Am 9. Juli wurden Oumar Sylla (auch bekannt als Fonike Mengue) und Billo Bah, zwei Aktivisten und Mitglieder der Nationalen Front zur Verteidigung der Verfassung (FNDC), von bewaffneten Militärangehörigen und Sicherheitskräften bei Oumar Sylla zuhause in der guineischen Hauptstadt Conakry festgenommen. Laut einer Pressemitteilung der FNDC vom 10. Juli wurden sie anschliessend in das Hauptquartier der Gendarmerie und schliesslich in das Lager der Armee auf der Insel Kassa gebracht. Seitdem haben Oumar Sylla und Mamadou Billo Bah keinen Kontakt mehr zu ihren Rechtsbeiständen und Familien, und ihr Aufenthaltsort ist bis heute unbekannt. Am Tag ihrer Festnahme hatte Oumar Sylla in den Sozialen Medien dazu aufgerufen, am 11. Juli rote Kleidung zu tragen, um «gegen die Schliessung von Medien und die hohen Lebenshaltungskosten, und insbesondere auch gegen die Stromabschaltungen und alle Fehler der Übergangsphase zu protestieren».
Am 17. Juli gab das Büro des Premierministers eine Pressemitteilung heraus, in der es hiess, dass keine Ermittlungsbehörde Oumar Sylla und Mamadou Billo Bah festgenommen habe und sie nicht in einem der Gefängnisse des Landes inhaftiert seien. In der offiziellen Pressemitteilung heisst es, die beiden Aktivisten seien entführt worden.
Amnesty International ist in grosser Sorge um Oumar Sylla und Mamadou Billo Bah, da sie allein wegen der Ausübung ihrer Rechte ins Visier genommen wurden und sie durch ihr Verschwindenlassen in grosser Gefahr sind. Ein solches Vorgehen entspricht dem Muster der Unterdrückung in Guinea. Seit mehreren Monaten gehen die guineischen Behörden verstärkt gegen friedlichen Dissens vor, indem sie Medien schliessen, den Zugang zum Internet einschränken und bei Demonstrationen exzessive und damit rechtswidrige Gewalt anwenden. Bis zum 22. April 2024 wurden mindestens 47 Menschen bei Protesten getötet. Amnesty International ist der Ansicht, dass Oumar Sylla und Mamadou Billo Bah allein aufgrund ihres Aktivismus und ihrer Kritik an den guineischen Behörden willkürlich inhaftiert sind. Dies verstösst gegen ihr Recht auf freie Meinungsäusserung, das in der Afrikanischen Charta der Menschenrechte und der Rechte der Völker sowie im Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte garantiert wird.
Die FNDC (Front national pour la défense de la Constitution) ist ein Zusammenschluss verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen und politischer Parteien, der im Oktober 2019 in Guinea eine Reihe von Demonstrationen organisiert hat, um gegen eine Verfassungsänderung bzw. die Verabschiedung einer neuen Verfassung zu protestieren. Seitdem spielt die FNDC bei den meisten Demonstrationen, bei denen verschiedene Menschenrechtsverletzungen der früheren und der aktuellen Regierung angeprangert werden, eine zentrale Rolle. Am 8. August 2022 beschlossen die guineischen Übergangsbehörden, die durch einen Staatsstreich am 5. September 2021 an die Macht kamen, die FNDC aufzulösen. Sie bezeichneten diese als «De-facto-Bewegung» und warfen ihr vor, sie sei «von jeher für Gewalt gegen Menschen, die Zerstörung von öffentlichem und privatem Eigentum sowie für Akte der Aufstachelung zum Hass bekannt gewesen». Im Mai 2022 hatten die guineischen Behörden Protestveranstaltungen bis zum Beginn des Wahlkampfes verboten.
Oumar Sylla und Mamadou Billo Bah wurden schon früher willkürlich inhaftiert, weil sie ihr Recht auf freie Meinungsäusserung und friedliche Versammlung wahrgenommen haben. Bereits im September 2020 wurde Oumar Sylla festgenommen, als er gegen die Kandidatur von Alpha Condé bei den Präsidentschaftswahlen im Oktober 2020 mobilisierte. Nach den Präsidentschaftswahlen kam es zu teils gewalttätigen Protesten gegen die Ergebnisse. Sicherheitskräfte reagierten auf die Proteste bei Einsätzen in einigen Vierteln mit unverhältnismässiger Gewaltanwendung, dabei kamen Menschen zu Tode. Im September 2021 wurde Oumar Sylla auf Anordnung des neu ernannten Generalstaatsanwalts freigelassen. Von Juli 2022 bis Mai 2023 war Oumar Sylla erneut willkürlich inhaftiert. Auch Mamadou Billo Bah befand sich von Januar 2023 bis Mai 2023 willkürlich in Haft.
Am 21. Oktober 2022 unterzeichneten die Wirtschaftsgemeinschaft der Westafrikanischen Staaten (ECOWAS) und die guineischen Behörden ein Abkommen über einen 24-monatigen Übergang, unterteilt in zehn Phasen, der im Dezember 2024 zur Rückkehr zur verfassungsmässigen Ordnung führen sollte. Die Regierung wurde am 19. Februar 2024 aufgelöst und am 27. Februar wurde ein neuer Premierminister ernannt. Im März 2024 gab der neue Premierminister Amadou Oury Bah bekannt, dass die mit der ECOWAS vereinbarten Fristen nicht eingehalten werden könnten, und legte nah, dass der Übergang nach einem Verfassungsreferendum im Jahr 2024 nun erst 2025 enden würde.
Werden Sie aktiv
Setzen Sie sich für Oumar Sylla und Billo Bah ein: Senden Sie einen Appellbrief – per Post oder E-Mail und/oder über die sozialen Medien – an die angegebene(n) Zielperson(en) sowie eine Kopie an die Botschaft.
→ Frist zum Mitmachen: 10. Dezember 2024.
→ Schreiben Sie in Französisch oder in Ihrer eigenen Sprache.
Sehr geehrter Herr Premierminister
Heute wende ich mich an Sie aus grosser Sorge um Oumar Sylla und Mamadou Billo Bah. Am 9. Juli wurden die Aktivisten Oumar Sylla und Mamadou Billo Bah von Militärangehörigen und anderen Sicherheitskräften bei Oumar Sylla zuhause in Conakry festgenommen. Seither sind sie verschwunden und ihr Verbleib ist unbekannt. Am Tag ihrer Festnahme hatte Oumar Sylla in den Sozialen Medien dazu aufgerufen, am 11. Juli rote Kleidung zu tragen, um unter anderem gegen das harte Vorgehen gegen die Medien und die hohen Lebenshaltungskosten zu protestieren.
Bitte lassen Sie Oumar Sylla und Mamadou Billo Bah umgehend frei und stellen Sie sicher, dass eine wirksame Untersuchung ihres Verschwindenlassens durchgeführt wird und alle dafür Verantwortlichen in fairen Verfahren vor Gericht gestellt werden.
Sorgen Sie bitte auch dafür, dass sie vor Folter und anderen Misshandlungen geschützt werden, solange sie sich noch in Haft befinden.
Hochachtungsvoll,
Dear Prime Minister,
I am writing to express my grave concern regarding the enforced disappearances of Oumar Sylla (alias Fonike Mengue) and Mamadou Billo Bah. On 9 July, the two activists and members of the National Front for the Defense of the Constitution (FNDC), were arrested by armed defense and security forces in Oumar Sylla’s house in Conakry, Guinea’s capital. According to a press release issued by the FNDC on 10 July, they were subsequently taken to the Gendarmerie Headquarters and then to Kassa island, an army camp. Since then, Oumar Sylla and Mamadou Billo Bah have had no contact with their lawyers and families, and their whereabouts remain unknown. On the day of their arrest, Oumar Sylla had called on social networks for people to wear red clothes on 11 July to «protest against the closure of the media and the high cost of living, in particular power cuts and all the blunders of the transition».
On 17 July, your office issued a press release stating that no investigative body has carried out any arrest of Oumar Sylla and Mamadou Billo Bah, and they were not detained in any of the prisons in the country. According to the official press release, the two activists have been abducted.
I am deeply concerned for Oumar Sylla and Mamadou Billo Bah as they have been targeted simply for exercising their rights and now their enforced disappearances put their safety at risk. Furthermore, this follows the pattern of repression in Guinea. For several months now, the Guinean authorities have been stepping up their crackdown on peaceful dissent, with the suspension of media outlets, restrictions on internet access and the use of unlawful force at demonstrations, including the killing of at least 47 people during protests as of 22 April 2024. Amnesty International believes Oumar Sylla and Mamadou Billo Bah are being arbitrary detained solely because of their activism and criticism of the Guinean authorities, in violation of their right to freedom of expression as guaranteed by the African Charter on Human and Peoples’ Rights, and the International Covenant on Civil and Political Rights.
I urge you to immediately release Oumar Sylla and Mamadou Billo Bah and ensure there is an effective investigation into their enforced disappearance, capable of bringing anyone suspected of criminal responsibility to justice in fair trials. Pending their release, I urge you to guarantee they are protected from torture and other ill-treatment while in detention.
Yours Sincerely,
Monsieur le Premier ministre,
Je vous écris pour vous faire part de mes profondes inquiétudes au sujet de la disparition forcée d’Oumar Sylla (alias Foniké Menguè) et de Mamadou Billo Bah. Le 9 juillet, ces deux militants et membres du Front national pour la défense de la Constitution (FNDC) ont été arrêtés par des membres armés des forces de défense et de sécurité au domicile d’Oumar Sylla à Conakry, la capitale guinéenne. Selon un communiqué de presse publié par le FNDC le 10 juillet, ils ont ensuite été emmenés au siège de la gendarmerie, puis au camp militaire de l’île de Kassa. Depuis lors, Oumar Sylla et Mamadou Billo Bah n’ont eu aucun contact avec leurs avocats ni leurs familles, et on ignore toujours où ils se trouvent. Le jour de leur arrestation, Oumar Sylla avait appelé sur les réseaux sociaux à se vêtir de rouge le 11 juillet pour «protester contre la fermeture des médias», «s’insurger contre la cherté de la vie» et «dénoncer la coupure de l’électricité et autres impairs de la transition».
Le 17 juillet, vos services ont publié un communiqué de presse indiquant qu’aucun organe d’enquête n’avait arrêté Oumar Sylla ni Mamadou Billo Bah et que ces derniers n’étaient détenus dans aucune des prisons des pays. Selon le communiqué de presse officiel, les deux militants ont été enlevés.
La situation d’Oumar Sylla et de Mamadou Billo Bah m’inquiète profondément, car ils ont été visés uniquement parce qu’ils ont exercé leurs droits humains et leur disparition forcée compromet leur sécurité. En outre, cela s’inscrit dans une démarche globale de répression en Guinée. Depuis plusieurs mois, les autorités guinéennes ont intensifié leur répression de la dissidence pacifique, en suspendant des médias, en restreignant l’accès à Internet et en ayant recours à une force illégale lors de manifestations, y compris en tuant au moins 47 personnes lors de manifestations entre le début de l’année 2024 et le 22 avril. Amnesty International estime qu’Oumar Sylla et Mamadou Billo Bah sont détenus arbitrairement en raison uniquement de leur militantisme et de leurs critiques à l’égard des autorités guinéennes, ce qui constitue une violation de leur droit à la liberté d’expression garanti par la Charte africaine des droits de l’homme et des peuples et le Pacte international relatif aux droits civils et politiques.
Je vous exhorte à libérer immédiatement Oumar Sylla et Mamadou Billo Bah et à faire en sorte qu’une enquête efficace soit menée sur leur disparition forcée, de sorte que toute personne soupçonnée de porter une responsabilité pénale soit traduite en justice dans le cadre d’un procès équitable. En conséquence, je vous prie instamment de veiller à ce qu’ils soient protégés de la torture et des autres formes de mauvais traitements en détention.
Veuillez agréer, Monsieur le Premier ministre, l’expression de ma haute considération.
Targets:
- Prime minister: @bahourykigna
- President: @presi_doumbouya / @Presidence_gn
- Attorney General: @FallouDoumbouya
Suggested tweets:
@bahourykigna Oumar Sylla and Mamadou Billo Bah, activists and members of the FNDC, were arbitrarily arrested on 9 July by armed persons in uniform. Their fate and whereabouts are unknown and must be disclosed immediately. #Wherearethey? [Link to UA]
Guinean authorities should protect Oumar Sylla and Mamadou Billo Bah’s physical integrity and release them immediately. #Wherearethey?
[Link to UA]
Premierminister:
Amadou Oury Bah
Premier ministre
Avenue de la République – Boulbinet
Kaloum Conakry
Guinea / Guinée
E-Mail: [email protected] ; [email protected]
→ Der beste Weg, Premierminister Amadou Oury Bah zu erreichen, ist über seine E-Mail
X/Twitter: @bahourykigna
KOPIEN AN
→ Botschaft. Achtung neue Adresse:
Ambassade de la République de Guinée
Route de Pré-Bois 20
(Immeuble ICC / Bâtiment H -3ème étage)
1215 Genève
Fax: 022 731 65 54
E-mail (neu): [email protected] (ersetzt: [email protected])
Zusätzliche Zielpersonen / ADDITIONAL TARGETS
President Mamadi Doumbouya
Kaloum, Boulbinet, Palais Mohammed V - BP 1005 Conakry Guinea
X/Twitter :@presi_doumbouya / @Presidence_gn
Attorney General Fallou Doumbouya
Commune de Kaloum Quartier Almamya
Conakry - Guinea BP 564
E-Mail: [email protected]
X: @FallouDoumbouya
AkTuelle Dokumente
DRUCKFERTIGE MODELLBRIEFE:
• MODELLBRIEF DEUTSCH 067/24 (WORD)
• MODEL LETTER ENGLISH 067/24 (WORD)
DIESE URGENT ACTION – KOMPLETT ALS WORD-DATEI:
(Seite 1 Hintergrundinformationen, Seite 2 Modellbrief)
• UA 067/24 – DEUTSCH
• UA 067/24 – ENGLISH
→ Versandmöglichkeiten und Zielperson(en) siehe: ADRESSEN und SOCIAL MEDIA GUIDE
→ Verwenden Sie unsere Briefvorschläge oder schreiben Sie in Ihren Worten.
→ Portokosten für Briefversand: Europa = CHF 1.90 / alle übrigen Länder = CHF 2.50
→ Weitere Informationen zum Mitmachen bei den Urgent Actions finden Sie hier
English version (click on title to open):
On 9 July, activists Oumar Sylla (alias Fonike Mengue) and Mamadou Billo Bah were arrested by defense and security forces in Oumar Sylla’s home in Conakry, Guinea’s capital. They have since been subjected to enforced disappearance, with their whereabouts unknown. On the day of their arrest, Oumar Sylla called on social networks for people to wear red clothes on 11 July to protest, among other things, against the crackdown on media and the high cost of living. The Guinean authorities must immediately disclose information regarding Oumar Sylla and Mamadou Billo Bah’s whereabouts, protect their physical integrity and ensure the two activists are immediately and unconditionally released.
The FNDC Movement (National Front for the Defence of the Constitution) is a coalition of civil society organizations and political parties that initiated a series of demonstrations in October 2019 in Guinea to protest the amendment or adoption of a new Constitution. Since then, the FNDC has been at the heart of most of the demonstrations to denounce several human rights violations by former and current regime. On 8 August 2022, the Guinean transitional authorities, which came to power following a coup d’etat on 5 September 2021,decided to dissolve the FNDC, which they described as a «de facto movement» and accused it of having «always been known for violence against people, the degradation and destruction of public and private property, and acts of incitement to hatred».
In May 2022, the Guinean authorities banned protests until the start of the electoral cycle.
Oumar Sylla and Mamadou Billo Bah have already been arbitrarily detained for exercising their rights to freedom of expression and peaceful assembly. In September 2020, Oumar Sylla was arrested while mobilizing against President Alpha Condé's candidacy for the October 2020 presidential election. Following the presidential election, protests - some of which were violent - erupted to contest the results. Security forces responded to the protests by using excessive force when carrying out operations in some neighbourhoods which resulted in deaths. In September 2021 he was freed after the newly appointed Attorney General ordered his release. Oumar Sylla was again arbitrarily detained from July 2022 to May 2023. Mamadou Billo Bah was also arbitrarily detained from January 2023 to May 2023.
On 21 October 2022, the Economic Community of West African States (ECOWAS) and the Guinean authorities signed an agreement for a 24-month transition in 10 stages, which was to lead to a return to constitutional order in December 2024. The government was dissolved on 19 February 2024, a new prime minister was appointed on 27. In March 2024, the new prime minister, Amadou Oury Bah, announced that the deadlines agreed with ECOWAS could not be met and suggested that the transition would now end in 2025, following a constitutional referendum in 2024.
Take action
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→ Addresses see above in ADRESSEN
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→ SOCIAL MEDIA GUIDE
→ Please take action before 10 December 2024.
→ Preferred language: French. You can also write in your own language.