International "Fridays for Future" Demonstration in Aachen © Anne Barth / Greenpeace
International "Fridays for Future" Demonstration in Aachen © Anne Barth / Greenpeace

Klima Fragen und Antworten zu Klimagerechtigkeit und Menschenrechte

17. September 2019
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Engagement von Amnesty International gegen die Erwärmung.
  1. Was ist der Klimawandel?
  2. Warum setzt sich Amnesty International gegen die globale Erwärmung ein?
  3. Was sind die Folgen der globalen Erwärmung für die Menschenrechte?
  4. Wer ist für die Bekämpfung des Klimawandels verantwortlich?
  5. Was macht Amnesty gegen den Klimawandel?
  6. Was sind die Forderungen von Amnesty International?
 Was ist der Klimawandel?

Der Klimawandel bezeichnet die Veränderung des Klimas auf der Erde, also die Schwankungen der Klimadaten, im Verlauf der Zeit. Ob Eiszeit oder globale Erwärmung, diese Veränderungen haben dauerhafte Auswirkungen auf das Leben auf der Erde. Aktuell hat der Klimawandel den Anstieg der Erdtemperatur zur Folge. Diese globale Erwärmung könnte gemäss Expertinnen und Experten des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) bis Ende des 21. Jahrhunderts 1 bis 5 Grad Celsius erreichen. Sie ist eine direkte Folge menschlichen Handelns und wird schwerwiegende Folgen für Mensch, Biodiversität und Umwelt haben.

Warum setzt sich Amnesty International gegen die globale Erwärmung ein?

Millionen von Menschen leiden bereits jetzt unter den Folgen extremer Katastrophen, die durch den Klimawandel verschärft wurden: von anhaltender Dürre in Subsahara-Afrika bis hin zu tropischen Stürmen über Südostasien, der Karibik und dem Pazifik. Da der Klimawandel nicht nur für die Natur, sondern auch für die Menschheit verheerende Folgen hat, ist er eines der drängendsten Menschenrechtsthemen unserer Zeit. Der Klimawandel wird die bestehenden Ungleichheiten vergrössern und verschärfen, viele Menschenrechte sind durch die globale Erwärmung direkt bedroht: das Recht auf Leben, Wasser, Nahrung, Zugang zu Sanitätseinrichtungen und auf eine angemessene Unterkunft. Die Situation ist alarmierend, und die verfügbare Zeit, um die Auswirkungen der globalen Erwärmung zu begrenzen, ist extrem knapp. Da die Folgen mit der Zeit immer schwerwiegender und extremer werden, sind die heutigen und zukünftigen Generationen unmittelbar gefährdet. Mit sofort einsetzenden mutigen Massnahmen können jedoch die schlimmsten Auswirkungen noch vermieden werden. Beim Engagement für den Klimaschutz geht es deshalb ums Überleben.

Darüber hinaus werden in verschiedenen Weltregionen UmweltaktivistInnen bedroht, manche sogar ermordet. 2017 wurden laut der NGO Global Witness 207 UmweltaktivistInnen getötet, weil sie ihr Land und dessen natürlichen Ressourcen verteidigten. Das sind fast vier Menschen pro Woche! Der Schutz und die Verteidigung von AktivistInnen, die sich gegen die Ursachen des Klimawandels wehren, steht deshalb im Mittelpunkt unseres Engagements für den Klimaschutz.

Was sind die Folgen der globalen Erwärmung für die Menschenrechte?

Folgende Menschenrechte sind durch die globale Erwärmung direkt bedroht:

Recht auf Leben – Extreme Wetterereignisse wie Stürme, Überschwemmungen und Waldbrände sind lebensgefährlich – das ist klar. Andere lebensbedrohende Folgen des Klimawandels sind weniger offensichtlich. Gemäss Prognosen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden zwischen 2030 und 2050 voraussichtlich 250’000 Menschen pro Jahr als Folge des Klimawandels an Malaria, Unterernährung, Durchfall und Hitzestress sterben.

Recht auf Gesundheit – Die schwerwiegendsten gesundheitlichen Folgen des Klimawandels werden gemäss IPCC das erhöhte Verletzungs-, Unterernährungs-, Krankheits- und Todesrisiko sein. Sie werden verursacht durch Hitzewellen, Waldbrände, rückgehende Nahrungsmittelproduktion und Probleme bei der Wasserversorgung.

Recht auf eine angemessene Unterkunft – Der Klimawandel bedroht das Recht auf eine angemessene Unterkunft durch extreme Wetterereignisse wie Überschwemmungen, Waldbrände, Dürre, Erosion und den Anstieg des Meeresspiegels.

Recht auf Wasser und Zugang zu Sanitätseinrichtungen – Das Schmelzen von Schnee und Eis, weniger Niederschläge und das Ansteigen der Temperaturen sowie des Meeresspiegels zeigen, dass der Klimawandel die Wasserressourcen sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht beeinflusst. Schon heute haben mehr als eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, der Klimawandel wird die Situation noch verschärfen. Extreme Wetterereignisse wie Orkane und Überschwemmungen beeinträchtigen die Wasserinfrastruktur und sanitäre Einrichtungen, lassen verunreinigtes Wasser zurück und begünstigen so die Verbreitung von Krankheiten, die über Wasser übertragen werden. Kläranlagen, insbesondere in städtischen Gebieten, werden ebenfalls betroffen sein.

Wer ist für die Bekämpfung des Klimawandels verantwortlich?

Die Staaten

Jeder Staat ist verpflichtet, die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen, indem er weitreichende Massnahmen ergreift, um Treibhausgasemissionen in kürzester Zeit zu reduzieren oder zu vermeiden. Diese Massnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels dürfen die Menschenrechte weder direkt noch indirekt beeinträchtigen.

Die Unternehmen

Die Unternehmen müssen die Menschenrechte im Einklang mit den UNO Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte respektieren. Es gehört zu ihren Aufgaben, die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf die Menschenrechte zu beurteilen und Massnahmen zur Vermeidung negativer Folgen zu ergreifen. Die Ergebnisse dieser Überprüfung und ein Bericht über die ergriffenen Massnahmen muss veröffentlicht werden. Wenn Unternehmen selbst oder zusammen mit anderen Akteuren Menschenrechtsverletzungen (mit-)verursachen, sind sie zudem verpflichtet, Abhilfemassnahmen zu ergreifen. Diese Pflichten gelten auch für Menschenrechtsverletzungen infolge des Klimawandels.

Unternehmen, insbesondere jene, die mit fossilen Brennstoffen wirtschaften, müssen zudem unverzüglich Massnahmen zur Minimierung von Treibhausgas-Emissionen ergreifen, namentlich durch den Umstieg auf erneuerbare Energien. Diese Massnahmen sollten für alle Tochter- und Schwestergesellschaften, sowie für Unternehmen in ihrer Lieferkette gelten. Unternehmen, die fossile Brennstoffe produzieren (Rohstoffkonzerne) gehören nämlich zu den Hauptverantwortlichen des Klimawandels. Untersuchungen zeigen, dass seit 1988 nur gerade 100 dieser Unternehmen für 71% der globalen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sind.

Was macht Amnesty gegen den Klimawandel?

Amnesty International übt gemeinsam mit anderen Organisationen Druck auf die Staaten aus, damit diese unverzüglich Massnahmen gegen die globale Erwärmung ergreifen.

Amnesty unterstützt junge Menschen, aber auch Gewerkschaften, indigene Völker und andere betroffene Bevölkerungsgruppen in ihrem Engagement und fordert einen raschen und gerechten Übergang zu einer CO2-freien Wirtschaft, die Ungleichheiten jedoch nicht vergrössert, sondern verringert. Amnesty achtet besonders auf den Abbau des Nord-Süd-Gefälles, die mit der Klimaerwärmung zunehmen.

Amnesty International wird weiterhin UmweltaktivistInnen unterstützen, um ihren Einsatz zum Schutz von Bevölkerungsgruppen, Land und Nahrungsressourcen vor den Folgen des Klimawandels, der Gewinnung fossiler Brennstoffe und der Abholzung zu erleichtern.

Die Verteidigung von sicheren Freiräumen für die Zivilgesellschaft auf der ganzen Welt ermöglicht die Ausbildung, Partizipation und Mobilisierung aller und trägt somit ebenfalls zur Förderung einer fortschrittlicheren Klimapolitik bei.

Was sind die Forderungen von Amnesty International?

Aus all diesen Gründen fordert Amnesty von den Regierungen:

  • alles in ihrer Macht Stehende zu unternehmen, um einen Temperaturanstieg von 1,5° C zu verhindern;
  • Treibhausgasemissionen bis spätestens 2050 auf null zu reduzieren, wobei die reichen Länder dieses Ziel schneller erreichen müssen: Bis 2030 müssen die globalen Emissionen im Vergleich zum Niveau von 2010 um die Hälfte reduziert sein;
  • den Einsatz fossiler Brennstoffe (Kohle, Öl, Gas) so schnell wie möglich zu stoppen;
  • sicherzustellen, dass die ergriffenen Klimamassnahmen die Menschenrechte nicht verletzen und Ungleichheiten nicht vergrössern, sondern verringern;
  • sicherzustellen, dass alle Personen, insbesondere diejenigen, die vom Klimawandel oder dem Übergang zu einer Wirtschaft ohne fossile Brennstoffe betroffen sind, Zugang zu umfassenden Informationen über die Ereignisse haben und an Entscheidungen über ihre Zukunft mitwirken können;
  • mit anderen zusammenzuarbeiten, um die Last des Klimawandels zu teilen: Reiche Länder müssen andere unterstützen.
  • das Recht der KlimaaktivistInnen auf Versammlungs- und Meinungsäusserungsfreiheit zu respektieren und keine unverhältnismässige Gewalt gegen KlimaaktivistInnen anzuwenden; dies gilt auch bei gewaltfreiem zivilen Ungehorsam.