© Hospital Clinic Barcelona
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Gesundheit und Menschenrechte Mehr als 7000 Covid-19 Tote unter Gesundheitspersonal weltweit

Medienmitteilung 3. September 2020, London/Bern – Medienkontakt
Eine neue Recherche von Amnesty International kommt zum Schluss, dass weltweit mindestens 7000 Angestellte im Gesundheitssektor nach einer Ansteckung mit Covid-19 gestorben sind. Die höchste Zahl kommt aus Mexiko, hier sind 1320 Todesfälle bestätigt.

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Zur interaktiven Karte der weltweit gezählten an Covid-19-Verstorbenen aus dem Gesundheitsbereich

Amnesty International hat auch aus den USA eine hohe Anzahl an Todesfällen registriert, hier sind es 1077 Verstorbene. In Brasilien, das seit Beginn der Pandemie eine hohe Infektions- und Sterberate ausweist, sind es mittlerweile 634 Fälle; wenig mehr verzeichnet Grossbritannien mit 649 Verstorbenen. Ebenfalls alarmierende Zahlen sind in Südafrika (240) und Indien (573) zu verzeichnen, wo die Infektionszahlen erst in den vergangenen Monaten stark anstiegen.

«Mehr als 7000 Menschen sind in dieser Krise bereits gestorben, während sie versucht haben, andere zu retten. Jede im Gesundheitswesen arbeitende Person hat ein Recht auf Arbeitssicherheit. Es ist ein Skandal, dass so viele dies mit dem Leben bezahlen», sagte Steve Cockburn, Leiter des Bereichs wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit bei Amnesty International.

«Die Pandemie dauert nun schon viele Monate, und immer noch sterben unglaublich viele Gesundheitsangestellte in Ländern wie Mexiko, Brasilien und den USA. Die schnelle Verbreitung des Virus in Südafrika und Indien zeigt, dass alle Länder umgehend Massnahmen ergreifen müssen.»

«Es muss eine globale Zusammenarbeit geben, um sicherzustellen, dass das gesamte medizinische Personal eine angemessene Schutzausrüstung erhält. Nur so können sie ihre lebenswichtige Arbeit weiterhin ausführen, ohne ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen.»

Für den Bericht vom 13. Juli hatte Amnesty International noch über 3000 bestätigten Fällen von an Covid-19 gestorbenen Gesundheitsangestellten errechnet. Die jüngsten Zahlen sind auf die steigenden Infektionszahlen in mehreren Ländern und die Verfügbarkeit neuer Datenquellen zurückzuführen. Die Länder mit der höchsten geschätzten Zahl von Gesundheitsangestellten, die nach einer Infektion mit Covid-19 verstorben sind, sind Mexiko (1320), die USA (1077), Grossbritannien (649), Brasilien (634), Russland (631), Indien (573), Südafrika (240), Italien (188), Peru (183), Iran (164) und Ägypten (159).

Die Zahlen der einzelnen Länder sind nicht in jedem Fall miteinander vergleichbar, da die Staaten verschiedene Methoden einsetzen, um die Daten zu sammeln, und weil die Definition des Gesundheitspersonals unterschiedlich ist. Die bekannten Zahlen sind wahrscheinlich viel zu tief, da in vielen Länder keine umfassenden Daten erfasst werden.

Streik in Südafrika

Gegen mangelnde oder gar fehlende Schutzmassnahmen für das Gesundheitspersonal wehren sich die Betroffenen weltweit. So wird für den 3. September in Südafrika ein Streik der Gewerkschaft National Education, Health and Allied Workers’ Union (Nehawu) vor dem Parlament erwartet und am 10. September ist ein landesweiter Streik geplant, sollten die Forderungen nicht erfüllt werden.

Die Regierung ist auf die Forderungen des Gesundheitspersonals bislang nicht eingegangen; zu diesen gehören etwa eine angemessene Versorgung mit persönlicher Schutzausrüstung, die aktive Beteiligung der Mitarbeitenden an den Gesundheits- und Sicherheitsausschüssen am Arbeitsplatz, psychosoziale Unterstützung, sicherer Transport zum Arbeitsplatz und Gefahrenzulagen für systemrelevante Beschäftigte.

Bis Anfang August waren für Südafrika mindestens 240 Fälle von Beschäftigten aus dem Gesundheitssektor bekannt, die nach einer Infektion mit Covid-19 gestorben sind. Seit Juli steigt in diesem Land die Zahl der Todesfälle rasant, inzwischen gibt es mehr als eine halbe Million bestätigte Infektionsfälle.

Anstieg in Indien

Auch in Indien sind in den vergangenen Monaten die Covid-19-Fälle rasch angestiegen. Im ganzen Land gibt es nun 3'690'000 bestätigte Infektionen und mehr als 65'000 Tote. Beim medizinischen Personal sind es nach den vom Gesundheitsministerium veröffentlichten Zahlen von vergangener Woche mehr als 87‘000 Infizierte und 573 Todesfälle. Mehr als die Hälfte dieser Todesfälle (292) wurden aus dem Bundesstaat Maharashtra gemeldet.

Auch das Gesundheitspersonal in Indien hat Sicherheitsbedenken geäussert. Im August traten Hunderttausende Gesundheitsangestellte der Gemeinden (ASHA Arbeiterinnen und Arbeiter) in den Streik, um eine angemessene persönliche Schutzausrüstung, bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen zu fordern.

1320 Tote in Mexiko

Die Anzahl der Covid-19-Infektionen hat kürzlich in Lateinamerika die 7-Millionen-Marke überschritten; gemäss den von Amnesty International erhobenen Zahlen sind besonders viele Gesundheitsangestellte in Mexiko (1320), Brasilien (634) und Peru (183) verstorben.

Am 25. August bestätigte das mexikanische Gesundheitsministerium 97'632 mit Covid-19 infizierte Beschäftigte im Gesundheitswesen. Es wird berichtet, dass die Reinigungskräfte der Spitäler in Mexiko besonders gefährdet sind, sich zu infizieren. Viele Reinigungskräfte im mexikanischen Gesundheitssektor sind ausgesourct, d.h. sie sind über Drittfirmen angestellt und werden schlechter geschützt als regulär Angestellte.

Amnesty International möchte die Tatsache hervorheben, dass die mexikanische Regierung ein detailliertes Register der Todesfälle beim Gesundheitspersonal führt, mit Daten, die nach Alter, Geschlecht und Beruf aufgeschlüsselt sind. Diese Transparenz ist sehr wichtig, alle Länder sollten solche konkreten Angaben zur Verfügung stellen. Zu einem Teil könnte dies auch die im Vergleich zu anderen Ländern hohen Zahlen aus Mexiko erklären.

Mangel an persönlicher Schutzausrüstung in Brasilien

In Brasilien sind mehr als 634 Beschäftigte im Gesundheitssektor an Covid-19 gestorben. Laut der Associação Brasileira de Saúde Coletiva (ABRASCO), einer Vereinigung von medizinischem Personal, klagen die Beschäftigten im Gesundheitswesen über unzureichende persönliche Schutzausrüstung, einen Mangel an eindeutigen Verhaltensregeln beim Umgang mit Infektionen, fehlende psychologische Unterstützung, minimalen sozialen Schutz für Familienmitglieder und prekäre Arbeitsverträge für diejenigen, die im Zuge der Notfallmassnahmen eingestellt werden.

Hohles Lob

«Wir fordern alle Regierungen auf, dringend Massnahmen zu ergreifen, um das Leben des medizinisches Personals zu schützen. Ebenso müssen sie den Beschäftigten im Gesundheitswesen mehr Schutzausrüstung zur Verfügung stellen, sie müssen dem Gesundheitspersonal zuhören, das über die Mängel bei ihren Arbeitsbedingungen spricht und sie müssen dessen Recht wahren, sich zu organisieren», fordert Steve Cockburn.

«Seit Beginn der Pandemie bezeichnen die Regierungen die Beschäftigten im Gesundheitswesen als Heldinnen und Helden, doch dies klingt hohl, wenn so viele von ihnen aufgrund von mangelnden Schutzvorkehrungen sterben.»

 

Methodik

Amnesty International überprüft regelmässig Daten zu Todesfällen unter dem Gesundheitspersonal aus verschiedensten Quellen und gleicht sie miteinander ab. Zu den Quellen gehören Todesanzeigen und Nachrufe, Regierungszahlen, von den nationalen medizinischen Vereinigungen zusammengestellte Daten sowie Listen, die in Medien weltweit veröffentlicht werden. Alle Quellen und erklärende Informationen sind auf einer interaktiven Karte online verfügbar.