© Amnesty International
© Amnesty International

URGENT ACTION Türkei – Briefaktion Pride-Veranstaltungen müssen erlaubt werden!

UA 059/25 I Mitmachen bis 7. August 2025 I (UA vom: 12.06.2025) I AI-Index: EUR 44/9489/2025
Es drohen erneut Einschränkungen für Pride-Veranstaltungen in der Türkei. Regierungsbezirke im ganzen Land erlassen seit Jahren rechtswidrige Verbote für Pride-Veranstaltungen, und die Polizei wendet häufig unnötige Gewalt an, um friedliche Versammlungen aufzulösen. Das darf sich dieses Jahr nicht wiederholen. Die Behörden dürfen keine rechtswidrigen Einschränkungen verhängen. Anstatt friedliche Versammlungen zu unterdrücken, müssen sie ihrer gesetzlichen Pflicht nachkommen und derartige Veranstaltungen ermöglichen und schützen.

Seit 2015 berufen sich die türkischen Behörden auf das Versammlungs- und Demonstrationsgesetz (Gesetz Nr. 2911) und das Gesetz über Bezirksverwaltung (Gesetz Nr. 5442), um rechtswidrige Verbote von Pride-Veranstaltungen durchzusetzen. Dies verstösst gegen die Rechte auf friedliche Versammlung, freie Meinungsäusserung und Nichtdiskriminierung, die sowohl in der türkischen Verfassung verankert sind als auch im Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte und in europäischen Menschenrechtsstandards verbrieft sind. Dennoch verhängen die Behörden routinemässig Pauschalverbote über Pride-Märsche und damit einhergehende Veranstaltungen wie z. B. Filmvorführungen oder Picknicks. Organisationen, die sich für die Rechte von LGBTI* einsetzen, dokumentierten während des Veranstaltungszeitraums 2022 das Verbot von insgesamt zehn Pride-Veranstaltungen im ganzen Land und mehr als 530 Festnahmen.

Über die vergangenen zehn Jahre hinweg sind Pride-Märsche in mehreren türkischen Provinzen rechtswidrig und systematisch behindert worden. Ordnungskräfte setzen häufig unnötige Gewalt ein, um Versammlungen von Menschen, die sich friedlich für LGBTI*-Rechte einsetzten, aufzulösen. Unzählige wurden willkürlich inhaftiert und zu Unrecht strafrechtlich verfolgt. Zahlreiche Personen wurden auf der Grundlage haltloser Vorwürfe vor Gericht gestellt und einige später freigesprochen.

All jene, die ihr Recht auf Versammlungsfreiheit friedlich ausüben und an Pride-Paraden in der Türkei teilnehmen möchten, müssen in die Lage versetzt werden, dies ohne ungebührliche Behinderung zu tun. Das bedeutet unter anderem, dass die Behörden keine rechtswidrigen Verbote aussprechen und Ordnungskräfte keine rechtswidrige Gewalt anwenden dürfen.

Die Einschränkung von Pride-Veranstaltungen und die Unterdrückung von Menschen, die sich für LGBTI*-Rechte einsetzen, verstösst gegen die völkerrechtlichen Verpflichtungen der Türkei und untergräbt die Grundrechte der Menschen im Land.

Im Jahr 2023 verhängten mindestens sechs türkische Provinzen (Eskişehir, Aydın, Kocaeli, Antalya, Adana, İzmir) und vier Bezirke (Kadıköy, Şişli, Beyoğlu, Datça) Pauschalverbote über Veranstaltungen, die innerhalb des Pride-Monats stattfinden sollten. Mindestens 224 Personen wurden im ganzen Land willkürlich festgenommen, darunter friedliche Demonstrierende, Rechtsbeistände, Journalist*innen, ausländische Staatsangehörige und Menschen, die sich zufällig in der Nähe aufhielten. Viele Inhaftierte wurden eingeschüchtert oder auf der Grundlage haltloser Vorwürfe angeklagt, was ein Klima der Angst und Unterdrückung schaffte.

Auch im Jahr 2024 wurden LGBTI*-Aktivist*innen und ihre Unterstützer*innen öffentlich verunglimpft und ihre Veranstaltungen verboten oder unter Polizeigewalt aufgelöst. Zwar wurden weniger Menschen festgenommen als in den Vorjahren, doch war dies vor allem auf die abschreckende Wirkung früherer Repressalien zurückzuführen, was Organisator*innen und Teilnehmende dazu gezwungen hatte, innovative Wege zu finden, um Verbote zu umgehen und sich zu schützen. Es fanden zwar noch Solidaritätsaktionen statt, doch nur in eingeschränktem Rahmen.

Staaten sind verpflichtet, die Wahrnehmung des Rechts auf friedliche Versammlung zu ermöglichen. Dieses Recht ist sowohl innerstaatlich verbrieft als auch in internationalen Menschenrechtsabkommen festgeschrieben, denen die Türkei angehört. Die türkische Verfassung garantiert das Recht auf friedliche Versammlung ohne Autorisierung durch die Behörden. Die türkischen Behörden müssen von Pauschalverboten absehen, da sie das Recht auf friedliche Versammlung unverhältnismässig stark einschränken und möglicherweise LGBTI* diskriminieren. Wenn Ver-sammlungen aufgelöst werden, muss dies den Grundsätzen der Rechtmässigkeit, Notwendigkeit, Verhältnismässigkeit und Nichtdiskriminierung entsprechen und darf nur als letztes Mittel und zur Wahrung legitimer Ziele eingesetzt werden, die das Recht auf Versammlungsfreiheit übertrumpfen. Ordnungskräfte müssen Gewalt nach Möglichkeit vermeiden, und jegliche Anwendung von Gewalt muss notwendig und verhältnismässig sein.

Werden Sie aktiv:

Setzen Sie sich für die LGBTI*-Rechte ein: Senden Sie einen Appellbrief
– per E-Mail, X/Twitter, Facebook oder Instagram und posten Sie auch in den sozialen Medien an die unter ADRESSEN und SOCIAL MEDIA GUIDE angegebene(n) Zielperson(en) und Kontakte.

Frist zum Mitmachen: 7. August 2025.
Schreiben Sie in Türkisch, Englisch oder in Ihrer eigenen Sprache.

Bitte setzen Sie noch Ihren Namen (oder Initialen) an das Ende der Nachricht. Sie können die Nachricht gerne auch noch anpassen und z.B. den Namen und die Forderungen hervorheben. 

Um zu verhindern, dass die Mails im Spam landen, ist es ratsam, den Betreff zu verändern.

Sehr geehrter Herr Innenminister

Über die vergangenen zehn Jahre hinweg sind Pride-Märsche in mehreren türkischen Provinzen rechtswidrig und systematisch behindert worden. Ordnungskräfte setzen häufig unnötige Gewalt ein, um Versammlungen von Menschen, die sich friedlich für LGBTI*-Rechte einsetzten, aufzulösen. Unzählige wurden willkürlich inhaftiert und zu Unrecht strafrechtlich verfolgt. Zahlreiche Personen wurden auf der Grundlage haltloser Vorwürfe vor Gericht gestellt und einige später freigesprochen.

All jene, die ihr Recht auf Versammlungsfreiheit friedlich ausüben und an Pride-Paraden in der Türkei teilnehmen möchten, müssen in die Lage versetzt werden, dies ohne ungebührliche Behinderung zu tun. Das bedeutet unter anderem, dass die Behörden keine rechtswidrigen Verbote aussprechen und Ordnungskräfte keine rechtswidrige Gewalt anwenden dürfen.

Die Einschränkung von Pride-Veranstaltungen und die Unterdrückung von Menschen, die sich für LGBTI*-Rechte einsetzen, verstösst gegen die völkerrechtlichen Verpflichtungen der Türkei und untergräbt die Grundrechte der Menschen im Land.

Sorgen Sie bitte dafür, dass die Türkei ihrer Pflicht nachkommt, die Rechte auf friedliche Versammlung, freie Meinungsäusserung und Nichtdiskriminierung entsprechend internationaler Menschenrechtsnormen und -standards zu schützen. Dies bedeutet, dass Pride-Veranstaltungen in Istanbul und anderswo weder verboten noch über Gebühr eingeschränkt werden dürfen.

Hochachtungsvoll,
 

Dear Minister,

I’m writing to urgently call on you to ensure that all those who wish to peacefully exercise their right to freedom of assembly to celebrate Pride marches across Türkiye are allowed to do so without undue hindrance, including unlawful bans by the authorities and unlawful use of force by law enforcement officials.

Over the past ten years, since 2015, LGBTI* Pride marches across several provinces in Türkiye have been unlawfully and systematically hindered in violation of the rights to freedom of peaceful assembly and expression, and to non-discrimination. Law enforcement officials have used unnecessary force to disperse LGBTI* rights activists and supporters exercising their rights. Scores have been arbitrarily detained, many hauled before the court on baseless charges and some later acquitted, in prosecutions that should never have been initiated.

I urge you to ensure that Türkiye fulfils its positive duty to enable and protect the exercise of the right to peaceful assembly and expression and to non-discrimination, as enshrined in international human rights law and standards by allowing Pride marches in Istanbul and elsewhere to proceed without undue restrictions.

Yours sincerely,
  

Twitter: @AliYerlikaya
Instagram: @aliyerlikaya
Facebook: https://www.facebook.com/yerlikayaali34/

 

Dear @aliyerlikaya, as LGBTI+ Pride events and marches are taking place across Türkiye, please ensure that all provincial governorates fulfil their positive duty to facilitate peaceful assembly of everyone who wishes to celebrate it. [LINK to UA]

@AliYerlikaya, Stop the bans. Let Pride happen. Guarantee peaceful assembly rights for all in Türkiye. [Insert UA link]
 

Mr. Ali Yerlikaya
Minister of Interior
T.C. İçişleri Bakanlığı
Bakanlıklar/ANKARA
Türkiye
E-mail: [email protected] ou [email protected]


KOPIEN AN

Botschaft der Republik Türkei
Lombachweg 33
Postfach 34
3000 Bern 15
Fax: 031 352 88 19
E-Mail: [email protected]



Weltweite Briefzustellung: Der Versand von Briefen ist in fast alle Länder möglich. Trotzdem kann der Zustellservice aus unterschiedlichen Gründen zeitweise eingestellt werden. Wir aktualisieren die Infos soweit möglich.
Bitte prüfen Sie vorher bei der Schweizer Post, ob Briefe im Zielland aktuell zugestellt werden:
Verkehrseinschränkungen ›


• AkTuelle Dokumente

DRUCKFERTIGE MODELLBRIEFE:
•  MODELLBRIEF DEUTSCH 059/25 (WORD)
•  MODEL LETTER ENGLISH 059/25 (WORD) 

DIESE URGENT ACTION – KOMPLETT ALS WORD-DATEI:
(Seite 1 Hintergrundinformationen, Seite 2 Modellbrief)
•  UA 059/25 – DEUTSCH
•  UA 059/25 – ENGLISH
 

Versandmöglichkeiten und Zielperson(en) siehe: ADRESSEN und SOCIAL MEDIA GUIDE
Verwenden Sie unsere Briefvorschläge oder schreiben Sie in Ihren Worten.
Portokosten für Briefversand: Europa = CHF 1.90 / alle übrigen Länder = CHF 2.50
Weitere Informationen zum Mitmachen bei den Urgent Actions finden Sie hier
 


English version (click on title to open):

Pride marches across Türkiye are once again under threat. For years, governorates have issued unlawful bans on Pride events, and police have used unnecessary force to disperse peaceful participants. Since 2015, authorities have routinely used the Law on Meetings and Demonstrations (Law No. 2911) and powers under the law on Provincial Administration (Law No. 5442) to justify these bans, which goes against Türkiye’s human rights obligations. This year must be different. Authorities must immediately stop imposing unlawful restrictions on Pride events and they must fulfil their legal duty to enable and protect peaceful assemblies, not suppress them.

Authorities in Türkiye have unlawfully and systematically hindered Pride marches since 2015, violating the rights to freedom of peaceful assembly, expression, and non-discrimination, protected under both the Turkish Constitution and international law, including the ICCPR and European human rights standards. Authorities have imposed blanket bans on Pride marches and related LGBTI* events, including film screenings and picnics. In 2022, LGBTI* rights organizations documented at least 10 Pride events banned across the country, with over 530 people detained during the Pride season.

During the 2023 Pride season, at least six provinces (Eskişehir, Aydın, Kocaeli, Antalya, Adana, İzmir) and four districts (Kadıköy, Şişli, Beyoğlu, Datça) announced blanket bans on Pride month events lasting from a day to a month. At least 224 people were arbitrarily detained across the country, including peaceful protesters, lawyers, journalists, foreign nationals, and bystanders. Many detainees faced base-less prosecutions or intimidation, contributing to a climate of fear and suppression.

The 2024 Pride season also saw continued bans, police violence, and public vilification of LGBTI* rights activists and their allies, demonstrating a persistent pattern of repression. Although fewer people were detained than in previous years, this was largely due to the chilling effect of prior crackdowns, forcing organisers and participants to find innovative ways to circumvent bans and protect themselves. Solidarity actions remained notable but limited.

States have a positive obligation to facilitate peaceful assembly, enshrined in both domestic law and international human rights treaties Türkiye is party to. The Turkish Constitution guarantees the right to freedom of peaceful assembly without government authorization. Turkish authorities must refrain from imposing blanket bans as they are a disproportionate restriction on the right to peaceful assembly and may have a discriminatory impact on LGBTI* people. Any dispersal of assemblies must comply with the principles of legality, necessity, proportionality and non-discrimination, only used as a last resort to protect legitimate aims that outweigh this right. Law enforcement officials must avoid force wherever possible, and any use of force must be necessary and proportionate.

The continued suppression of Pride events and LGBTI* rights defenders violates Türkiye’s legal obligations and undermines the fundamental rights of its citizens.

 

Take action

Write an appeal in your own words or use the model letter below. You find a ready-to-print model letter under
DOCUMENTS ACTUELS

Addresses see above in ADRESSES

Please also take action on Social Media. See above in
Guide Réseaux sociaux (Social Media)

Please take action before 7 August 2025.
Preferred language: Turkish, English. You can also write in your own language.