Weltweit sind mehr als 65,6 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung (UNHCR Global Trends Report 2016) – so viele wie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr. Die Millionen Flüchtlinge, die Hunger, Naturkatastrophen und wirtschaftlichem Elend entkommen wollen, sind dabei noch gar nicht mitgezählt.
Flüchtlinge weltweit...
Die Mehrheit der 65,6 Millionen Flüchtlinge (40,3 Millionen) wurde in anderen Regionen ihres Heimatlandes aufgenommen (Intern Vertriebene). Von den 22,5 Millionen Menschen, die ihr Heimatland verlassen mussten, fand die Mehrheit Zuflucht in einem Nachbarland. In absoluten Zahlen hat die Türkei (im dritten Jahr hintereinander) mit rund 2,9 Millionen Menschen (Stand Ende 2016) am meisten Flüchtlinge aufgenommen. Der Libanon hat am meisten Flüchtlinge im Verhältnis zu seiner Bevölkerung aufgenommen: Jede fünfte Person im Zedernstaat ist ein Flüchtling.
Gemäss dem Staatssekretariat für Migration (SEM) wurden 2016 in Europa 1,3 Millionen Asylgesuche gestellt, 2% davon in der Schweiz. Zum Vergleich: Es waren etwa gleich viel wie im Jahr 2015 (1,3–1,4 Millionen Gesuche), 2,9% davon in der Schweiz.
...und in der Schweiz
Im Jahr 2016 wurden in der Schweiz insgesamt 27'207 Asylgesuche eingereicht. Das sind 12'316 oder rund 31% (31,2%) weniger als im Vorjahr. Die Zahl der 2016 gestellten Asylgesuche lässt jedoch keinen direkten Rückschluss auf die Asylmigration in Richtung Europa im abgelaufenen Jahr zu. Der Umfang der Asylmigration in Richtung Europa war im Jahr 2015 grösser als zuvor. Deshalb konnten nicht überall alle Asylgesuche zeitnah zur Ankunft der Gesuchstellenden erfasst werden. Der Rückgang der Asylgesuche in der Schweiz ist vor allem auf die Schliessung der Balkanroute zurückzuführen.
Insgesamt gab es im Jahr 2016 in der gesamten Schweiz 31'299 Asylentscheide:
- 9'345 (29.9%) Personen haben einen Nichteintretensentscheid (NEE) erhalten,
vor allem sogenannte Dublin-Fälle: 8'874 (28.4%); - 5'985 (19.1%) der Asylsuchenden haben Asyl erhalten;
- 6'850 (21.8%) Asylsuchende wurden vorläufig aufgenommen;
- 4'181 (13.4%) Personen wurde das Asyl verweigert und die Wegweisung angeordnet;
- 4'938 (15.8%) der Gesuche wurden eingestellt.
Wenn wir uns jedoch auf die Verfahren beschränken, die effektiv in der Schweiz durchgeführt wurden, sind sowohl die Anerkennungs- wie auch die Schutzquote höher.
Rückläufiger Trend
Im ersten Halbjahr 2017 wurden in der Schweiz insgesamt 9'123 Asylgesuche gestellt. Das sind 5'154 weniger als in der ersten Jahreshälfte des Vorjahres. Dieser Rückgang ist auf die Inattraktivität der Schweiz als Zielland zurückzuführen. Diese Inattraktivität ist ihrerseits auf die restriktive Asylpolitik des SEM zurückzuführen: äusserst rigorose Anwendung des Dublin-Abkommens, vergleichsweise tiefe Anerkennungsquote für syrische Staatsangehörige als Flüchtlinge, grosser Druck auf die eritreischen Asylsuchenden, schnelle Asylverfahren für Personen aus dem Balkan, Georgien und zahlreichen afrikanischen Ländern wie Guinea, Nigeria, Mali, usw.
Insgesamt gab es im ersten Halbjahr 2017 in der gesamten Schweiz 14'113 Asylentscheide:
- 3269 (23.2%) Personen haben einen Nichteintretensentscheid (NEE) erhalten,
vor allem sogenannte Dublin-Fälle: 3'129 (22.2%); - 3267 (23.1%) der Asylsuchenden haben Asyl erhalten;
- 4004 (28.3%) Personen wurden vorläufig aufgenommen;
- 2010 (14.3%) Gesuchstellenden wurde das Asyl verweigert und die Wegweisung angeordnet;
- 1563 (11.1%) der Gesuche wurden eingestellt.
Auch hier sind die Anerkennungs- wie auch die Schutzquote höher, wenn lediglich die Verfahren gezählt werden, die effektiv in der Schweiz durchgeführt wurden.
Die zehn wichtigsten Herkunftsländer der Asylsuchenden im ersten Halbjahr 2017
Nation | Asylgesuche 2017 |
In Prozent vom Total |
Vergleich zum Vorjahr absolut |
Vergleich zum Vorjahr in % |
|
1 | 1‘741 | 19.1 | 100 | 6.1 | |
2 | Syrien | 1‘020 | 11.2 | -218 | -17.6 |
3 | Afghanistan | 625 | 6.9 | -1'789 | -74.1 |
4 | Guinea | 541 | 5.9 | 251 | 86.6 |
5 | Sri Lanka | 414 | 4.5 | -402 | -49.3 |
6 | Somalia | 395 | 4.3 | -579 | -59.4 |
7 | Irak | 374 | 4.1 | -534 | -58.8 |
8 | Türkei | 359 | 3.9 | 127 | 54.7 |
9 | Nigeria | 354 | 3.9 | -300 | -45.9 |
10 | Georgien | 245 | 2.7 | 13 | 5.6 |
Übrige | 3055 | 33.5 | -1'823 | -37.4 | |
Total | 9123 | 100 | -5'154 | -36.1 |
Quelle: Staatssekretariat für Migration, SEM
Stand Dezember 2016 bzw. Juni 2017