Nimet Tanrıkulu während einer Demonstration von Polizisten umzingelt © Privat
Nimet Tanrıkulu während einer Demonstration von Polizisten umzingelt © Privat

URGENT ACTION Türkei – Briefaktion Menschenrechtsverteidigerin inhaftiert

UA 109/24 I Mitmachen bis 10. Februar 2025 I (UA vom: 16.12.2024) I AI-Index: EUR 44/8855/2024
Die Menschenrechtlerin Nimet Tanrıkulu ist am 26. November 2024 in ihrer Wohnung in Istanbul von der Polizei festgenommen worden. Sie wurde kurz auf einer Polizeistation festgehalten und dann der Antiterror-Abteilung der Polizeibehörde Ankara übergeben. Nach vier Tagen in Polizeigewahrsam wurde Nimet Tanrıkulu am 30. November unter dem Vorwurf der «Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation» in Untersuchungshaft genommen. Sie befindet sich derzeit im Frauengefängnis Sincan in Ankara. Amnesty International ist der Ansicht, dass sie auf der Grundlage haltloser Vorwürfe festgehalten wird und daher unverzüglich freigelassen werden sollte.

Nimet Tanrıkulu ist eine in der Türkei bekannte Menschenrechtsverteidigerin und Mitbegründerin des Menschenrechtsvereins İHD. Sie ist seit mehreren Jahrzehnten menschenrechtlich engagiert, u. a. als Teil der Gruppe der Samstagsmütter/-leute, die sich aus Angehörigen von Opfern des Verschwindenlassens und deren Unterstützer*innen zusammensetzt und Wahrheit, Gerechtigkeit und Rechenschaftspflicht einfordert.

Am 26. November verschaffte sich die Polizei in den frühen Morgenstunden Zutritt zur Wohnung von Nimet Tanrıkulu und nahm sie im Rahmen einer laufenden strafrechtlichen Untersuchung, die der Geheimhaltung unterliegt, fest. Noch am selben Tag wurde sie von Angehörigen der Antiterror-Abteilung der Polizeibehörde Ankara nach Ankara gebracht. Im Zusammenhang mit denselben Ermittlungen wurden noch zwölf weitere Personen festgenommen, darunter Politiker*innen und Gewerkschafter*innen. Am 30. November wurden Nimet Tanrıkulu und acht weitere Personen gemäss Paragraf 314/2 des türkischen Strafgesetzbuchs vom Friedensstrafrichteramt Nr. 4 in Ankara wegen «Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation» in Untersuchungshaft genommen. Die übrigen vier Personen wurden freigelassen, wobei sie der Kontrolle durch die Justizbehörden unterliegen und sich re-gelmässig auf einer Polizeiwache melden müssen. Zudem dürfen sie nicht ins Ausland reisen.

Amnesty International untersuchte die Fragen, die Nimet Tanrıkulu während des Verhörs gestellt wurden. So wurde sie über zurückliegende Auslandsreisen und ihre Teilnahme an zivilgesellschaftlichen Veranstaltungen zu kurdischen Menschenrechts-belangen im Jahr 2013/14 befragt. Sie wurde mit verschiedenen Zeugenaussagen konfrontiert sowie mit der Tatsache, dass ihr Handy Signale vom selben Ort wie andere Personen gesendet habe. Nichts davon kann für sich genommen als Nachweis dafür angesehen werden, dass Nimet Tanrıkulu Verbindungen zu einer bewaffneten Gruppe hat.

Amnesty International ist der Ansicht, dass Nimet Tanrıkulu möglicherweise nur aufgrund ihrer Menschenrechtsarbeit ins Visier geraten ist. Die türkischen Behörden greifen häufig auf Antiterror-Bestimmungen zurück, um Menschenrechtsverteidiger*innen zum Schweigen zu bringen. Gegen Nimet Tanrıkulu war in der Vergangenheit schon mindestens zweimal entsprechend ermittelt worden.

Staaten sind verpflichtet, Menschenrechtsverteidiger*innen bei ihrer Arbeit zu schützen, z. B. wenn sie Menschenrechtsverletzungen zu verhindern oder zu melden versuchen, und ein Umfeld zu schaffen, in dem sie dieser Tätigkeit sicher und ohne Repressalien nachgehen können. Die Behörden müssen sicherstellen, dass strafrechtliche Ermittlungen, Inhaftierungen und Strafverfahren nicht dazu missbraucht werden, um Menschenrechtsverteidiger*innen ins Visier zu nehmen. Denn solche Verfahren verletzen die Rechte der Betroffenen und haben möglich-erweise eine abschreckende Wirkung auf all jene, die auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam machen. In der UN-Erklärung zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen ist festgeschrieben, dass Staaten die Pflicht haben, ein solches begünstigendes Umfeld für Menschenrechtsverteidiger*innen zu schaffen.

Amnesty International hat bereits in der Vergangenheit dokumentiert, wie in der Türkei Antiterrorgesetze und konstruierte Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Putschversuch zur Grundlage genommen werden, um Personen zum Schweigen zu bringen, die friedliche und legitime Kritik üben. So wurden bekannte Journalist*innen, Akademiker*innen, Menschenrechtler*innen und andere zivilgesellschaftliche Akteure willkürlich inhaftiert und vor Gericht gestellt. Wenn sie in unfairen Gerichtsverfahren für schuldig befunden wurden, drohten ihnen lange Haftstrafen.

Werden Sie aktiv:

Setzen Sie sich für Nimet Tanrıkulu ein: Senden Sie einen Appellbrief – per E-Mail oder per Post und posten Sie auch in den sozialen Medien an die unter ADRESSEN und SOCIAL MEDIA GUIDE angegebene(n) Zielperson(en) und Kontakte.

Frist zum Mitmachen: 10. Februar 2025.
Schreiben Sie in Türkisch, Englisch oder in Ihrer eigenen Sprache.

Bitte setzen Sie noch Ihren Namen (oder Initialen) an das Ende der Nachricht.
Sie können die Nachricht gerne auch noch anpassen und z.B. den Namen und die Forderungen hervorheben.
 

Sehr geehrter Herr Oberstaatsanwalt

Nimet Tanrıkulu ist Menschenrechtsverteidigerin und Mitbegründerin des Menschenrechtsvereins İHD. Sie ist seit mehreren Jahrzehnten menschenrechtlich engagiert, u. a. als Teil der Gruppe der Samstagsmütter/-leute, die sich aus Angehörigen von Opfern des Verschwindenlassens und deren Unterstützer*innen zusammensetzt und Wahrheit, Gerechtigkeit und Rechenschaftspflicht einfordert.

Am 26  November verschaffte sich die Polizei in den frühen Morgenstunden Zutritt zur Wohnung von Nimet Tanrıkulu und nahm sie im Rahmen einer laufenden strafrechtlichen Untersuchung, die der Geheimhaltung unterliegt, fest. Noch am selben Tag wurde sie von Angehörigen der Antiterror-Abteilung der Polizeibehörde Ankara nach Ankara gebracht. Am 30. November wurden Nimet Tanrıkulu und acht weitere Personen gemäss Paragraf 314/2 des türkischen Strafgesetzbuchs vom Friedensstrafrichteramt Nr. 4 in Ankara wegen «Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation» in Untersuchungshaft genommen. 

Nimet Tanrıkulu wurde sie über zurückliegende Auslandsreisen und ihre Teilnahme an zivilgesellschaftlichen Veranstaltungen zu kurdischen Menschenrechtsbelangen im Jahr 2013/14 befragt. Sie wurde mit verschiedenen Zeugenaussagen konfrontiert sowie mit der Tatsache, dass ihr Handy Signale vom selben Ort wie andere Personen gesendet habe. Nichts davon kann für sich genommen als Nachweis dafür angesehen werden, dass Nimet Tanrıkulu Verbindungen zu einer bewaffneten Gruppe hat.

Ich befürchte, dass Nimet Tanrıkulu möglicherweise nur aufgrund ihrer Menschenrechtsarbeit ins Visier geraten ist. Die türkischen Behörden greifen häufig auf Antiterror-Bestimmungen zurück, um Menschenrechtsverteidiger*innen zum Schweigen zu bringen. Gegen Nimet Tanrıkulu war in der Vergangenheit schon mindestens zweimal entsprechend ermittelt worden.

Ich bitte Sie deshalb darum, die umgehende Freilassung von Nimet Tanrıkulu anzuordnen, sofern die Staatsanwaltschaft nicht umgehend eine Anklageschrift vorlegt, die auf der Grundlage öffentlicher (nicht geheimer) Belege nachweist, dass ihr eine international anerkannte Straftat vorgeworfen wird.

Hochachtungsvoll,
 

Dear Chief Public Prosecutor,

I write to express my deep concern at the arrest and ongoing detention of the prominent human rights defender Nimet Tanrıkulu on 30 November 2024, who is currently held at Ankara’s Sincan women’s prison, accused of «membership of a terrorist organization» as part of an investigation on which there is a secrecy order.

Amnesty International examined the questions Nimet Tanrıkulu was asked during interrogation, namely her historic travel, participation in civil society events relating to Kurdish human rights issues during the 2013/14 peace process, mobile phone signals from same base station as other individuals and witness statements, none of which could be considered on their own as constituting material links with an armed group.

Amnesty International are deeply concerned that Nimet Tanrıkulu is being maliciously investigated due to her human rights work. The authorities in Türkiye frequently misuse counter-terrorism investigations to silence those who defend human rights, and Nimet Tanrıkulu has herself faced such malicious investigations on at least two past occasions.

We call on you to request Nimet Tanrıkulu’s immediate release, unless prosecuting authorities are able to immediately provide an indictment that relies on unclassified material to demonstrate that she is guilty of an internationally recognisable offence.

Yours sincerely,
 

#FreeNimetTanrıkulu
#NimetTanrıkuluSerbetBırakılsın

Nimet Tanrıkulu is a prominent human rights defender who has been deprived of her liberty since 30 November on the basis of allegations that don't seem to be based on evidence. Her pretrial detention also represents a violation of her right to freedom of association and expression. Her detention appears to be arbitrary, and she must be released immediately unless the prosecutor charges her based on proper, clear, admissible evidence.  [Link to UA].

@ihdgenelmerkez– Human Rights Association

 

Generalstaatsanwalt von Ankara:
Mr Gökhan Karaköse
Ankara Chief Public Prosecutor
Hacı Bayram Veli Mahallesi
Atatürk Bulvarı No:40
Sıhhiye/Ankara
Türkiye

E-Mail: [email protected]


KOPIEN AN

Botschaft der Republik Türkei
Lombachweg 33
Postfach 34
3000 Bern 15

Fax: 031 352 88 19
E-Mail: [email protected]


• AkTuelle Dokumente

DRUCKFERTIGE MODELLBRIEFE:
•  MODELLBRIEF DEUTSCH 109/24 (WORD)
•  MODEL LETTER ENGLISH 109/24 (WORD)

DIESE URGENT ACTION – KOMPLETT ALS WORD-DATEI:
(Seite 1 Hintergrundinformationen, Seite 2 Modellbrief)
•  UA 109/24 – DEUTSCH
•  UA 109/24 – ENGLISH
 

Versandmöglichkeiten und Zielperson(en) siehe: ADRESSEN und SOCIAL MEDIA GUIDE
Verwenden Sie unsere Briefvorschläge oder schreiben Sie in Ihren Worten.
Portokosten für Briefversand: Europa = CHF 1.90 / alle übrigen Länder = CHF 2.50
Weitere Informationen zum Mitmachen bei den Urgent Actions finden Sie hier
 


English version (click on title to open):

On 26 November, prominent human rights defender Nimet Tanrıkulu was detained from her home by the police in Istanbul. After a short period of detention at a police station, she was transferred to the anti-terrorism branch of the Ankara Security Directorate. Following four days in police custody, Nimet Tanrıkulu was remanded in pre-trial detention on 30 November, accused of «membership to a terrorist organization». She is currently held at Ankara’s Sincan women’s prison. Amnesty International believes that her detention on what appear to be baseless accusations is arbitrary, and she should be released immediately.

Nimet Tanrıkulu is a prominent human rights defender and founding member of Human Rights Association who has been active in Türkiye’s human rights community for several decades including campaigning with Saturday Mothers/People, the group of relatives of victims of enforced disappearances and their supporters for truth, justice and accountability.

On 26 November, police raided Nimet Tanrıkulu’s home in early hours and detained her in the context of an ongoing criminal investigation which is subject to a secrecy order. On the same day, she was transferred to Ankara by officers from the Ankara Security Directorate’s anti-terrorism branch. 12 others, including politicians, trade unionists and others were also detained in the context of the same investigation. On 30 November, Nimet Tanrıkulu and eight others were remanded in pre-trial detention under Article 314/2 of the Turkish Penal Code for «membership of a terrorist organization» by the Ankara Criminal Judgeship of Peace No. 4. The remaining four were released, with judicial controls including reporting to a police station and foreign travel ban.

States are duty bound to protect human rights defenders in the course of their work to prevent human rights violations, report them when they occur, and to provide an enabling environment for their work as defenders. Authorities must ensure criminal investigations, detentions and prosecutions are not misused to target human rights defenders as such proceedings are unjust for the individuals and may create a chilling effect on all those who speak out about possible human rights abuses. States’ duty to protect and promote human rights includes the creation of this enabling environment for human rights defenders as outlined in the Declaration on the Right and Responsibility of Individuals, Groups and Organs of Society to Promote and Protect Universally Recognized Human Rights and Fundamental Freedoms.

In the past, Amnesty International has documented how anti-terrorism laws and trumped-up coup related charges have been used to target and silence peaceful, legitimate dissent in Türkiye. Prominent journalists, academics, human rights defenders and other civil society actors were subjected to arbitrary detention, prosecutions and, if found guilty in unfair trials, face long sentences.

 

Take action

Write an appeal in your own words or use the model letter below. You find a ready-to-print model letter under
DOCUMENTS ACTUELS

Addresses see above in ADRESSES

Please also take action on Social Media. See above in
Guide Réseaux sociaux (Social Media)

Please take action before 10 February 2025.
Preferred language: Turkish, English. You can also write in your own language.