© Brigitte Lampert/ Katharina Hofer/ Anne Gabriel-Jürgens
© Brigitte Lampert/ Katharina Hofer/ Anne Gabriel-Jürgens

Amnesty-Ausstellung Wie können wir gegen sexualisierte Gewalt vorgehen?

Von Julie Bernet. Ausstellung «Uns reichts!», März 2022.
Eine Gesellschaft, in der sexuelle Selbstbestimmung verwirklicht werden kann und in der sexualisierte Gewalt nicht mehr toleriert wird: Das erreichen wir mit unserem Engagement!

Folgende Handlungsmöglichkeiten zeigen auf, wie wir alle für Gerechtigkeit einstehen und von sexualisierter Gewalt Betroffene unterstützen können:

  • Glaube Betroffenen. Sich ständig rechtfertigen und erklären zu müssen, führt dazu, dass sich von sexualisierter Gewalt Betroffene die Tat nicht eingestehen, die Schuld bei sich suchen. Vertrauen schenken und der betroffenen Person klarmachen, dass diese Tat schlimm war, erachtet Cindy als wichtig, «Es ist nicht deine Schuld, egal was du anhattest, egal was du getrunken hast, egal, ob du geflirtet hast. Egal, ob es dein Ehemann ist, ein Unbekannter, dein Partner, dein Vater, dein Onkel, deine Tante: es ist nicht ok.»
  • Stehe zur Seite. Eine Betroffene formuliert die Form von Unterstützung, welche sie sich gewünscht hätte, folgendermassen: «Du bist nicht allein, du kannst jederzeit auf mich zukommen und mich fragen, was ich jetzt als nächsten Schritt machen würde, aber schluck es nicht runter.» Dabei ist es wichtig keinen Druck auszuüben, eine Anzeige zu erstatten oder über die Tat zu sprechen, sondern ohne Anforderungen für die betroffene Person da zu sein. Von sexualisierter Gewalt Betroffene müssen ihre Selbstbestimmung zurückerobern und deshalb ihre eigenen Entscheidungen treffen.
  • Gehe auf die Bedürfnisse ein. Cindy gibt den Rat, «Es ist wichtig, dass man sich bei den Betroffenen bedankt für das Vertrauen, ihnen glaubt, ihnen keine Vorwürfe macht und Unterstützung anbietet, wo man kann.» Die die Vielfalt der Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt ist sehr gross und es gibt keine Lösung für alle. «Was ich erlebt habe und wie ich meinen Weg gegangen bin, muss nicht der richtige Weg für eine andere Person sein. Deshalb würde ich mir nie anmassen, Ratschläge zu geben - aber ich versuche, Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen», sagt Stephanie. Jorinde hätte sich gewünscht, dass offene Fragen gestellt werden: «Wie geht es dir gerade, was brauchst du?»
  • Sehe hin und nicht weg. Mythen und Stereotypen, die in der Gesellschaft herrschen, müssen hinterfragt und aufgeklärt werden. Durch die aktive Thematisierung von sexualisierter Gewalt in unserer Gesellschaft kann der Umgang mit von sexualisierter Gewalt Betroffenen in der Gesellschaft enttabuisiert werden. Betroffenen werden in ihrem Engagement für Gerechtigkeit unterstützt. Die eigenen Grenzen erkennen und hinterfragen und das Konsens-Prinzip umsetzen: So anerkennt man bei sexuellen Handlungen die Grenzen anderer.
  • Werde aktiv. Setze dich für ein konsensbasiertes Sexualstrafrecht ein und bleibe informiert. Fehlende Zustimmung muss im Mittelpunkt jeder rechtlichen Definition von Vergewaltigung und anderen Formen von sexualisierter Gewalt stehen. Wir fordern eine Gesellschaft, in der keine Art von sexualisierter Gewalt geduldet wird und in der wir uns aktiv dagegen einsetzen. Sex ohne Zustimmung ist Vergewaltigung. Das muss in die Köpfe und ins Gesetz!

Engagieren wir uns gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt!