© Septia Dwi Pertiwi
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URGENT ACTION Indonesien – Briefaktion Wegen Kritik an Arbeitgeber angeklagt

UA 095/24 I Mitmachen bis 15. Dezember 2024 I (UA vom: 06.11.2024) I AI-Index: ASA 21/8706/2024
Am 26. August 2024 wurde Septia Dwi Pertiwi unter dem Vorwurf der Verleumdung festgenommen. Die ehemalige Angestellte eines Steuer- und Buchhaltungsunternehmens hatte ihren Arbeitgeber in den Sozialen Medien wegen mutmasslicher Unterbezahlung und Verletzung von Arbeitsrechten kritisiert. Daraufhin war sie von einem Mitbesitzer des Unternehmens angezeigt worden. Septia Dwi Pertiwi wurde kürzlich 25 Tage lang im Pondok-Bambu-Haftzentrum in Jakarta festgehalten und befindet sich nun wieder auf freiem Fuss, darf allerdings bis zum 30. November die Stadt nicht verlassen.

Septia Dwi Pertiwi steht in Jakarta unter «Stadtarrest», weil sie ihren früheren Arbeitgeber kritisiert hat.«Stadtarrest» nach dem indonesischen Strafgesetzbuch bedeutet, dass Angeklagte bzw. Tatverdächtige die Stadt, in der sie leben, nicht verlassen dürfen und sich in regelmässigen Abständen bei den Behörden melden müssen.

Am 21. Januar 2023 kritisierte Septia Dwi Pertiwi in den Sozialen Medien ihren ehemaligen Arbeitgeber PT Hive Five, eine Steuer- und Buchhaltungsfirma, wegen mutmasslicher Unterbezahlung und der Verletzung der Rechte von Mitarbeiter*innen. Daraufhin wurde sie von Henry Kurnia Adhi, einem Mitbesitzer von PT Hive Five, bei der Polizei angezeigt. Er warf ihr Verleumdung gemäss dem «Gesetz über Elektronische Informationen und Transaktionen» vor. Unter diesem Gesetz sind seit 2016 Hunderte Menschen in Indonesien zu Unrecht kriminalisiert worden.

Am 26. August 2024 erliess die Staatsanwaltschaft von Zentral-Jakarta Haftbefehl gegen Septia Dwi Pertiwi, woraufhin sie festgenommen und unter dem Gesetz über Elektronische Informationen und Transaktionen wegen Verleumdung angeklagt wurde. Septia Dwi Pertiwi wurde in das Haftzentrum Pondok Bambu im Osten Jakartas gebracht, wo sie 25 Tage lang festgehalten wurde. Am 27. August beantragten ihre Rechtsbeistände beim Bezirksgericht von Zentral-Jakarta die Haftentlassung ihrer Mandantin. Am 19. September wurde dem Antrag stattgegeben und Septia Dwi Pertiwi vom 19. September bis 30. November unter «Stadtarrest» gestellt.

Septia Dwi Pertiwi wird allein deshalb strafrechtlich verfolgt, weil sie friedlich ihr Recht auf freie Meinungsäusserung wahrgenommen hat, das sowohl im Völkerrecht als auch in der indonesischen Gesetzgebung festgeschrieben ist. Ihr Verfahren vor dem Bezirksgericht in Zentral-Jakarta läuft noch. Septia Dwi Pertiwi ist arbeitslos und kümmert sich um ihre kranke Mutter; gleichzeitig droht ihr erneut die Inhaftierung, wenn die Anklagen gegen sie nicht fallengelassen werden. Bei einer Verurteilung drohen ihr bis zu vier Jahre Gefängnis.

Indonesien weist eine alarmierende Bilanz auf, was die Kriminalisierung und Unterdrückung des Rechts auf freie Meinungsäusserung angeht. Amnesty International hat dokumentiert, dass von 2019 bis Oktober 2024 mindestens 554 Personen wegen mutmasslicher Verstösse gegen menschenrechtlich fragwürdige Paragrafen des Gesetzes über Elektronische Informationen und Transaktionen angeklagt wurden.

Septia Dwi Pertiwi war bei der Steuer- und Buchhaltungsfirma PT Hive Five in Jakarta angestellt. Am 27. Oktober 2022 kündigte sie, nachdem das Unternehmen das Gehalt der Beschäftigten gekürzt und die ihr und ihren Kolleg*innen versprochene Provision nicht ausgezahlt hatte. Am 21. Januar 2023 kritisierte sie PT Hive Five in den Sozialen Medien wegen mutmasslicher Unterbezahlung und der Verletzung der Rechte von Mitarbeiter*innen, insbesondere während ihres Arbeitsverhältnisses. 22 Stunden nach der Veröffentlichung ihres Beitrags erhielt Septia Dwi Pertiwi von einem anonymen Profil mehrere Nachrichten, die ihr mit Gefängnis drohten. Noch am selben Tag wurde sie von mehreren Vertreter*innen des Unternehmens kontaktiert, doch sie weigerte sich, mit ihnen zu kommunizieren.
Am 22. Januar 2023 schickte Henry Kurnia Adhi, Mitbesitzer der Firma, Septia Dwi Pertiwi ein Schreiben, in dem er eine Klarstellung verlangte und sie der Verleumdung bezichtigte. Am 23. Januar 2023 erhielt Septia Dwi Pertiwi ein erstes juristisches Schriftstück an ihre Adresse, worauf sie nicht reagierte. Am 27. Januar 2023 erhielt sie ein zweites Schreiben, und am 17. Februar 2023 wurde sie von der Polizei Metro Jaya schriftlich vorgeladen. Am 13. März 2023 gingen Septia Dwi Pertiwi und ihre Rechtsbeistände zur Polizei Metro Jaya zu einem Schlichtungstermin mit Henry Kurnia Adhi, der jedoch nicht erschien.
Ein zweiter Schlichtungstermin wurde für den 5. September 2023 angesetzt, bei dem Henry Kurnia Adhi eine Entschädigungs-zahlung von 300 Mio. Indonesischen Rupiah (ca. 17.600 Euro) forderte und von Septia Dwi Pertiwi eine öffentliche Entschuldigung verlangte. Die Polizei ernannte Septia Dwi Pertiwi zu einer Verdächtigen, nahm sie jedoch nicht in Haft, weil sie bis dato allen Vorladungen Folge geleistet hatte.
Am 26. August 2024 wurde Septia Dwi Pertiwi in Gewahrsam genommen. Am 27. August reichten ihre Rechtsbeistände bei der Staatsanwaltschaft von Zentral-Jakarta einen Antrag auf Haftentlassung ein. Über den Antrag sollte bei der ersten Anhörung vor dem Bezirksgericht von Zentral-Jakarta am 10. September entschieden werden; diese wurde dann jedoch auf den 17. September verlegt. Am 19. September 2024 wurde dem Antrag auf Haftentlassung schliesslich stattgegeben.

Werden Sie aktiv:

Setzen Sie sich für Septia Dwi Pertiwi ein: Senden Sie einen Appellbrief – per Post oder E-Mail, als Fax und/oder posten Sie in den sozialen Medien  an die angegebene(n) Zielperson(en) sowie eine Kopie an die Botschaft.

Frist zum Mitmachen: 15. Dezember 2024.
Schreiben Sie in Englisch, Indonesisch oder in Ihrer eigenen Sprache.

Bitte setzen Sie noch Ihren Namen (oder Initialen) an das Ende der Nachricht.
Sie können die Nachricht auch noch anpassen und/oder die Forderungen hervorheben. 

In den ADRESSEN finden Sie noch weitere Zielpersonen zum Anschreiben. 

Sehr geehrter Herr Generalstaatsanwalt

Am 21. Januar 2023 kritisierte Septia Dwi Pertiwi in den Sozialen Medien ihren ehemaligen Arbeitgeber PT Hive Five, eine Steuer- und Buchhaltungsfirma, wegen mutmasslicher Unterbezahlung und der Verletzung der Rechte von Mitarbeiter*innen. Daraufhin wurde sie von Henry Kurnia Adhi, einem Mitbesitzer von PT Hive Five, bei der Polizei angezeigt.

Am 26. August 2024 erliess die Staatsanwaltschaft von Zentral-Jakarta Haftbefehl gegen Septia Dwi Pertiwi, woraufhin sie festgenommen und unter dem Gesetz über Elektronische Informationen und Transaktionen wegen Verleumdung angeklagt wurde. Septia Dwi Pertiwi wurde in das Haftzentrum Pondok Bambu im Osten Jakartas gebracht, wo sie 25 Tage lang festgehalten wurde. Am 27. August beantragten ihre Rechtsbeistände beim Bezirksgericht von Zentral-Jakarta die Haftentlassung ihrer Mandantin. Am 19. September wurde dem Antrag stattgegeben und Septia Dwi Pertiwi vom 19. September bis 30. November unter «Stadtarrest» gestellt.

Septia Dwi Pertiwi wird allein deshalb strafrechtlich verfolgt, weil sie friedlich ihr Recht auf freie Meinungsäusserung wahrgenommen hat, das sowohl im Völkerrecht als auch in der indonesischen Gesetzgebung festgeschrieben ist. Ihr Verfahren vor dem Bezirksgericht in Zentral-Jakarta läuft noch. Septia Dwi Pertiwi ist arbeitslos und kümmert sich um ihre kranke Mutter; gleichzeitig droht ihr erneut die Inhaftierung, wenn die Anklagen gegen sie nicht fallengelassen werden. Bei einer Verurteilung drohen ihr bis zu vier Jahre Gefängnis.

Heben Sie bitte alle Auflagen gegen Septia Dwi Pertiwi – darunter den «Stadtarrest» – auf und lassen Sie alle Anklagen gegen sie fallen. Stellen Sie bitte sicher, dass alle Aktivist*innen in Indonesien ihre friedlichen Aktivitäten ungehindert und ohne Angst vor Schikanen, Einschüchterungen, willkürlicher Inhaftierung oder anderen Vergeltungsmassnahmen ausüben können.

Ich fordere Sie zudem auf, das «Gesetz über Elektronische Informationen und Transaktionen» nicht mehr länger zur strafrechtlichen Verfolgung von Aktivist*innen zu nutzen. Sorgen Sie überdies dafür, dass Verleumdung als zivilrechtliche Angelegenheit behandelt wird.

Hochachtungsvoll,
 

Dear Dr. Burhanuddin,

I am writing to express my concern for Septia Dwi Pertiwi, who is under «city detention» in Jakarta, Indonesia, after criticizing her former employer. Under Indonesian Penal Code, city detention means detention in the city where the suspect or defendant lives or resides, with the obligation for the suspect or defendant to report at a specified time.

On 21 January 2023, Septia Dwi Pertiwi criticized her former employer, PT Hive Five, a tax and accounting services company, on social media for allegedly underpaying employees and neglecting their rights. Septia Dwi Pertiwi was reported to the police by Henry Kurnia Adhi, co-owner PT Hive Five, accusing her of defamation under the Electronic Information and Transactions Law (EIT Law); a law that has been misused to criminalize hundreds of people in Indonesia since 2016.

On 26 August 2024, a detention order was issued by the Central Jakarta Prosecutor's Office and Septia Dwi Pertiwi was arrested by the prosecutor and charged with violating the Electronic Information and Transaction (EIT) Law for defamation. She was taken to Pondok Bambu Detention Centre in east Jakarta, where she was detained for 25 days. On 27 August, Septia Dwi Pertiwi and her legal team applied to the judges of the Central Jakarta District Court for release from detention. The judges granted the request on 19 September, and placed Septia Dwi Pertiwi under city detention from 19 September to 30 November.

It is a travesty that Septia Dwi Pertiwi was detained and is currently under city detention for solely for peacefully exercising her right to freedom of expression, which is guaranteed under both international and domestic law.

Septia Dwi Pertiwi is still undergoing legal proceedings at the Central Jakarta District Court. She is unemployed and is taking care of her sick mother. Septia Dwi Pertiwi is at risk of being detained again if the trial continues. If convicted, she faces a maximum sentence of four years in prison.

I therefore urge you and the authorities to:

  • Immediately release Septia Dwi Pertiwi and drop the charges against her;
  • Ensure that all activists can freely carry out their peaceful activities without fear of hindrance, intimidation, arbitrary arrest or other reprisals;
  • Stop using the Electronic Information and Transactions Law to silence activists and ensure that defamation is treated as a civil matter.

Yours sincerely,
 

Email: [email protected]
X: @KejaksaanRI
Instagram: @kejaksaan.ri
suggested hashtags: #SaveSeptia

 

Alle Aktionen bitte direkt an den Generalstaatsanwalt der Republik Indonesien, über seine Social-Media-Konten und per E-Mail. Briefe per Post können ebenfalls gesendet werden:

Dr. Sanitiar Burhanuddin
Attorney General of the Republic of Indonesia
Jl. Panglima Polim No.1 South Jakarta,
Jakarta 12160
Indonesia

E-Mail: [email protected]
X/Twitter: @ST_Burhanuddin @KejaksaanRI
Instagram: @stburhanuddin_ @kejaksaan.ri

 

Weitere Zielperson:
Prabowo Subianto
President of the Republic of Indonesia
State Secretariat, Jl. Veteran No. 17-18, Kota Jakarta Pusat,
DKI Jakarta,
Indonesia (10110)

E-Mail: [email protected]
X/Twitter: @KSPgoid
Instagram: @presidenrepublikindonesia

Zweite Forderung:
Ensure that activists are able to freely exercise their right to freedom of expression without the risk of being criminalized.


KOPIEN AN

Botschaft der Republik Indonesien
Elfenauweg 51
3006 Bern

Fax: 031 352 24 80
E-Mail: [email protected]


• AkTuelle Dokumente

DRUCKFERTIGE MODELLBRIEFE:
•  MODELLBRIEF DEUTSCH 095/24 (WORD)
•  MODEL LETTER ENGLISH 095/24 (WORD)

DIESE URGENT ACTION – KOMPLETT ALS WORD-DATEI:
(Seite 1 Hintergrundinformationen, Seite 2 Modellbrief)
UA 095/24 – DEUTSCH
•  UA 095/24 – ENGLISH
 

Versandmöglichkeiten und Zielperson(en) siehe: ADRESSEN und SOCIAL MEDIA GUIDE
Verwenden Sie unsere Briefvorschläge oder schreiben Sie in Ihren Worten.
Portokosten für Briefversand: Europa = CHF 1.90 / alle übrigen Länder = CHF 2.50
Weitere Informationen zum Mitmachen bei den Urgent Actions finden Sie hier
 


English version (click on title to open):

On 26 August 2024, Septia Dwi Pertiwi, a former worker at a tax and accounting services company in Jakarta, Indonesia, was arrested after a co-owner of her former company accused her of defamation under the Electronic Information and Transactions Law. She had criticized the company on social media for allegedly underpaying employees and neglecting their rights. She was recently detained for 25 days at the Pondok Bambu Detention Centre in Jakarta. She is now under city detention until 30 November 2024.

Septia Dwi Pertiwi was a worker at PT Hive Five, a tax and accounting services company in South Jakarta, Indonesia. On 27 October 2022, Septia resigned from her workplace after the company cut the workers’ salary and did not fulfill the commission promised to her and her colleagues.

On 21 January 2023, Septia Dwi Pertiwi criticized her former workplace on social media for allegedly underpaying and neglecting the worker's rights, especially during her employment. Septia Dwi Pertiwi then received several threats of imprisonment from an anonymous account 22 hours after she posted the criticism on social media. She was then continuously contacted by several people from the company on the same day, but she refused to respond.

On 22 January 2023, Henry Kurnia Adhi, co-owner of the company, sent a legal notice to Septia Dwi Pertiwi requesting clarification and accusing her of defamation.

On 23 January 2023, Septia Dwi Pertiwi received the first legal notice sent to her residence, to which she did not respond. On 27 January 2023, she received the second legal notice and on 17 February 2023, she received a letter from the Metro Jaya Police summoning her to the Metro Jaya Police Office.

On 13 March 2023, Septia Dwi Pertiwi and her legal team responded to the Metro Jaya Police summons for a mediation with Henry Kurnia Adhi, but he did not attend the summons.

On 5 September 2023, a second mediation was held by the Metro Jaya Police between Septia Dwi Pertiwi and Henry Kurnia Adhi. Henry Kurnia Adhi demanded a compensation of 300 million rupiah (about 19,300 USD) from Septia and demanded that Septia Dwi Pertiwi apologize publicly in the media. The police also named Septia Dwi Pertiwi as a suspect, but investigators did not arrest her because she showed great respect for the legal process and was cooperative with every summons from investigators.

On 27 August 2024, Septia Dwi Pertiwi's legal team submitted a request for suspension of her detention to the Central Jakarta Prosecutor's Office. Initially, the request was to be decided at Septia's first court hearing at the Central Jakarta District Court on 10 September 2024. However, the hearing was postponed and rescheduled for 17 September 2024.

On 19 September 2024, the agenda continued with the reading of the defendant's exception and the decision on the request for suspension of detention. The suspension of Septia Dwi Pertiwi 's detention was granted at the hearing.

Indonesia has shown an alarming trend of criminalizing people and suppressing the right to freedom of expression. Amnesty International records that from 2019 to October 2024, at least 554 people have been charged with alleged violations of problematic articles of the EIT law.


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Please take action before 15 December 2024.
Preferred language: English, Indonesien. You can also write in your own language.