Es besteht grosse Sorge um die Gesundheit des Lyrikers Artyom Kamardin, der wegen konstruierter Anklagen im Zusammenhang mit der öffentlichen Lesung eines seiner Gedichte zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde.
Nach öffentlich zugänglichen Informationen leidet Artyom Kamardin unter starken Rückenschmerzen und Angst-gefühlen, die bei ihm zu Verwirrung und Schwierigkeiten beim Sprechen führen. Bei ihm wurden offiziell mehrere Gesundheitsstörungen diagnostiziert, darunter eine «Osteochondrose der Bandscheibe», ein «posteriorer medianer Bandscheibenvorfall» sowie ein «Asperger- und ein depressives Syndrom» Ausserdem wurde er Berichten zufolge während seiner Festnahme gefoltert, wodurch sich sein Zustand weiter verschlimmert hat. Trotz der gesundheitlichen Verschlechterungen hat er in der Haft keine angemessene medizinische Versorgung erhalten. Die Behörden müssen sicherstellen, dass Gefangene angemessen medizinisch versorgt werden. Dazu gehört auch die Verlegung in ein externes Krankenhaus, falls die erforderliche Behandlung im Gefängnis nicht möglich ist.
Am 22. September 2022 nahm der Lyriker und Aktivist Artyom Kamardin an einer öffentlichen Lyriklesung auf dem Moskauer Triumfalnaya-Platz teil. Diese sogenannten «Majakowski-Lesungen» wurden in der Nähe des Denkmals des Dichters Wladimir Majakowski abgehalten und knüpften an die Tradition sowjetischer Dissident*innen an. Die Lesungen im September 2022 fanden aus Protest gegen die am Vortag ausgerufene Mobilmachung statt, mit der Soldat*innen für die russische Armee im Angriffskrieg gegen die Ukraine rekrutiert werden sollten.
Am 26. September 2022 verschafften sich bewaffnete Sicherheitskräfte Zutritt zu der Wohnung von Artyom Kamardin und seiner Lebensgefährtin Aleksandra Popova. Der Rechtsbeistand von Artyom Kamardin durfte bei der Durchsuchung nicht anwesend sein. Nach Informationen von Aleksandra Popova wurde Artyom Kamardin von den Ordnungskräften gefoltert. Sie unterzogen ihn sexualisierter Gewalt, filmten dies und zwangen sie, sich die Auf-nahmen anzusehen. Daraufhin wurde Artyom Kamardin gezwungen, sich hinzuknien und sich vor laufender Kamera für das Aufsagen eines kriegskritischen Gedichts zu «entschuldigen».
Aleksandra Popova wurde ebenfalls von den Polizist*innen gefoltert. Diese klebten ihr Aufkleber ins Gesicht, die sie mit Sekundenkleber befestigten, rissen ihr Haare aus und schlugen sie, was nach Angaben von Aleksandra Popova zu einer Gehirnerschütterung und einer Kopfverletzung führte. Ausserdem wurde sie beschimpft und mit Gruppenvergewaltigung bedroht.
Bei Artyom Kamardin stellte man laut seinem Rechtsbeistand eine Gehirnerschütterung sowie mehrere Prellungen und andere Verletzungen fest. Die Behörden weigerten sich, ihn ins Krankenhaus zu bringen.
Gegen Artyom Kamardin und zwei weitere Männer, Yegor Shtovba und Nilkolay Daineko, die ebenfalls bei den Majakowski-Lesungen anwesend waren, wurde ein Strafverfahren eingeleitet. Sie wurden wegen «Aufstachelung zu Hass und Feindschaft» (Paragraf 282, Absatz 2 des russischen Strafgesetzbuchs) und wegen des «öffentlichen Aufrufs zu Handlungen, die sich gegen die Staatssicherheit richten» (Paragraf 280.4, Absatz 3 des Strafgesetz-buchs) angeklagt. Nikolay Daineko bekannte sich schuldig und wurde im Mai 2023 zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt. Am 28. Dezember 2023 verurteilte das Bezirksgericht Tverskoy in Moskau Artyom Kamardin zu sieben Jahren Gefängnis. Yegor Shtovba wurde zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
Vor seiner Festnahme und Verurteilung wurden bei Artyom Kamardan eine «Osteochondrose der Bandscheibe» und ein «posteriorer medianer Bandscheibenvorfall» sowie ein «Asperger-/depressives Syndrom» diagnostiziert. Diese haben sich in der Haft verschlimmert. Seit April 2024 leidet er unter schweren Rückenschmerzen. Darüber hinaus berichtete er über eine beträchtliche Verschlechterung seines Gesundheitszustands, die sich unter anderem durch Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel und einen Tinnitus äussert. Auch seine psychische Verfassung ist beeinträchtigt, und er leidet unter Schlafstörungen und anderen Problemen.
Während seiner Zeit in der Untersuchungshaft versuchte die Familie von Artyom Kamardin vergeblich, ihm eine medizinische Untersuchung zu verschaffen. Am 21. Oktober 2024 wurde er schliesslich auf die Krankenstation eines anderen Untersuchungsgefängnisses gebracht. Da es an der nötigen Ausstattung fehlte, wurde jedoch keine angemessene medizinische Untersuchung durchgeführt. Seiner Familie zufolge erhielt er keine angemessene Be-handlung, und sein Zustand hat sich nicht verbessert. Sein Gesundheitszustand hat sich nach seiner Verlegung in eine Strafkolonie weiter verschlechtert.
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Setzen Sie sich für Artyom Kamardin ein: Senden Sie einen Appellbrief
– per Post oder E-Mail und posten Sie in den sozialen Medien – an die unter ADRESSEN und SOCIAL MEDIA GUIDE angegebene(n) Zielperson(en).
→ Frist zum Mitmachen: 30. Juni 2025.
→ Schreiben Sie in Russisch, Englisch oder in Ihrer eigenen Sprache.
Schreiben Sie Artyom Kamardin auch eine Solidaritätsbotschaft!
→ Siehe Amnesty UK: Solidarity for Russian poet Artyom Kamardin
Sehr geehrter Herr Vasilievich
Der Lyriker Artyom Kamardin verbüsst aktuell eine siebenjährige Haftstrafe wegen der öffentlichen Lesung eines kriegskritischen Gedichts. Seine bereits vor der Inhaftierung bestehenden gesundheitlichen Probleme, darunter starke Rückenschmerzen und grosse Ängste, haben sich in der Haft verschlimmert. Er benötigt dringend medizinische Hilfe, die ihm aber von den Gefängnisbehörden verweigert wird.
Artyom Kamardin hätte nie inhaftiert werden dürfen. Tun Sie bitte alles in Ihrer Macht Stehende, um seine unverzügliche Freilassung zu gewährleisten.
Sorgen Sie in der Zwischenzeit dafür, dass er eine angemessene medizinische Versorgung erhält. Dazu gehört auch die Verlegung in ein externes Krankenhaus, falls die erforderliche Behandlung im Gefängnis nicht möglich ist.
Hochachtungsvoll,
Dear Aleksander Vasilievich,
I am writing to you to express my deep concern about the health of poet Artyom Kamardin who was sentenced to seven years imprisonment on trumped-up charges for a public reading of one of his poems.
According to public information, Artyom is suffering from severe back pain and anxiety, which causes him confusion and speech difficulties. He has several officially diagnosed health conditions, including «intervertebral osteochondrosis», «posterior median disc herniation», and «Asperger-depressive syndrome». Furthermore, reportedly he was subjected to torture during his arrest, which has further exacerbated his conditions. Despite the deterioration of his health, he has not been provided with adequate healthcare in detention. The authorities must ensure prisoners are provided with adequate healthcare, including in an outside hospital when the required treatment is not available inside the prison.
Artyom Kamardin was unjustly imprisoned and should not be in prison in the first place. I urge you to do everything in your power to facilitate his prompt release. In the meantime, I urge you to ensure he is provided with adequate healthcare, including in an outside hospital if the required healthcare is not available inside the prison.
Yours sincerely,
Please tag:
the Russian embassy
Facebook: /RusEmbSwiss
Twitter/X: /RusEmbSwiss
the MFA
Twitter/X: https://x.com/MFA_Russia
You can support active hashtags:
#Kamardin #СвободуАртемуКамардину (Free Artyom Kamardin) #FreeKamardin
Proposed messages:
Poet Artyom Kamardin was sentenced to 7 years in prison for reading an anti-war poem. He should not be detained at all. Now he is suffering from severe back pain and anxiety and urgently needs medical treatment. He must be released and provided with healthcare now!
Artyom Kamardin, a Russian poet imprisoned for his anti-war poetry, is in urgent need of healthcare. Severe back pain, anxiety, and the effects of reported torture are endangering his health. He needs urgent healthcare and must be released immediately.
Leiter des Strafkolonie IK-4:
Head of the Penal Colony IK-4 for Vladimir region
Shek Aleksander Vasilievich
Vyazniki, Vladimir region
Zheleznodorozhnaya ul., 37
601443
Russian Federation
E-Mail: [email protected]
KOPIEN AN
Commissioner for Human Rights in Russia
Moskalkova Tatyana Nikolaevna
Smolensky Boulevard, 19, building 2
Moscow, 119121
Russian Federation
-
Botschaft der Russischen Föderation
Brunnadernrain 37
3006 Bern
Fax: 031 352 55 95
E-Mail: [email protected]
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→ Portokosten für Briefversand: Europa = CHF 1.90 / alle übrigen Länder = CHF 2.50
→ Weitere Informationen zum Mitmachen bei den Urgent Actions finden Sie hier
English version (click on title to open):
Russian poet Artyom Kamardin is serving his seven-year sentence for a public reading of his anti-war poem. His pre-existing health problems, including severe back pain and anxiety, have deteriorated in detention. He urgently needs healthcare that prison authorities are denying him. As he was prosecuted solely for exercising his right to freedom of expression, the authorities must release him immediately and unconditionally.
On 22 September 2022, activist and poet Artyom Kamardin participated in a public poetry reading in Moscow Triumfalnaya Square. These readings, called the «Maykovsky Readings», have been held near the monument to the poet Vladimir Mayakovsky and continue the tradition of Soviet dissidents. The readings in September 2022 were held in protest against the troop mobilization declared the previous day to replenish Russian forces fighting the war of aggression against Ukraine.
On 26 September 2022, armed police broke into the home of Artyom Kamardin and his partner Aleksandra Popova. The police did not let Artyom’s lawyer be present during the search. Based on information provided by Aleksandra Popova, the law enforcement officers tortured Artyom Kamardin, subjecting him to sexualised violence, filming it and making her watch the video. Then, they forced Artyom Kamardin on to his knees and made him record an “apology” video for his anti-war poem.
Aleksandra Popova was also tortured by the police officers, who attached stickers to her face with superglue, pulled out her hair and beat her, which, according to Aleksandra Popova, resulted in concussion and a head injury. She was also verbally abused and threatened with gang rape.
Artyom Kamardin was diagnosed with concussion, multiple bruises and other injuries, according to his lawyer. The authorities refused to hospitalize him.
A criminal case was opened against Artyom Kamardin and two other men, Yegor Shtovba and Nilkolay Daineko, who were also present at the Maykovsky Readings. They were charged with «incitement of hatred and enmity» (Article 282 (2) of the Criminal Code) and «public calls for actions directed against state security» (Article 280.4(3) of the Criminal Code). Nikolay Daineko entered a guilty plea and was sentenced to four years imprisonment in May 2023. On 28 December 2023, the Moscow Tverskoy District Court sentenced Artyom Kamardin to seven years imprisonment. Yegor Shtovba was sentenced to five and a half years imprisonment.
Artyom Kamardin was diagnosed with «intervertebral osteochondrosis» and «posterior median disc herniation», as well as «Asperger-depressive syndrome» prior to his arrest and sentencing. These conditions deteriorated during his imprisonment. Since April 2024, he has been suffering from severe back pain and reported other health issues, including headaches, nausea, dizziness, and tinnitus. His psychologial state has also deteriorated resulting in anxiety, disturbed sleep and other issues.
While he was detained on remand, Artyom’s family tried unsuccessfully to get him medically examined. On 21 October 2024, Artyom was finally transferred to a hospital ward of another pre-trial detention centre. However, no adequate medical examination was conducted due to the absence of the necessary equipment. According to his family, he did not receive adequate treatment, and his condition did not improve. His health further deteriorated after his transfer to the penal colony.
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