Im Hintergrund: Darstellung der krimtatarischen Flagge (blaue Flagge mit goldenem Temga (Volkszeichen)) / Schatten-Portrait: symbolisch für Tofik Abdulgaziev, da kein Foto verfügbar © Amnesty Schweiz
Im Hintergrund: Darstellung der krimtatarischen Flagge (blaue Flagge mit goldenem Temga (Volkszeichen)) / Schatten-Portrait: symbolisch für Tofik Abdulgaziev, da kein Foto verfügbar © Amnesty Schweiz

URGENT ACTION Russland (besetzte Krim) – Briefaktion Menschenrechtsverteidiger aus gesundheitlichen Gründen freilassen!

UA 073/24 I Mitmachen bis 21. Oktober 2024 I (UA vom: 21.08.2024) I AI-Index: EUR 46/8414/2024
Tofik Abdulgaziev, ein Menschenrechtsverteidiger von der Krim, verbüsst in Russland eine politisch motivierte zwölfjährige Freiheitsstrafe. Im März 2024 wurde er in kritischem Zustand in ein Krankenhaus eingeliefert. Er hat 15 Kilo an Gewicht verloren und wurde mit Tuberkulose, Lungenentzündung und anderen lebensbedrohlichen Krankheiten diagnostiziert. Am 6. August lehnte ein Gericht es ab, den Menschenrechtler aus gesundheitlichen Gründen aus der Haft zu entlassen.

Der Menschenrechtsverteidiger Tofik Abdulgaziev befindet sich im Gefängniskrankenhaus LPU-3 in der Oblast Tscheljabinsk. Im Jahr 2022 war er in einem unfairen Verfahren vor einem Militärgericht wegen politisch motivierter Vorwürfe zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Er ist Mitglied der basisdemokratischen Organisation Krim-Solidarität. Vor seiner Festnahme im März 2019 organisierte Tofik Abdulgaziev Veranstaltungen für Kinder von Krimtatar*innen, die aufgrund politisch motivierter Anklagen in Haft waren. Er schickte Lebensmittelpakete an Krimtatar*innen in Untersuchungshaftanstalten, besuchte Gerichtsverhandlungen zu politisch motivierten Fällen und unterstützte Krimtatar*innen, bei denen Hausdurchsuchungen durchgeführt wurden.

Am 6. Mai 2024 analysierte ein*e unabhängige*r Mediziner*in die Ergebnisse der im Gefängnis vorgenommenen amtsärztlichen Untersuchung von Tofik Abdulgaziev und kam zu dem Schluss, dass der Menschenrechtler an Tuberkulose, beidseitiger Lungenentzündung, chronischer Herzinsuffizienz und anderen schweren Krankheiten leidet. Diese Krankheiten gelten laut Beschluss 54 der russischen Regierung vom 2. Februar 2004 als Erkrankungen, bei deren Vorhandensein man nicht inhaftiert werden darf. Nach russischem Recht haben Gerichte die Befugnis, Gefangene mit diesen Krankheiten auf freien Fuss zu setzen. Am 6. August 2024 entschied das Bezirksgericht Metalurgitscheski in Tscheljabinsk jedoch, Tofik Abdulgaziev nicht aus gesundheitlichen Gründen freizulassen.

Todesfälle in Haft, die auf die vorsätzliche Verweigerung von angemessener medizinischer Versorgung zurückzuführen sind, stellen eine willkürliche Verletzung des Rechts auf Leben dar, was auf gravierende Weise gegen internationale Menschenrechtsnormen verstösst. Tofik Abdulgaziev muss unverzüglich aus gesundheitlichen Gründen freigelassen und in eine medizinische Einrichtung seiner Wahl verlegt werden, um dort angemessen medizinisch versorgt und behandelt zu werden.

Tofik Abdulgaziev war einer von mehr als 20 krimtatarischen Aktivist*innen, die am 27. März 2019 willkürlich festgenommen wurden. Die Anklagen gegen ihn lauteten auf «Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation» unter Paragraf 205.5(2) des Strafgesetzbuchs und „Vorbereitung der gewaltsamen Machtergreifung“ gemäss Paragraf 278. Die russischen Behörden warfen ihm Mitgliedschaft in der islamistischen Organisation Hizb ut-Tahrir vor, die in Russland willkürlich als «terroristische Organisation» eingestuft ist. Das Militärgericht des Südlichen Militärbezirks in Rostow am Don verurteilte Tofik Abdulgaziev im Mai 2022 zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Jahren.

Im Mai 2023 wurde das Urteil bestätigt und Tofik Abdulgaziev in ein Gefängnis in der Stadt Werchneuralsk verlegt, etwa 2.000 km weit weg von seiner Heimat, der Krim. Im März 2024 wurde er in kritischem Zustand in ein Gefängniskrankenhaus in Tscheljabinsk gebracht, wo bei ihm Berichten zufolge Tuberkulose, Lungenentzündung und andere schwere Erkrankungen diagnostiziert wurden. Er befindet sich nach wie vor in diesem Gefängniskrankenhaus. Am 6. August 2024 entschied ein Gericht, Tofik Abdulgaziev nicht aus gesundheitlichen Gründen freizulassen.

Die Organisation Krim-Solidarität wurde 2016 als Reaktion auf die politische und religiöse Verfolgung der Krimtatar*innen durch die russischen Behörden gegründet. Ziel des Zusammenschlusses von Aktivist*innen, Rechtsbeiständen und Angehörigen von Inhaftierten ist es, deren Zugang zu rechtlicher, finanzieller, medizinischer oder sonstiger Unterstützung zu gewährleisten. Die Organisation versucht ausserdem, über die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen auf der Krim zu informieren. Mehrere bekannte Mitglieder der Krim-Solidarität befinden sich wegen konstruierter Vorwürfe im Gefängnis.

Die Gemeinschaft der Krimtatar*innen machte vor der russischen Besetzung und rechtswidrigen Annektierung der Krim im Jahr 2014 etwa zwölf Prozent der dortigen Bevölkerung aus. Unter den Kritiker*innen der diskriminierenden russischen Massnahmen im Bereich der Religions- und Glaubensfreiheit finden sich zahlreiche einflussreiche Krimtatar*innen. Die russischen De-facto-Behörden betrachten daher die gesamte Gemeinschaft der Krimtatar*innen als illoyal und nehmen sie mit Vergeltungsmassnahmen ins Visier. Menschen, die sich zu den seit 2014 begangenen Menschenrechtsverletzungen auf der Krim äussern, werden verfolgt. Dazu gehören das Verschwinden-lassen von Personen, Schikanen, Einschüchterungen, willkürliche Festnahmen, Folter und andere Misshandlungen sowie die strafrechtliche Verfolgung und langjährige Inhaftierung nach unfairen Gerichtsverfahren aufgrund politisch motivierter Anklagen.

Icon_Alert  Werden Sie aktiv

Setzen Sie sich für Tofik Abdulgaziev ein: Senden Sie einen Appellbrief – per Post oder E-Mail, als Fax und/oder über die sozialen Medien  an die angegebene(n) Zielperson(en) sowie eine Kopie an die Botschaft.

Frist zum Mitmachen: 21. Oktober 2024.
Schreiben Sie in Russisch oder in Ihrer eigenen Sprache.

Bitte setzen Sie noch Ihren Namen (oder Initialen) an das Ende der Nachricht. Sie können die Nachricht noch anpassen, z.B. die Forderungen hervorheben. Weitere Adressen der Zielperson unter ADRESSEN
 

Sehr geehrte Frau Moskalkova

Ich möchte Sie auf den Fall von Tofik Abdulgaziev aufmerksam machen und Sie um Ihre Unterstützung bitten.

Der Menschenrechtsverteidiger Tofik Abdulgaziev befindet sich im Gefängniskrankenhaus LPU-3 in der Oblast Tscheljabinsk. Im Jahr 2022 war er in einem unfairen Verfahren vor einem Militärgericht wegen politisch motivierter Vorwürfe zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Er ist Mitglied der basisdemokratischen Organisation Krim-Solidarität.

Am 6. Mai 2024 analysierte ein*e unabhängige*r Mediziner*in die Ergebnisse der im Gefängnis vorgenommenen amtsärztlichen Untersuchung von Tofik Abdulgaziev und kam zu dem Schluss, dass der Menschenrechtler an Tuberkulose, beidseitiger Lungenentzündung, chronischer Herzinsuffizienz und anderen schweren Krankheiten leidet. Diese Krankheiten gelten laut Beschluss 54 der russischen Regierung vom 2.Februar 2004 als Erkrankungen, bei deren Vorhandensein man nicht inhaftiert werden darf. Nach russischem Recht haben Gerichte die Befugnis, Gefangene mit diesen Krankheiten auf freien Fuss zu setzen. Am 6.August 2024 entschied das Bezirksgericht Metalurgitscheski in Tscheljabinsk jedoch, Tofik Abdulgaziev nicht aus gesundheitlichen Gründen freizulassen.

Machen Sie bitte Ihren Einfluss geltend und setzen Sie sich dafür ein, dass Tofik Abdulgaziev umgehend aus gesundheitlichen Gründen aus der Haft entlassen wird. Sorgen Sie bis zu seiner Freilassung dringend dafür, dass er Zugang zu der nötigen Gesundheitsversorgung erhält.

Stellen Sie zudem sicher, dass all jene, die für seine schlechten Haftbedingungen und die Verweigerung der Gesundheitsversorgung verantwortlich sind, zur Rechenschaft gezogen werden.

Hochachtungsvoll,
 

Dear Human Rights Commissioner,

I am drawing your attention to the situation of human rights activist Tofik Abdulgaziev, imprisoned in LPU-3 in Chelyabinsk oblast, after being convicted in an unfair trial by a military court, under politically motivated charges.

On 6 May 2024, an independent health professional analyzed the results of the official penitentiary medical examination of Tofik Abdulgaziev and concluded that he suffers from tuberculosis, bilateral pneumonia, chronic heart failure and other serious illnesses included in the list of «Serious illnesses preventing incarceration» according to the Resolution 54 of Russian Government as of 2 February 2004. Russian law provides for courts to grant release of prisoners suffering from them.

On 6 August 2024, Metalurgichesky District Court of Chelyabinsk denied the release of Tofik Abdulgaziev on health grounds.

Death in custody resulting from the deliberate denial of adequate health care amounts to arbitrary deprivation of life, which is a grave violation of international human rights law. Tofik Abdulgaziev must be re-leased immediately on health grounds and allowed transfer to a medical facility of his choice to receive all the treatment and health care he requires.

I urge you take all steps within your authority to ensure that Tofik Abdulgaziev is released immediately on health grounds, is urgently provided with the health care he requires, and all those responsible for the conditions of his detention and denial of medical care are held accountable.

Yours sincerely,
 

All actions to be sent directly to the target / Alle Appelle bitte direkt an das Zielperson senden.

Russische Menschenrechtsbeauftragte:
Tatiana Moskalkova
Human Rights Commissioner
Smolensky Boulevard, 19с2
119121 Moscow
Russian Federation

E-Mail:
[email protected]
[email protected]
[email protected]

SoMe:
https://www.facebook.com/Moscalkova.Tatiana
https://t.me/ombudsmanrf


KOPIEN AN

Botschaft der Russischen Föderation
Brunnadernrain 37
3006 Bern

Fax: 031 352 55 95
E-Mail: [email protected]

FB: /RusEmbSwiss
Twitter/X: /RusEmbSwiss
 

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DRUCKFERTIGE MODELLBRIEFE:
•  MODELLBRIEF DEUTSCH 073/24 (WORD)
•  MODEL LETTER ENGLISH 073/24 (WORD)

DIESE URGENT ACTION – KOMPLETT ALS WORD-DATEI:
(Seite 1 Hintergrundinformationen, Seite 2 Modellbrief)
•  UA 073/24 – DEUTSCH
•  UA 073/24 – ENGLISH
 

Versandmöglichkeiten und Zielperson(en) siehe: ADRESSEN und SOCIAL MEDIA GUIDE
Verwenden Sie unsere Briefvorschläge oder schreiben Sie in Ihren Worten.
Portokosten für Briefversand: Europa = CHF 1.90 / alle übrigen Länder = CHF 2.50
Weitere Informationen zum Mitmachen bei den Urgent Actions finden Sie hier
 


English version (click on title to open):

Tofik Abdulgaziev, human rights activist from Crimea sentenced to 12 years’ imprisonment on politically motivated charges in Russia, was hospitalized in a critical condition in March 2024. He has lost 15 kg and has been diagnosed with tuberculosis, pneumonia and other life-threatening conditions. He must be released immediately.

Tofik Abdulgaziev is a member of a grassroot group Crimean Solidarity. Prior to his arrest in March 2019, he was organizing events for children of Crimean Tatars imprisoned on politically motivated charges. He was sending food parcels to Crimean Tatar prisoners in the pre-trial detention centres, visit

ed courts hearings on politically motivated cases, came to support other Crimean Tatars during searches of their homes.

Tofik Abdulgaziev was among more than 20 Crimean Tatar activists arbitrarily arrested on 27 March 2019. Abdulgaziev was charged with participation in a terrorist organization (Article 205.5(2) of the Russian Criminal Code) and preparation for a violent seizure of power (Article 278). Russian authorities accused him of membership in Hizb ut-Tahrir, which they had arbitrarily designated a «terrorist organizationv». The Southern District Military Court of Rostov-on-Don sentenced Tofik Abdulgaziev to 12 years’ imprisonment in May 2022.

In May 2023, a court upheld the sentence, and the Russian authorities sent Tofik Abdulgaziev to serve his sentence in a prison in Verkhneuralsk (a city about 2,000 km from his native Crimea). In March 2024, he was transferred in critical condition to a prison hospital in Chelyabinsk where he has reportedly been diagnosed with tuberculosis, pneumonia and other serious health conditions. He remained in the hospital at the time of writing. On 6 August, a court in Russia denied Tofik Abdulgaziev’s release on health grounds.

Crimean Solidarity was created in 2016 in response to the Russian authorities’ political and religious persecution of Crimean Tatars in the occupied Crimea. The group brings together activists, lawyers and the relatives of those who have been arrested and prosecuted, to ensure they can access legal aid, financial, medical and other vital support. The group also seeks to raise awareness about ongoing human rights violations in Crimea. Several prominent members of the Crimean Solidarity have been imprisoned on trumped-up charges.

Crimean Tatars are an Indigenous people of Crimea who made up an estimated 12 percent of the peninsula’s population before its occupation and illegal annexation by Russia in 2014. Many prominent members of the Crimean Tatar community have been among the most vocal critics of Russian discriminatory policies on freedom of religion and belief. The Russian de facto authorities have regarded the entire community as disloyal and targeted it with reprisals. People speaking up about human rights violations committed in Crimea since 2014 have faced persecution, including enforced disappearances, harassment, intimidation, arbitrary arrest, torture and other ill-treatment, and prosecution and long-term imprisonment following unfair trials on politically motivated charges.


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