Bis zu seiner Freilassung müssen sie seinen Aufenthaltsort bekannt geben und ihm Zugang zu einem Rechtsbeistand gewähren. Ausserdem müssen sie seinen Schutz vor Folter und anderen Misshandlungen gewährleisten und dafür sorgen, dass er angemessen medizinisch versorgt wird.
Dr. Hussam Abu Safiya, ein Kinderarzt und Leiter des Kamal-Adwan-Krankenhauses im besetzten Gazastreifen, wurde am 27. Dezember zusammen mit anderem medizinischem Personal und Patient*innen willkürlich festgenommen und ist seither «verschwunden». Dies geschah nach einer Razzia, bei der das Krankenhaus ausser Betrieb gesetzt wurde.
Dr. Hussam Abu Safiya war seit Monaten eine der bekanntesten Stimmen des stark angeschlagenen Gesundheitssektors im Gazastreifen. Er lieferte umfassende und zuverlässige Informationen über die Lage des Gesundheitswesens im Gouvernement Nordgaza, insbesondere angesichts der nahezu vollständigen Belagerung des Gebiets durch die israelischen Streitkräfte seit dem 6. Oktober 2024. Trotz der Tötung seines Sohnes im Oktober 2024 hat er weiterhin über die Lage berichtet und Kinder behandelt.
Von Amnesty International und anderen Menschenrechtsgruppen gesammelte Zeugenaussagen offenbaren die schreckliche Realität in israelischen Gefängnissen und Haftanstalten, wo palästinensische Häftlinge, darunter auch medizinisches Personal, systematisch gefoltert und misshandelt werden und ihnen das Recht auf ein faires rechtsstaatliches Gerichtsverfahren sowie der Zugang zu angemessener Nahrung und medizinischer Versorgung verweigert wird. In Anbetracht dessen und der Tatsache, dass die israelischen Behörden unabhängigen Beobachter*innen weiterhin keinen Zugang zu den Haftanstalten gewähren, herrscht grosse Sorge um das Leben und das Wohlergehen von Dr. Hussam Abu Safiya.
Mit seiner willkürlichen Inhaftierung, der Weigerung, seinen Aufenthaltsort bekannt zu geben, und der Weigerung, ihm Zugang zu einem Rechtsbeistand zu gewähren, haben die israelischen Streitkräfte schwerwiegende Verstösse gegen das Völkerrecht begangen, darunter das Verbrechen des Verschwindenlassens.
Am 27. Dezember 2024 wurde Dr. Hussam Abu Safiya, ein Kinderarzt und Leiter des Kamal-Adwan-Krankenhauses in Mashrou‘ Bei Lahiya im Gouvernement Nordgaza, vom israelischen Militär zusammen mit weiterem Krankenhauspersonal und in Behandlung befindlichen Patient*innen willkürlich inhaftiert. Die Razzia, der jüngste in einer Reihe von Angriffen auf Gesundheitseinrichtungen im nördlichen Gazastreifen in den letzten drei Monaten, setzte Kamal Adwan, das letzte verbliebene grössere Krankenhaus in der Region, ausser Betrieb. Bereits im Oktober 2024 hatten israelischen Streitkräfte das Krankenhaus gestürmt und medizinisches Personal und Patient*innen inhaftiert. Am 12. Dezember 2024 wurde das Krankenhaus erneut von israelischen Streitkräften gestürmt, die ebenfalls Personal und Patient*innen festnahmen. Dadurch wurde das Krankenhaus zwar ausser Betrieb gesetzt, doch dank der Bemühungen und des Engagements von Dr. Hussam Abu Safiya und seinen Kolleg*innen konnte es wieder eröffnet werden und die Arbeit wieder aufnehmen. Von Januar bis September 2024 nahm das Krankenhaus Verwundete aus dem gesamten Norden des Wadi Gaza, einschliesslich Gaza-Stadt, auf. Sie konnten aufgrund der Errichtung des so genannten Netzarim-Korridors durch die israelische Armee, der den Gazastreifen in der Mitte teilt, nicht anderswo medizinisch versorgt werden. Das Personal des Krankenhauses behandelte die Verletzten der von den Palästinenser*innen als «Mehlmassaker» bezeichneten Angriffe auf hungernde Menschen, die für Mehl und Hilfsgüter angestanden hatten, sowie die Verletzten von anderen Angriffen und vom Granatenbeschuss. Das Krankenhaus nahm auch Kinder und Säuglinge, die unter schwerer Unterernährung und Dehydrierung litten, zur Behandlung auf. Während dieser Zeit versorgten Dr. Hussam Abu Safiya und seine Kolleg*innen Menschenrechts- und Hilfsorganisationen mit zuverlässigen Informationen über die Gesundheitslage. Seit Oktober 2024 führen die israelischen Streitkräfte eine verheerende und konzentrierte Offensive gegen das Gouvernement Nordgaza durch. Dabei haben sie das gesamte Gebiet fast vollständig belagert, es von Gaza-Stadt abgeschnitten, Tausende von Zivilpersonen getötet oder verletzt und die meisten der verbliebenen Bewohner*innen vertrieben. In diesen Monaten und bis zur Razzia am 27. Dezember war das Kamal-Adwan-Krankenhaus praktisch die letzte Rettung für die im Gouvernement Nordgaza verbliebenen Menschen, deren Zahl auf 75'000 geschätzt wird. Dr. Hussam Abu Safiya war ihr Fürsprecher.
Während der israelischen Militärkampagne und des anhaltenden Völkermords an den Palästinenser*innen im Gazastreifen hat Israel Hunderte von palästinensischen Beschäftigten im Gesundheitswesen aus dem Gazastreifen ohne Anklage oder Gerichtsverfahren willkürlich inhaftiert und verschwinden lassen. Sie wurden gefoltert und anderweitig misshandelt, in Haft ohne Kontakt zur Aussenwelt festgehalten oder Bedingungen ausgesetzt, die dem Verschwindenlassen gleichkommen.
Dr. Hussam Abu Safiya wurde, wie so viele im Gesundheitswesen Beschäftigte vor ihm, bei der Versorgung seiner Patient*innen und der Ausübung seiner medizinischen Tätigkeit inhaftiert. Am 9. Januar verlängerte das israelische Amtsgericht in Aschkelon seine Inhaftierung ohne Anklage nach dem Gesetz über ungesetzliche Kombattanten bis zum 13. Februar und das Verbot für Dr. Hussam Abu Safiya, einen Rechtsbeistand zu sehen, bis zum 22. Januar. Die Behörden weigern sich nach wie vor, seinen Aufent-haltsort bekannt zu geben. Kürzlich aus der Haftanstalt Sde Teiman entlassene Palästinenser*innen berichteten den Medien, Dr. Hussam Abu Safiya in der Haftanstalt gesehen zu haben.
Die Angriffe der israelischen Streitkräfte haben Gesundheitspersonal und medizinische Einrichtungen schwer getroffen und das Gesundheitssystem lahmgelegt. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte dokumentierte mindestens 136 Angriffe auf 27 Krankenhäuser und zwölf weitere medizinische Einrichtungen, die zu einer erheblichen Zahl von Opfern unter Ärzt*innen, Pflegepersonal und anderen Zivilpersonen führten. Die Schwächung des Gesundheitssystems im Gazastreifen durch Israel ist Teil der vorsätzlichen Auferlegung von Lebensbedingungen, die auf die physische Zerstörung der Palästinenser*innen abzielen. Dies ist nach der Völkermordkonvention verboten.
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