded terrorism and extremism related charges against every person arbitrarily convicted or prosecuted under these charges, and release them unless they are charged with an internationally recognizable offence.
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