Vergewaltigung als Kriegswaffe
In Konfliktsituationen wird Gewalt gegen Frauen oftmals als Kriegswaffe eingesetzt, um Frauen oder ihre männlichen Familienmitglieder zu erniedrigen und die Gemeinschaft, der sie angehören, zu terrorisieren. In Städten und Dörfern werden mitunter Männer gezielt zwangsrekrutiert und genötigt, Gewalttaten gegen Frauen zu begehen. Solche Verbrechen führen zu schwerwiegenden Traumata – sowohl bei den Überlebenden dieser Gewalt als auch bei den zur Tat gezwungenen Tätern.
Durch bewaffnete Gruppen verübte Gewalt entzieht sich oft jeder Art von Justiz, da die Täter in der Regel mit der offiziellen Staatsmacht im Konflikt stehen oder in Situationen handeln, in denen eine solche Staatsmacht geschwächt oder nicht existent ist.
Gewalt gegen Frauen nach dem Krieg
In Nachkriegszeiten hält das Klima von Gewalt oft noch lange an. In den USA wurde festgestellt, dass ein hoher Anteil von häuslicher Gewalt und Morddelikten von Soldaten verübt werden, die von Kriegseinsätzen zurückkehren. Aus einer Studie der US-Armee geht hervor, dass in Armeefamilien Akte «schwerer Aggressionen» gegenüber Ehefrauen drei Mal häufiger vorkommen als in anderen Familien.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt in vielen Ländern, die von gewalttätigen Konflikten heimgesucht worden sind, die «gestiegene gesellschaftliche Akzeptanz von Gewalt und die weite Verbreitung von Waffen» zu einem hohen Ausmass an zwischenmenschlicher Gewalt, die über den eigentlichen Konflikt hinaus bestehen bleibt.
Ein Randthema auch in Friedensprozessen
Im Rahmen von Friedensprozessen wird Gewalt gegen Frauen häufig nur als Randthema behandelt. Geschlechtsspezifische Gewalt wird nicht aufgearbeitet, die Täter*innen werden nicht zur Rechenschaft gezogen, bleiben straflos oder werden sogar offiziell entlastet. Selten werden Frauen aktiv am Friedensprozess beteiligt. In Friedensabkommen wird die Frage der geschlechtsspezifischen Verfolgung und Gewalt meist ausgeklammert und bei der Umsetzung der Abkommen weitgehend ignoriert.
Im Jahr 2002 wurde in Sierra Leone festgestellt, dass bei der Entwaffnung, Demobilisierung und Reintegration ehemaliger Kombattant*innen die Erfahrungen der vielen Frauen und Mädchen, die von Rebellensoldaten entführt und in eine Sexualbeziehung gezwungen worden waren, keine Berücksichtigung gefunden haben. Allem Anschein nach wurden sie meist weder gesondert von ihren «Ehemännern» befragt, noch bot man denjenigen Frauen, die sich aus ihrer Zwangsbeziehung lösen wollten, eine realistische Chance hierzu. Die betroffenen Frauen, welche in Erwartung waren oder bereits Kleinkinder zur Welt gebracht hatten, hätten dringend Unterstützung benötigt, um zu ihren Familien zurück zu kehren oder sich gemeinsam mit ihren Kindern ein neues Leben aufzubauen.
Frauen als Kombattantinnen
Vielerorts sind Frauen in bewaffneten Konflikten nicht nur Opfer, sondern werden auch als Täterinnen in Völkermorde verwickelt. Meist sind es Konflikte, Vertreibung, Armut und Marginalisierung, welche Frauen dazu veranlassen, sich als Kombattantinnen rekrutieren zu lassen. Sie werden von bewaffneten Gruppen verschleppt und zum Dienst gezwungen; einige stellen sich freiwillig.
Für Mädchen in einer männlich orientierten Kultur geht von Uniformen, Waffen und der damit verbundenen Macht eine gewisse Anziehungskraft aus. Oftmals schliessen sich Mädchen einer bewaffneten Gruppe an, weil sie glauben, sie würden wie Gleiche unter Gleichen behandelt und dieselben Rechte erhalten wie Männer, wenn sie erst einmal Teil der Gruppe sind.
Die Hoffnung auf mehr Freiheit, Respekt und Selbstbestimmung erweist sich oft als nichtig; denn die jungen Frauen und Mädchen, welche sich bewaffneten Gruppen anschliessen, finden sich nicht selten als Opfer sexueller Ausbeutung wieder.