Zahlreiche Flüchtlinge kommen zurzeit über die Westbalkan-Route (von Griechenland über Mazedonien und Serbien nach Ungarn) in die EU, weil die Reise von Libyen über das zentrale Mittelmeer nach Italien lebensgefährlich ist. Doch auch auf dieser Route sind sie nicht sicher vor Gewalt. «Flüchtlinge, die vor Krieg und Verfolgung in die EU fliehen wollen, sitzen in Mazedonien und Serbien in der Falle: Sie werden häufig misshandelt, haben keine Chance auf Asyl und werden daran gehindert, in die EU weiterzureisen», sagt Cyrielle Huguenot, Kampagnenleiterin Migration in der Schweizer Sektion von Amnesty International.
Die Flüchtlinge leben in ständiger Gefahr, an einer der Grenzen zwischen Griechenland, Mazedonien und Serbien in das vorherige Land zurückgeschickt (push-backs) oder willkürlich inhaftiert zu werden, wobei sie oft schwer misshandelt werden. Wenn die Flüchtlinge es schaffen, nach Ungarn zu kommen, droht ihnen weitere Gewalt und Abschiebung.
«Die EU muss endlich sichere Fluchtrouten für Flüchtlinge schaffen und ihnen einen effektiven Zugang zum EU-Asylsystem ermöglichen. Die europäischen Politikerinnen tragen sonst eine Mitverantwortung für die vielen Kettenabschiebungen auf dem Westbalkan und die schweren Menschenrechtsverletzungen in Serbien und Mazedonien», so Cyrielle Huguenot.
Unterdessen plant Ungarn die Errichtung eines vier Meter hohen Zauns an der Grenze zu Serbien und will das Nachbarland als «sicheren Transitstaat» einstufen. Das würde Rückschaffungen nach Serbien weiter erleichtern. «Wenn Ungarn sich weiter abschottet und Flüchtlinge noch schneller ausschaffen will, werden die Menschen weiter misshandelt und von Land zu Land verschoben – ohne Chance auf ein faires Asylverfahren. Das können wir nicht hinnehmen», sagt Cyrielle Huguenot.