Anfang Februar waren es schon Hunderte von Menschen, die vor der italienischen Küste in Seenot geraten und vermutlich ertrunken oder erfroren waren. Am 19. April ereignete sich dann die bisher schlimmste Katastrophe mit vermutlich mehr als 900 Toten. Damit ist die schlimmste Konsequenz eingetreten, die für die Beendigung der Operation «Mare Nostrum» prophezeit worden war.
«Die humanitäre Krise, auf die Italien mit der Operation Mare Nostrum antwortete, ist nicht vorbei», mahnt John Dalhuisen, Direktor für Europa und Zentralasien bei Amnesty International: «Die Menschen fliehen weiterhin vor Krieg und Verfolgung. Die europäischen Länder dürfen nicht länger den Kopf in den Sand stecken und zuschauen, wie Hunderte Menschen im Meer sterben.»
Die Konsequenzen nach dem Ende von Mare Nostrum waren voraussehbar, kritisiert Amnesty International. Die als Ersatz von Mare Nostrum deklarierte Operation Triton ist nicht auf Suche und Rettung ausgerichtet. Triton ist nicht routinemässig auf internationalen Gewässern unterwegs und hat deutlich geringere Ausmasse.
«Es ist eine simple Gleichung», sagt John Dalhuisen: «Wenn immer mehr Leute die gefährliche Mittelmeerroute wählen und gleichzeitig immer weniger Ressourcen für die Such- und Rettungsaktionen aufgewendet werden, dann wird es immer mehr Tote geben.»
Gemäss dem Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR kamen im Januar 2015 rund 60% mehr Migrantinnen und Migranten nach Europa als im selben Monat des Vorjahres, als es Mare Nostrum noch gab. Das spricht der These Hohn, wonach diese Such- und Rettungsoperation Menschen auf der Flucht zusätzlich ermutigte, den Weg über das Meer zu wählen.
Amnesty International fordert von den europäischen Staaten und der Schweiz seit langem, sich an wirkungsvollen Massnahmen für die Rettung von Menschen, die auf dem Mittelmeer in Seenot geraten, zu beteiligen. Auch müssen endlich sichere und legale Zugangswege nach Europa geschaffen werden, damit Flüchtlinge und Migrantinnen nicht gezwungen sind, auf gefährlichen Routen zu reisen.
Medienmitteilung veröffentlicht: Bern, 11.02.2015 - aktualisiert 20.4.2015
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