Am 16. März 2025 überstellte die US-Regierung unter Verstoss gegen ein Gerichtsurteil 238 Venezolaner gegen ihren Willen nach El Salvador. Ihnen wurde unter Berufung auf den Alien Enemies Act von 1798 («Gesetz über ausländische Feinde») vorgeworfen, der kriminellen venezolanischen Organisation Tren de Aragua (TdA) anzugehören. Am 30. März wurden weitere 17 Menschen, die sowohl aus El Salvador als auch aus Venezuela stammten, nach El Salvador verbracht. Laut vorliegenden Informationen befinden sich die Männer in der Hafteinrichtung CECOT (Centro de Confinamiento Contra el Terrorismo), ein Gefängnis, das für seine unmenschlichen Bedingungen berüchtigt ist. Berichten zufolge herrscht dort extreme Überbelegung und die Inhaftierten erhalten keine angemessene medizinische Versorgung. Auch Misshandlung, die grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe gleichkommt, soll dort an der Tagesordnung sein.
Öffentlich zugänglichen Informationen zufolge befanden sich unter den Betroffenen auch Personen, die in den USA ein laufendes Gerichtsverfahren hatten; solche, die festgenommen wurden, als sie den Anweisungen der Einwanderungsbehörden Folge leisteten; solche, die in den USA bereits Schutz erhalten hatten, z. B. unter der Antifolterkonvention; und solche, die aufgrund ihrer Tätowierungen oder ihrer Verbindung zum venezolanischen Bundesstaat Aragua ohne weitere Beweise als TdA-Mitglieder eingestuft wurden. Selbst Angehörige der US-amerikanischen Einwanderungs- und Zollbehörde haben inzwischen eingeräumt, dass «viele» dieser Menschen keine Vorstrafen hatten und dass manche von ihnen nach El Salvador verbracht wurden, weil man es für möglich hielt, dass sie in Zukunft Straftaten begehen könnten.
Bei der Verbringung dieser Menschen nach El Salvador handelt es sich nicht um Abschiebungen, da der rechtliche Prozess für Abschiebungen in den USA klar vorgegeben ist. Die 255 Betroffenen wurden ohne Abschiebungsbefehle ausgeflogen, um offenbar eine unbefristete Haftstrafe in einem System zu verbüssen, in dem grundlegende Menschenrechte routinemässig ignoriert werden. Ihre Familienangehörigen wurden nicht von offizieller Seite darüber informiert, dass ihre Verwandten nach El Salvador geschickt wurden, und mussten sich dies stattdessen anhand von Fotos und Videos, die im Internet geteilt wurden, und einer von der Presse veröffentlichten Namensliste zusammenreimen. Die Namen der Betroffenen sind aus der Datenbank des ICE Locator der Ein-wanderungs- und Zollbehörde entfernt worden (ein Online-Tool, mit dem man Menschen im US-amerikanischen Einwanderungssystem ausfindig machen kann), was bedeutet, dass ihr «offizieller» Aufenthaltsort derzeit unbekannt ist.
Die USA müssen den Grundsatz der Nicht-Zurückweisung (Non-Refoulement-Prinzip) respektieren und dürfen Personen nicht in Länder abschieben oder überstellen, in denen ihnen schwere Menschenrechtsverletzungen wie willkürliche Inhaftierung, Folter oder andere Misshandlung drohen würden. Durch die Verbringung dieser Personen nach El Salvador hat die US-Regierung sie in grosse Gefahr gebracht. Sollten sie von dort aus in andere Länder wie z. B. Venezuela überstellt werden, wäre dies ein weiterer Verstoss gegen das Völkerrecht.
Am 15. März 2025 machte Präsident Trump unter dem Alien Enemies Act (50 U.S. Code § 21) geltend, dass die kriminelle venezolanische Organisation Tren de Aragua (TdA) gemäss diesem Gesetzestext «eine Invasion oder einen böswilligen Übergriff» (invasion or predatory incursion) auf das Territorium der USA plane und kündigte an, dass «venezolanische Staatsangehörige ab 14 Jahren, die TdA-Mitglieder sind, sich in den USA aufhalten und keine US-Staatsbürger sind bzw. keine rechtmässige Aufenthaltsgenehmigung haben», damit rechnen müssten, festgenommen und als «ausländische Feinde» abgeschoben zu werden. Der Alien Enemies Act verleiht dem Präsidenten Befugnisse, die nur in Zeiten eines herrschenden oder drohenden Kriegs gegen ein anderes Land greifen. Bislang wurde das Gesetz nur drei Mal angewendet, und zwar immer während eines erklärten Kriegs oder wenige Tage nach einer Kriegserklärung. Zuletzt brachte man es während des Zweiten Weltkriegs zum Einsatz, um die Inhaftierung von mehr als 120'000 US-Amerikaner*innen japanischer Herkunft in Internierungslagern in den USA zu rechtfertigen.
Am 15. März 2025 wurde im Namen von fünf Venezolanern, denen infolge der Anordnung des Präsidenten unter dem Alien Enemies Act die Verbringung nach El Salvador drohte, eine Sammelklage eingereicht. Das Bezirks-gericht in D.C. erliess eine einstweilige Verfügung zugunsten der Kläger und setzte eine Anhörung an, um die Ausweitung der Verfügung auf alle Betroffenen zu erörtern. Später am selben Tag weitete das Gericht die einstweilige Verfügung vorläufig auf alle Betroffenen aus und wies die Regierung an, alle Flugzeuge nach El Salvador zurückzuholen. Die Regierung legte Rechtsmittel gegen die einstweilige Verfügung ein, die vom zuständigen Gericht jedoch abgewiesen wurden. Die Regierung zieht nun vor den Obersten Gerichtshof.
Amnesty International hat die unmenschlichen Bedingungen in den Hafteinrichtungen von El Salvador ausführlich dokumentiert; dies gilt auch für CECOT, wo die Betroffenen festgehalten werden. Berichten zufolge herrscht in der Hafteinrichtung extreme Überbelegung und die Inhaftierten erhalten keine angemessene medizinische Versorgung. Auch Misshandlung, die grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe gleichkommt, soll dort an der Tagesordnung sein. Salvadorianische Organisationen haben dokumentiert, dass von März 2022 bis August 2024 mehr als 300 Personen im Gewahrsam der Behörden gestorben sind, und dass manche von ihnen deutliche Spuren von Gewalteinwirkung aufwiesen.
Der Grundsatz der Nicht-Zurückweisung (Non-Refoulement-Prinzip) ist ein wichtiger Bestandteil der internationalen Menschenrechtsnormen und verbietet es, Personen in Länder abzuschieben oder zu über-stellen, in denen ihnen schwere Menschenrechtsverletzungen wie willkürliche Inhaftierung, Folter oder andere Misshandlung drohen würden. Durch die Verbringung dieser Personen nach El Salvador unter den aktuellen Gegebenheiten haben die USA sie in grosse Gefahr gebracht und gegen die völkerrechtlichen Verpflichtungen des Landes verstossen. Auch El Salvador muss sich dafür verantworten, dass es eine Politik unterstützt, die die Rechte von Migrant*innen und Schutzsuchenden verletzt.
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Setzen Sie sich für die von der Abschiebung nach El Salvador betroffenen Menschen ein: Senden Sie einen Appellbrief
– per Post oder E-Mail und posten Sie auch in den sozialen Medien – an die unter ADRESSEN und SOCIAL MEDIA GUIDE angegebene(n) Zielperson(en) und Kontakte.
→ Frist zum Mitmachen: 1. Juli 2025.
→ Schreiben Sie in Englisch oder in Ihrer eigenen Sprache.
Bitte setzen Sie noch Ihren Namen (oder Initialen) an das Ende der Nachricht. Sie können die Nachricht gerne auch noch anpassen und z.B. den Namen und die Forderungen hervorheben.
Um zu verhindern, dass die Mails im Spam landen, ist es ratsam, den Betreff zu verändern.
Sehr geehrte Frau Ministerin
Infolge einer Anordnung des US-Präsidenten Donald Trump sind in den letzten Wochen auf der Grundlage des Alien Enemies Act 255 Personen, die aus Venezuela und El Salvador stammten, illegal aus den USA nach El Salvador gebracht worden, weil ihnen vorgeworfen wird, der kriminellen venezolanischen Organisation Tren de Aragua anzugehören. In El Salvador werden sie in dem Haftzentrum CECOT festgehalten, das für seine unmenschlichen Bedingungen berüchtigt ist. Die US-Regierung muss die Betroffenen unverzüglich in die USA zurückbringen und darf keine weiteren Menschen zur Inhaftierung nach El Salvador ausfliegen.
Ich fordere Sie dringend auf, alle Personen, die unter dem Alien Enemies Act illegal nach El Salvador gebracht wurden, umgehend in die USA zurückzuholen, damit sie dort ihr Einwanderungsverfahren weiterführen können.
Bitte stoppen Sie alle weiteren Überstellungen, wie es die US-Gerichte angeordnet haben.
Hochachtungsvoll,
Dear Secretary Noem,
I am extremely concerned over the recent unlawful expulsions of individuals from the United States to El Salvador under the purported authority of the Alien Enemies Act.
Despite a court order prohibiting their removal, 238 individuals were expelled to El Salvador on 16 March, followed by 17 more on 30 March. These individuals include people who were engaged in ongoing legal proceedings, had no criminal record or ties to a gang, or had already been granted protection under U.S. law, including the Convention Against Torture. Many were expelled without removal orders, a violation of established legal processes. Disturbingly, these individuals have been transferred to the Centro de Confinamiento Contra el Terrorismo (CECOT), a prison notorious for its inhumane conditions, where reports document extreme overcrowding, denial of medical care, and widespread ill-treatment amounting to cruel, inhuman, or degrading treatment. The families of those unlawfully sent to El Salvador have not received any official information about their loved ones’ whereabouts making it impossible for them to know where they are being held.
The United States must uphold the principle of non-refoulement, which unequivocally prohibits states from returning, removing, or transferring individuals to any country where they would face a real risk of serious human rights abuses, including arbitrary detention, torture or ill-treatment. By expelling these individuals to El Salvador, the U.S. government has placed them in grave danger. Further removals, particularly any subsequent transfer to Venezuela, would constitute additional violations of international law.
I urge you to immediately return those that were illegally removed to El Salvador so that they can continue their immigration proceedings in the US, and halt any subsequent expulsions, complying with the decisions of the US Judiciary.
Yours sincerely,
Tweet at
- the Secretary of Homeland Security @Sec_Noem
- the Department of Homeland Security @DHSgov
- the Secretary of State @SecRubio
The US is trading fear and cruelty for human rights. @Sec_Noem must immediately stop all expulsions to El Salvador and return those already expelled.
Ministerin für Innere Sicherheit:
The Honorable Kristi Noem
Secretary of Homeland Security
U.S. Department of Homeland Security
2707 Martin Luther King Jr. Avenue, SE
Washington, DC 20528
USA
E-Mail: [email protected]
KOPIEN AN
The Honorable Marco Rubio
Secretary of State
U.S. State Department
2201 C Street, NW
Washington, DC 20520
USA
Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika
Sulgeneckstrasse 19
3007 Bern
Fax: 031 357 73 20
E-Mail: [email protected] / [email protected]
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(Seite 1 Hintergrundinformationen, Seite 2 Modellbrief)
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→ Verwenden Sie unsere Briefvorschläge oder schreiben Sie in Ihren Worten.
→ Portokosten für Briefversand: Europa = CHF 1.90 / alle übrigen Länder = CHF 2.50
→ Weitere Informationen zum Mitmachen bei den Urgent Actions finden Sie hier
English version (click on title to open):
Following a presidential proclamation invoking the Alien Enemies Act by President Trump, targeting alleged members of the Tren de Aragua (TdA) criminal group, 255 individuals have been illegally removed from the USA to El Salvador and are now being held at the Centro de Confinamiento Contra el Terrorismo (CECOT), a prison notorious for its inhumane conditions. We call on the Trump administration to immediately return those that were illegally removed to El Salvador back to the US and halt any subsequent expulsions or deportations of Venezuelans or other third country nationals, complying with the decisions of the US Judiciary.
On 15 March 2025, President Trump invoked the Alien Enemies Act, 50 USC 21, claiming that the Tren de Aragua (TdA) criminal group «is perpetrating, attempting, and threatening an invasion or predatory incursion against the territory of the United States» and warning that «Venezuelan citizens 14 years of age or older who are members of TdA, are within the United States, and are not actually naturalized or lawful permanent residents of the United States are liable to be apprehended, restrained, secured, and removed as Alien Enemies». The Alien Enemies Act is a power granted to the President only in times of actual or imminent war against another country. Until now, the Act has been invoked in only three eras, always during a declared war or within days of one being declared. Moreover, the last time the Act was used was to detain over 120'000 Japanese Americans in internment camps in the United States during World War II.
On 15 March, a class action lawsuit was filed on behalf of five Venezuelan individuals at risk of removal under the presidential proclamation on the Alien Enemies Act. The District Court in D.C. issued a temporary restraining order (TRO) for the plaintiffs and scheduled a hearing to further address extending this order to the described class. Later that day, the court preliminarily certified a class –extending the TRO to everyone detained who is designated under the proclamation– and ordered the government to turn back any flights on their way to El Salvador. The government appealed the TRO to the D.C. Circuit, which upheld the restraining order. The administration has now appealed to the Supreme Court.
On 16 March, after the above orders were issued, the government unlawfully expelled 238 individuals to the Centro de Confinamiento Contra el Terrorismo (CECOT), an infamous prison in El Salvador, under the purported authority of the Alien Enemies Act. On 30 March, an additional 17 individuals, both Salvadoran and Venezuelan, were deported to El Salvador. According to available public information, those expelled include individuals who were in the midst of ongoing court processes, were arrested while complying with their immigration obligations, were already granted protections in the United States including under the Convention Against Torture, and were labelled as
gang members for their tattoos or connection to the Venezuelan state of Aragua with no other evidence. In fact, even U.S. Immigration and Customs Enforcement (ICE) officials have since admitted «many» had no criminal record at all and some were removed because of a perception they may commit crimes in the future. Importantly, these expulsions are not deportations, a legal process defined in U.S. law. Those that were expelled on March 16 were expelled without removal orders, seemingly to serve an indefinite prison sentence under a system where fundamental human rights are routinely ignored. Moreover, the family members of those expelled have not received any official communication that their loved ones were sent to El Salvador and have only been able to determine this through photos and videos shared online, and a list of names published by the press. The individual’s have been removed from the ICE Locator meaning that their current «official» locations are unknown.
Amnesty International has extensively documented the inhumane conditions within detentions centres in El Salvador, including the CECOT, where those removed are now being held. Reports indicate extreme overcrowding, lack of access to adequate medical care, and widespread ill-treatment amounting to cruel, inhuman, or degrading treatment. Additionally, Salvadoran organizations have reported more than 300 deaths of individuals while in state custody, some of them showing clear signs of violence. No individual should be subjected to such conditions.
The principle of non-refoulement, a cornerstone of international human rights law, unequivocally prohibits states from returning, removing, or transferring individuals to any country where they would face a real risk of serious human rights violations, including arbitrary detention, torture, or ill-treatment. By removing individuals to El Salvador under these circumstances, the United States has placed them in grave danger and failed to uphold its obligations its legal obligations. Meanwhile, El Salvador must be held accountable for facilitating policies that violate the rights of migrants and people seeking safety. Any subsequent removal of the individuals from El Salvador to Venezuela would also violate the principle of non-refoulement. The US government must immediately return those that were illegally removed to El Salvador so that they can continue their immigration proceedings in the US, halt any subsequent expulsions and comply with the decisions of the US Judiciary.
Take action
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→ Please take action before 1 July 2025.
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