Die anhaltenden Massenabschiebungen haitianischer Migrant*innen und die jüngste Ankündigung einer weiteren Verschärfung diskriminierender Massnahmen geben Anlass zu grosser Sorge. Die dominikanische Regierung kündigte am 6. April ein Paket von 15 zusätzlichen Massnahmen zur Einschränkung der Einwanderung an. Seit Oktober 2024 sind mehr als 180'000 Menschen nach Haiti abgeschoben worden. Solche Massenabschiebungen verstossen nach internationalem Recht gegen die Rechte von Migrant*innen und Asylsuchenden. Insbesondere verletzen sie das Recht auf eine Einzelfallprüfung der jeweiligen Gefährdung.
Besonders alarmierend ist in diesem Fall, dass die dominikanische Regierung trotz der anhaltenden Krise in Haiti Menschen gerade dorthin abschiebt. Amnesty International hat dokumentiert, dass sogar schwangere Frauen und Kinder abgeschoben werden, was einen Verstoss gegen die einschlägigen dominikanischen Richtlinien und internationalen Menschenrechtsvorschriften darstellt.
Darüber hinaus ist es sehr besorgniserregend, dass die Regierung versucht, den Zugang zu öffentlichen Gesundheitsdiensten für alle Migrant*innen zu beschränken. Die neuen Massnahmen könnten auch staatenlosen Dominikaner*innen den Zugang zu lebensrettenden Gesundheitsdiensten verwehren. Diese Massnahmen werfen grosse menschenrechtliche Bedenken auf und verletzen das Recht auf Gesundheit und Nichtdiskriminierung.
Am 2. Oktober 2024 hatte der Präsident der Dominikanischen Republik, Luis Abinader, die Umsetzung eines Plans zur Abschiebung von bis zu 10'000 Migrant*innen pro Woche angekündigt, der sich gegen Menschen haitianischer Herkunft richtet. Nach Angaben der Generaldirektion für Migration wurden bis Anfang April 2025 bereits mehr als 180'000 Menschen im Rahmen dieses Plans abgeschoben. Diese Massenabschiebungen finden statt, obwohl sich die humanitäre und sicherheitspolitische Krise in Haiti ausweitet, was die Rückkehrer*innen in grosse Gefahr bringt und gegen den Grundsatz der Nichtzurückweisung (non-refoulement) verstösst.
Am 6. April 2025 kündigte die dominikanische Regierung 15 bedenkliche neue Migrationsmassnahmen an. Eine dieser Massnahmen ist die Einführung einer neuen Vorschrift in öffentlichen Krankenhäusern, die das Gesundheitspersonal verpflichtet, den Aufenthaltsstatus aller Patient*innen zu registrieren und die Behörden zu benachrichtigen, wenn Migrant*innen ohne Papiere behandelt werden. Der Ankündigung der Regierung zufolge sollen diese Personen zukünftig unmittelbar nach der medizinischen Versorgung abgeschoben werden. Diese Praxis bedroht das Recht auf Gesundheit, Privatsphäre und körperliche Unversehrtheit und könnte somit besonders gefährdete Personen – insbesondere Schwangere, Kinder und Überlebende von Gewalt – davon abhalten, eine dringend benötigte medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen.
Darüber hinaus hat die Regierung keine angemessenen Garantien zur Verhinderung von Racial Profiling und rassistischer Diskriminierung eingeführt, noch hat sie die schädlichen Auswirkungen ihrer Migrationspolitik anerkannt oder ist dagegen vorgegangen. Stattdessen leugnen die Behörden weiterhin die Nachweise für Menschenrechtsverletzungen, die von Organisationen der Zivilgesellschaft und internationalen Gremien vorgelegt worden sind. Diese Verweigerung geht einher mit stigmatisierenden Aussagen über haitianische Migrant*innen, Schwangere und Kinder, die Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen suchen, was rassistische Stereotypen verstärkt und ein feindliches Umfeld schafft.
Menschenrechtsverteidiger*innen und Organisationen, die Migrant*innen unterstützen, werden zunehmend bedroht und stigmatisiert. Trotz Forderungen nach Schutz des zivilgesellschaftlichen Raums haben die dominikanischen Behörden keine konkreten Massnahmen zum Schutz derjenigen ergriffen, die die Rechte von Haitianer*innen und Dominikaner*innen haitianischer Abstammung verteidigen. Diese Untätigkeit trägt zu einem allgemeinen Klima der Angst bei und hält Menschen davon ab, Missstände zu dokumentieren und ihre grundlegenden Rechte auszuüben.
Amnesty International fordert die dominikanischen Behörden erneut auf, die systematische Praxis der Massenabschiebungen zu beenden und eine umfassende, auf den Menschenrechten basierende Migrationspolitik zu verfolgen. Dazu gehört die Gewährleistung einer individuellen Bewertung des Schutzbedarfs, der Schutz des Zugangs zur Gesundheitsversorgung und zu öffentlichen Dienstleistungen ohne Diskriminierung sowie die Verhinderung der Kriminalisierung und Stigmatisierung von Migrant*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen.
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Sehr geehrter Herr Präsident
Mehr als 180'000 Menschen wurden seit Oktober 2024 im Rahmen einer immer menschenrechtsfeindlicheren, rassistischen Migrationspolitik nach Haiti abgeschoben. Trotz der sehr schwierigen Sicherheitslage und der humanitären Probleme in Haiti gibt es bei diesen Massenabschiebungen keine individuelle Risikobewertung. Am 6. April kündigte die Regierung 15 zusätzliche Massnahmen an, um die Migration noch weiter einzuschränken. Dazu gehören neue Hindernisse für Migrant*innen beim Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen wie der Gesundheitsversorgung.
Die Dominikanische Republik muss ihren Menschenrechtsverpflichtungen nachkommen und die Würde und Rechte aller Menschen, unabhängig von ihrer Nationalität, schützen. Daher fordere ich Sie dringend auf, die rassistische Migrationspolitik gegen Haitianer*innen und alle anderen Migrant*innen zu beenden, zu der Racial Profiling, Massenabschiebungen und Einschränkungen des Zugangs zu elementaren Dienstleistungen gehören.
Hochachtungsvoll,
Dear President,
I am writing to express my deep concern regarding the ongoing collective expulsions of Haitian migrants and the recent set of 15 measures your government announced on 6 April 2025, to further restrict immigration. The continuation and escalation of deportations — now totaling more than 180’000 people since October 2024 — amount to collective expulsions that violate the rights of migrants and asylum seekers under international law. Especially their right to an individual assessment.
I am particularly alarmed by the fact that your government is deporting people to Haiti despite the ongoing crisis there. Amnesty International has documented that even pregnant women and children have been deported, violating the Dominican protocols on the matter and international human rights law.
Furthermore, it is extremely concerning to know that your government seeks to restrict access to public health services for all migrants. The new protocols could prevent individuals from accessing life-saving health services, including Dominicans in a situation of statelessness. These actions raise serious human rights concerns and violate the right to health and non-discrimination.
The Dominican Republic must fulfil its human rights obligations and protect the dignity and rights of all people, regardless of nationality. Therefore, I urge you to end racist migration policies against Haitian and all migrants, which include racial profiling, collective deportations and restrictions to access essential services.
Sincerely,
Señor Presidente:
Me dirijo a usted para expresarle mi honda preocupación por las continuas expulsiones colectivas de personas migrantes haitianas y por el reciente conjunto de 15 medidas que su gobierno anunció el 6 de abril de 2025 para restringir aún más la migración. El carácter continuado y en aumento de las deportaciones —que suman ya más de 180.000 personas desde octubre de 2024— convierte a éstas en expulsiones colectivas que violan los derechos que, en virtud del derecho internacional, amparan a las personas migrantes y solicitantes de asilo. Especialmente violan el derecho de estas personas a una evaluación individualizada.
Me alarma particularmente el hecho de que su gobierno esté deportando a personas a Haití a pesar de la crisis que azota ese país. Amnistía Internacional ha documentado la deportación incluso de niños, niñas y mujeres embarazadas, lo cual viola tanto los protocolos dominicanos sobre este tema como el derecho internacional de los derechos humanos.
Además, resulta sumamente preocupante saber que su gobierno trata de restringir el acceso a servicios de salud pública para todas las personas migrantes. Los nuevos protocolos podrían impedir el acceso a servicios de salud necesarios para salvar la vida, incluso a personas dominicanas en situación de apatridia. Estas acciones suscitan honda preocupación en materia de derechos humanos y violan el derecho a la salud y a no sufrir discriminación.
República Dominicana debe cumplir sus obligaciones de derechos humanos y debe proteger la dignidad y los derechos de todas las personas, independientemente de su nacionalidad. Por tanto, lo insto a poner fin a las políticas de migración racistas contra personas haitianas y todas las personas migrantes, unas políticas que incluyen el establecimiento de perfiles raciales, deportaciones colectivas y restricciones para acceder a servicios esenciales.
Atentamente,
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The Dominican Republic President @luisabinader Must Stop Racist Deportations of Haitians. Respect Human Rights Now. #RDAntirracista
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Luis Rodolfo Abinader Corona
Presidente de República Dominicana
Av. México esq. Calle Dr. Delgado, Palacio Nacional
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→ Verwenden Sie unsere Briefvorschläge oder schreiben Sie in Ihren Worten.
→ Portokosten für Briefversand: Europa = CHF 1.90 / alle übrigen Länder = CHF 2.50
→ Weitere Informationen zum Mitmachen bei den Urgent Actions finden Sie hier
English version (click on title to open):
Over 180’000 people had been deported to Haiti in the last semester under reinforced racist migration policies. Despite Haiti’s grave security and humanitarian, collective expulsions lack individualized assessments. On 6 April, the government announced 15 additional measures aimed at further restricting migration. These include new barriers for migrants to access public services such as health care. We call on authorities to immediately end collective deportations, and reverse discriminatory policies.
On 2 October 2024, President Luis Abinader of the Dominican Republic announced the implementation of a plan to deport up to 10’000 migrants per week, targeting people of Haitian origin. By early April 2025, according to the General Directorate of Migration, more than 180’000 people had already been deported under this plan. These collective expulsions are taking place despite the worsening humanitarian and security crisis in Haiti, which places returnees at grave risk and undermines the principle of non-refoulement.
On 6 April 2025, the Dominican government announced 15 new migration measures that raise further alarm. One such measure includes the implementation of a new protocol in public hospitals requiring healthcare personnel to register the immigration status of all patients, and to notify authorities when undocumented migrants receive services. According to the government’s announcement, these individuals will be deported immediately after receiving medical attention. This practice threatens the right to health, privacy, and physical integrity, and could deter people at risk—especially pregnant women, children, and survivors of violence—from seeking the healthcare they urgently need.
Furthermore, the government has not introduced adequate guarantees to prevent racial profiling and racial discrimination, nor has it acknowledged or addressed the harmful impact of its migration policies. Instead, officials continue to deny evidence of rights violations presented by civil society organizations and international bodies. This denial is accompanied by stigmatizing narratives against Haitian migrants, pregnant women, and children seeking access to public services, which reinforce racist stereotypes and create a hostile environment.
Human rights defenders and organizations supporting migrants face increased threats and stigmatization. Despite calls to protect civic space, Dominican authorities have failed to adopt specific measures to safeguard those defending the rights of Haitians and Dominicans of Haitian descent. This lack of action contributes to a broader environment of fear, discouraging documentation of abuses and the exercise of basic rights.
Amnesty International reiterates its call to Dominican authorities to put an end to the systemic practice of collective expulsions and to adopt comprehensive human rights-based migration policies. This includes ensuring individualized assessments of protection needs, protecting access to healthcare and public services without discrimination, and preventing the criminalization and stigmatization of migrants and human rights defenders.
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